Naturbiken im Tannheimer Tal

Zuletzt aktualisiert am 18. Oktober 2024

Entlang der Sonnenhänge haben wir die frische, klare Bergluft schon zu Hauf eingeatmet. Und bereits zahlreiche Höhenmeter erstrampelt. Der feine Kies und Schotter knirscht unter dem tiefen Profil der Laufräder unserer Mountainbikes, während wir uns dem höchsten Punkt unserer Tour nähern. Damit haben wir gut die Hälfte des Weges hinter uns. Einige Anstiege stehen aber noch auf dem Tourenplan. Da kommt die vor uns liegende Krinnenalpe gerade recht.

Streckenlänge: 50,9 km
Fahrzeit: 5,5 Stunden
Höhenmeter bergauf: 1.530
Höhenmeter bergab: 1.530
höchster Punkt: 1.530m (Krinnenalpe)
Schwierigkeit: schwer
Einkehrmöglichkeit: ja
Ausgangspunkt: Schattwald
Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln: ja
gebührenpflichtiger Parkplatz am Ausgangspunkt
Auf dem Weg zwischen Haldensee und Krinnenalpe
Auf dem Weg zwischen Haldensee und Krinnenalpe

Wir befinden uns auf dem Meraner Steig, ganz im Osten des Tannheimer Tals. Unsere Mountainbiketour hat vor 30 Kilometern ihren Anfang genommen. Und bis hierher hat uns „das wohl schönste Hochtal Europas“*¹ einen beeindruckenden Biketag und eine herrliche Reise durch diese einmalige Naturlandschaft geschenkt.

Leichte Wege. Sanfte Berge

Ohnehin ist diese Tour wie eine Reise in meine Kindheit, die ich zu einem großen Teil im Tal erleben durfte. Und auch heute noch bringen mich die familiären Bande oft hierher. Vielleicht zu selten. Und vielleicht zu kurz um die Schönheiten der Tannheimer Berge ausreichend zu würdigen. Gerade mit dem Fahrrad war ich bis heute selten unterwegs. Mehr zum Bergsteigen und Wandern, für das das Tannheimer Tal in den Sommermonaten über die Grenzen hinweg bekannt ist. Genuss-Wanderer, Bergsteiger und auch die Freunde des rauen Fels kommen hier auf ihre Kosten. Die Almwanderungen im Naturschutzgebiet Vilsalpsee, die Gipfeltouren auf den Einstein oder die weniger bekannte Leilachspitze. Die Felsenkünstler an Gimpel und Rot Flüh, die sowohl menschlichen als auch tierischen Ursprungs sind.

Es ist die Vielfalt der Landschaft die seit jeher Menschen in das Tal und auf die über 2.000m hohen Gipfel lockt. Heute geht es nicht ganz so weit nach oben. Gut 1.500 Höhenmeter misst der höchste Punkt der Radrunde den wir gerade hinter uns gelassen haben. Das sind vom durchschnittlich auf 1.100 Metern gelegenen Talboden nicht all zu lange Anstiege. In der Summe aber „ganz ordentlich“.

Das Tannheimer Tal hat sich 2020 dem Projekt Naturbiken angeschlossen. Einem grenzübergreifenden Interreg-Projekt dem neben dem Tannheimer Tal auch das Allgäu, die Region Reutte in Tirol und das Lechtal angehören.

Natur. Genuss

Besucherlenkung ist eines der Ziele des Projekts. 700 Radkilometer warten darauf entdeckt zu werden. In einer durchschnittlichen Höhenlage zwischen 800 und 1.500 Höhenmetern sind das durchaus sportliche Touren. Die mitunter höchsten Auffahrten gibt es hier. Die meisten von ihnen sind aber technisch wenig anspruchsvoll und auch für den Hobby-Sportler gut zu bewältigen. Auf festen und sicheren Wegen geht es durch die Natur, ohne diese auf wilden Trails zu beeinträchtigen oder gar zu zerstören. Und nicht nur der landschaftlichen Genuss steht im Mittelpunkt, wie unser Besuch auf der Krinnenalpe zeigt.

Während die Süße vom hausgemachten Kaiserschmarrn noch auf der Zunge tanzt, rauschen wir auf dem breiten Fahrweg von der Alpe hinunter in Richtung Haldensee. Rund um den See gibt es zahlreiche Hotels die Wanderer und Radlern gleichermaßen als Basis-Station dienen. Und dennoch, trotz dieses großen Angebots an Komfort und Wellness hat sich das Tal seine gemütliche Gastgeberseite bewahrt. Pensionen, Ferienwohnungen und private Vermieter sorgen für eine ausgewogene Mischung. Die Dörfer sind klein und friedlich. Und wer es ursprünglicher mag findet auch auf Hütten wie der Krinnenalpe einen Schlafplatz.

Naturverträglich. Miteinander

Vom Haldensee aus geht es westwärts. Über den Hauptort, der dem Tal seinen Namen gibt. Es geht am Naturschutzgebiet Vilsalpsee vorbei. Das liegt zwar nicht auf dem Streckenprofil der heutigen Tour, wäre aber über einen kurzen Abstecher durchaus in Reichweite. Wie schon den gesamten Tag über geht es auf breiten  Forst- und Wanderwegen dem letzten steileren Anstieg entgegen. Auf dem Weg in Richtung Höfersee und weiter zur Stuiben Sennalpe sind Begegnungen mit Wanderern keine Seltenheit.

Und auch das ist eines der Kernthemen des Radprojekts. Ein gutes Miteinander von Mensch und Mensch. Dafür wurden ein paar klare Verhaltensregeln definiert. Entlang der verschiedenen Strecken im Allgäu und Tirol und im Kartenmaterial zu den Touren werden diese, im Grunde selbstverständlichen Verhaltensregeln, kommuniziert.

Der letzte Anstieg des Tages ist fast geschafft. Vor uns, auf etwa 1.400 Metern Höhe, liegt die urige Stuiben Sennalpe. Das letzte Ziel bevor nurmehr bergab zum Ausgangspunkt.

Aussicht ins Tal
Aussicht ins Tal

Bei einem erfrischenden Getränk genießen wir die letzten Augenblicke inmitten der Tannheimer Berge. Im weiten Talkessel unterhalb von Ponten, Bschiesser und Wannenjoch lassen wir die satten 1.600 Höhenmeter der heutigen Tour noch einmal vorüberziehen. Genug Zeit sich auszutauschen und die gemeinsamen Erlebnisse und Eindrücke zu vertiefen.

Appell. Chance

Was für mich ein stückweit wie eine Reise in die Vergangenheit, eine Reise an die Orte meiner Kindheit, begann, ist zugleich Weckruf für die Gegenwart und ein Aufbruch in die Zukunft. Ein Appell an ein gutes Miteinander von Mensch mit Natur. Ein gutes Miteinander von Mensch und Mensch. Von Radfahrern und Wanderern. Von Einheimischen und Gästen.

Frühjahrsbiken oberhalb Schattwald
Frühjahrsbiken oberhalb Schattwald

Das Naturbiken-Projekt will bewusst machen wie so eine gesunde Koexistenz funktionieren kann. Nicht nur die Rücksichtnahme auf die Natur. Auch die Koexistenz der Interessen der vielen Menschen die in einer Region leben und arbeiten. Und derer die sie besuchen und sich an ihr erfreuen.

Letztlich sind wir alle nur Besucher. Und es bleibt an jedem Einzelnen sich an diesem Bewusstsein zu orientieren.


Verhaltensregeln für nachhaltig-naturverträgliches Biken

Kontrolliert
Fahre stets mit kontrollierter Geschwindigkeit und auf halbe Sicht, besonders bei Kurven, da jederzeit mit Hindernissen zu rechnen ist!
Gemeinsam
Nimm Rücksicht auf Wanderer und Fußgänger und überhole nur im Schritttempo!
Sicher
Nimm Rücksicht auf den Schwierigkeitsgrad der Strecke und schätze deine Erfahrungen und dein Können als Biker genau ein! Schütze deinen Kopf durch einen Helm und kontrolliere die Ausrüstung vor Antritt jeder Biketour (Bremsen, Klingel, Licht)!
Bewusst
Halte dich an Absperrungen und akzeptiere, dass dieser Weg primär der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung dient! Schließe die Weidegatter!
Naturverträglich
Nimm Rücksicht auf Natur und Wild, verlasse die gekennzeichnete Route nicht, verzichte auf das Fahren abseits der geöffneten Wege und beende deine Biketour vor der Dämmerung.
Sauber
Hinterlasse keine Abfälle!

Karte zur Talumrundung mit den Mountainbike

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Wer es nicht ganz so sportlich mag: die Umrundung des Tannheimer Tals lässt sich auch in kleinere Abschnitte unterteilen.

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Bleib auf den ausgewiesenen Wegen
In Österreich ist das Mountainbiken generell auf allen Forst- und Wanderwegen gesetzlich verboten, ausgenommen sind dafür ausdrücklich freigegebene Mountainbike-Strecken. Die Einfahrten auf Forststraßen sind manchmal mit Fahrverbotstafeln und Zusatzinformationen wie „Radfahren verboten“ versehen. Wanderwege weisen diese Verbotsschilder nicht auf, dennoch ist ein Befahren der Wege verboten.


*¹Das Zitat geht auf den bayerischen Schriftsteller Ludwig Steub (1812-1888) zurück. In seinem 1846 veröffentlichten Buch „Drei Sommer in Tirol“ bezeichnete er das Tannheimer Tal als schönstes Hochtal Europas.


Transparenzhinweis
Dieser Beitrag entstand im Auftrag und in Zusammenarbeit mit dem Tannheimer Tal als Regionspartner des Interreg-Projekts Naturbiken Allgäu/Tirol.
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