Zuletzt aktualisiert am 13. November 2024
- Gesamtlänge 17,8 km
- Höhenmeter bergauf: 1.330, 5 Stunden
- Höhenmeter bergab: 1.330, 3,5 Stunden
- Gesamtgehzeit: 8,5 Stunden
- höchster Punkt: 2.427
- Schwierigkeitsgrad: schwer – (T4 SAC-Skala)
- Einkehrmöglichkeiten auf der Tour: ja
- Wegbeschaffenheit: breite Wanderwege und schmale Bergpfade, im Gipfelbereich weglos, felsig, schottrig und ausgesetzt
Diese anspruchsvolle Bergtour führt auf den 2427 Meter hohen Kratzer, oberhalb der Kemptner Hütte bei Oberstdorf.
Der Kratzer, oberhalb der Kemptner Hütte, ist vom Oberallgäu aus gesehen eine markante und durchaus imposante Erscheinung. Der mehrzackige Gipfelaufbau liegt in direkter Nachbarschaft zu Mädelegabel, Trettach und Hochfrottspitze.
Und dennoch bleibt er bei den Touren entlang des Heilbronner Wegs meist »links liegen«. Letztlich führt kein markierter Weg auf die zerklüftete Felsformation die im Grunde aus mehreren Gipfeln besteht.
Das findest Du in dieser Tourenbeschreibung
- Aufstieg aus Richtung Holzgau im Lechtal
- Alternativer Aufstieg aus Richtung Oberstdorf
- Übergang Richtung Heilbronner Weg
- Aufstieg zum Kratzer
- Namensgebung
- Karte zur Bergtour
- Weitere Infos und Tipps zur Tour
Der Aufstieg zum Westgipfel des Kratzer ist von Süden aus relativ gut machbar. Gemeint ist der finale Aufstieg, nicht die Frage, ob man vom Allgäu oder lieber vom Lechtal aus startet.
Aber auch hier ist Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und eine gute Einschätzung der Geländesituation erforderlich. Im Schlussabschnitt wartet leichte Kletterei an den II. Schwierigkeitsgrad heran. Die Bergtour auf den Kratzer ist durchaus mit T5 in der SAC Wanderskala zu bewerten, wenngleich die größten Schwierigkeiten sich auf den Gipfelbereich und die letzten 80-90 Höhenmeter beschränken.
Der Fels ist dort meist fest. Dennoch sollte im ausgesetzten Gelände jeder Griff und jeder Tritt doppelt kontrolliert werden.
Aufstieg aus Richtung Holzgau im Lechtal
Für den Zustieg haben für diese Gipfelbesteigung Holzgau als Talort gewählt. Der Weg durch das Höhenbachtal ist deutlich kürzer wie der alternative Zustieg von Norden.
Zu Beginn geht es am Bach entlang in Richtung Simms Wasserfälle. Die Hängebrücke wird unterhalb passiert, kann aber auf dem Hin- oder auch auf dem Rückweg zusätzlich in die Tour eingebaut werden.
Auf einem breiten Weg geht es am Erlebnisklettersteig Simms Wasserfälle und dem Café Uta vorbei ins Tal.
Ohne große Steigungen ist die Untere Roßgumpenalpe nach etwa einer Stunde erreicht. Hier beginnt der eigentliche Aufstieg auf das Mädelejoch. Ein schöner Bergpfad der zunächst durch den Wald, dann durch Latschen bewachsenes Gebiet bis über die Baumgrenze führt.
Die Lechtaler Berge ,mit der markanten Holzgauer Wetterspitze bauen sich im Süden auf, während mit zunehmender Höhe der Große Krottenkopf seinen massigen Gipfelaufbau zeigt. Und auch der Kratzer ist zu Beginn des Aufstiegs bereits zu erkennen, verschwindet aber mit zunehmender Höhe und zeigt sich erst kurz vor Erreichen des Jochs wieder. Nach etwa einer weiteren Stunde sind die 600 Höhenmeter überwunden.
Alternativer Aufstieg aus Richtung Oberstdorf
Alternativ zum Aufstieg aus dem Lechtal kannst Du die Bergtour auf den Kratzer natürlich auch von Oberstdorf und über die Kemptner Hütte angehen.
Hier lohnt sich allerdings die Zuhilfenahme eines Fahrrads um den langen Weg vom Ortsrand von Oberstdorf in die Spielmannsau abzukürzen.
Die Tour beginnt als leichte Wanderung am südlichen Ortsende von Oberstdorf. Rechts der Trettach führt ein gut ausgebauter Wanderweg über kleine Stege zunächst zum Café Jägerstand. Eine Brücke führt auf die andere Seite der Trettach und es geht auf einem breiten Schotterweg, vorbei an der Abzweigung zum Oytal, zum Café Gruben-1a.
Hinter dem Ausflugslokal bleibst Du immer auf der linken Seite der Trettach und wanderst weiter in Richtung Dietersberg. Das liegt gut 2,5km hinter Gruben und markiert auch den den Einstieg zum Hölltobel, der hinauf nach Gerstruben führt.
Von dort geht es immer weiter südwärts, bis zum Gasthof Spielmannsau. Kurz nach dem Gasthof kommt die Alpe Oberau in Sicht. Bis hierher ist der Zustieg im Grunde flach und beginnt nun erstmals richtig zu steigen.
Am Ende der Spielmannsau bleibt das Rad in der Nähe der Materialbahn der Kemptner Hütte stehen. Anschließend geht es in Richtung Sperrbachtobel. Zunächst durch den Wald, dann durch dichtes Buschwerk, steig der Weg mehr und mehr an. Du querst zweimal die Trettach und steigst anschließend auf der linken Seite durch den Sperrbachtobel hinauf auf die Alpenvereinshütte.
Von hier geht es anschließend zum Mädelejoch, wo Du auf den beschriebenen Zustieg aus Richtung Holzgau triffst.
Der Aufstieg von Oberjoch über die Spielmannsau und den Sperrbachtobel zur Kemptener Hütte ist teil des vielbegangenen Europäischen Fernwanderweg Nummer 5. Und auch andere Wanderer zeiht es entweder bis zur Spielmannsau und weiter auf die Schutzhütte des DAV. Daher musst Du in der Hauptsaison mit ziemlich vielen Gleichgesinnten rechnen. Ab dem Mädelejoch wird es in der Regel aber deutlich ruhiger, da der Hauptstrom dann auf den Spuren des E5 in Richtung Holzgau wandert.
In Richtung Heilbronner Weg
Auf dem Mädelejoch geht es links ab in Richtung Rappenseehütte. Der teils stark frequentierte Teil des Wegs endet hier. Zwar ist der Heilbronner Weg ebenso ein beliebter Höhenweg, wird aber meist in entgegengesetzter Richtung, von der Rappenseehütte kommend begangen. Der beliebte E5 hingegen führt täglich zahlreiche Wandergruppen von der Kemptner Hütte in Richtung Holzgau.
Weitere 260 Höhenmeter bergauf schließt sich bald ein relativ flaches Stück des Wegs an. Es geht mit herrlichem Panoramablick auf der Südseite des Kratzer in Richtung Mädelegabel.
Dann, knapp 2 Kilometer nach dem Mädelejoch, stehst Du unterhalb des West- und des Hauptgipfel des Kratzers. Der markierte Weg führt weiter in Richtung Mädelegabel. Rechts ab folgt nun der weglose Aufstieg zum Westgipfel, dessen Gipfelkreuz im Zustieg bereits zu erkennen war.
Aufstieg zum Kratzer
Wenn der Hochvogel der König der Allgäuer Alpen ist, die Höfats die Königin, dann dürfte der 2427 Meter hohe Kratzer die Krone sein, oder die zugehörige Burg. Zumindest von seiner Gestalt.
So adelig präsentiert er sich allerdings bei näherer Betrachtung nicht! Der Gipfelbereich ist stark zerklüftet. Schotterrinnen, teils steil abfallende Wände und nicht immer wirklich fester Fels prägen seinen Charakter.
Bis man in diesen Bereich gelangt, gilt es aber noch die steilen Gras- und Schrofenhänge unterhalb des Westgipfels zu bewältigen.
150 steile Höhenmeter führen zunächst über Gras, dann durch über rutschige Schotterflächen in felsigeres Gebiet. Als Orientierung dient zunächst eine ausgeprägte Schotterrinne, die sich unterhalb des Westgipfels und einem weiteren Felsaufbau durch die Wiesen nach oben zieht.
Anschließend orientierst Du Dich an der links gelegenen Scharte. Kurz vor Erreichen des Felsbereichs sind deutliche Pfadspuren zu erkennen, die sich im Zickzack nach oben ziehen. Dann geht es durch teils loses, teils festgebackenes Geröll in die Scharte rechts des Westgipfels.
Auf der Scharte angekommen zieht sich ein gute erkennbares Band, teilweise mit Steinmännchen markiert, dem Gipfel entgegen. Wer lieber Fels bevorzugt, kann dem Steig zu Beginn nach links ausweichen und gelangt so in leichter Kletterei auf einen ausgesetzten Rücken der einen der Felstürme mit dem Westgipfel verbindet.
Nun sind es nur noch ein paar konzentrierte Tritte und Griffe, bevor der Gipfel mit dem beeindruckenden Rundumblick erreicht ist.
Neben Hohem Licht, Mädelegabel, Hochfrottspitze und Trettach im Westen, breitet sich in nördlicher Richtung das Panorama über Oberstdorf, dem Hindelanger Klettersteig, Höfats und Rauheck bis zum Hochvogel aus. Weiter östlich der bereits erwähnte Große Krottenkopf und die Öfnerspitze, im Süden die Lechtaler Gipfelparade.
Nach einer ausgiebigen Rast unterhalb des Gipfels, hier ist der Rücken in nördlicher Richtung breit und bietet gute Sitzmöglichkeiten, geht es auf dem identischen Weg wieder zurück ins Tal.
Namensgebung und Herkunft
Die Recherchen von Thaddäus Steiner haben ergeben, dass bereits 1627 über den Berg mit seinem markanten Gipfelaufbau berichtet wurde. Ob damals schon die Bergtour auf den Kratzer beleibt war, ist nicht überliefert.
Er schreibt jedenfalls in seinem Buch der Allgäuer Bergnamen: „Das von mehreren Gipfel und Zacken charakterisierte Massiv wurde mit einem Instrument zum Kratzen, einer Kratze, verglichen und als Bergname motiviert, wie Riffler zu Riffel. Im Ötztal ist aber schon für das Instrument selbst die Form Kratzar belegt (Schatz Tiroler Wb., Bd. 1, S.354).“
Quelle: Allgäuer Bergnamen von Thaddäus Steiner, erschienen im Kunstverlag Josef Fink
- Steiner, Thaddäus (Autor)
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Karte zur Bergtour auf den Kratzer
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Weitere Infos und Tipps
Kurz vor dem Gasthof Bären, auf der rechten Bachseite des Höhenbach, gibt es einen gebührenpflichtigen Wanderparkplatz. Die Tagesgebühr beträgt 3,00€ (Stand August 2022).
Wer von Oberstdorf und den Sperrbachtobel aufsteigt, kommt an verschiedenen Lokalen vorbei. Kurz vor der Talstation Materialbahn der Kemptner Hütte lohnt sich beispielsweise die Einkehr in der Alpe Oberau.
Absturzgefahr ist definitiv vorhanden, daher ist die Bergtour in der SAC-Wanderskala mit T4 bis T5 zu bewerten!