Zuletzt aktualisiert am 16. April 2024
- Gesamtlänge Tirolerweg: 61,2 Kilometer
- Anzahl Etappen: 4 und 2 Tourentage mit identischem Ãœbernachtungsort
- Höhenmeter bergauf: 3.860
- Höhenmeter bergab: 2.360
- Gesamtgehzeit: etwa 25 Â Stunden
- Schwierigkeitsgrad: schwer
- Einkehrmöglichkeiten auf der Tour: ja
- Übernachtung: in Hotels, Gasthöfen und auf Hütten
- Wegbeschaffenheit: teils breite, befestigte Wanderwege, schmale Waldpfade, geschotterte Wirtschaftswege, anspruchsvolle Bergpfade
Den Tirolerweg habe ich im August 2020 in Kooperation mit Eurohike gemacht. Eine organisierte Wanderung mit Gepäcktransfer, die man aber auf eigene Faust bewältigt.
Die Etappenwanderung führt an 4 Tagen von Garmisch-Partenkirchen nach Innsbruck. Zusätzlich sind 2 Tage für Touren bei Garmisch-Partenkirchen und rund um die Halleranger Alm eingeplant. Neben einem organisierten Gepäcktransfer stehen unbeschreiblich schöne Touren und Bergpanoramen auf dem Progamm.
Himmel & Hölle
Im Angesicht des höchsten Berges
Wild und unzähmbar rauscht der Hammersbach durch die tiefe Felsenschlucht der Höllentalklamm. An den Wänden tropft das Wasser. Ein kalter Wind pfeifft durch die den schmalen Felsspalt, der nur in den Sommermonaten begehbar ist. In den Fels geschlagene Steige, Treppen, Tunnel und Brücken wechseln sich ab.
Höllentor und Hölle. Schussanger und Himmelsreich. So heißen Streckenabschnitte der berühmten Kandahar-Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen. Die Parallelen in der Namensgebung zu dieser Tour sind unübersehbar.
Gerade noch in der schmalen, tosenden Klamm, öffnet sich der Felseinschnitt und es geht hinauf zur Höllentalangerhütte. Die Zugspitze mit ihren Schneefeldern, die immer noch den heißen Sommer überdauern, rückt näher und näher. Man möchte direkt weiter auf den höchsten Gipfel Deutschlands, doch an der Höllentalangerhütte wechselt der Weg die Richtung.
Der Weg hinauf zu den Knappenhäusern, Relikte einer längst vergangenen Bergbauepoche, ist purer Genuss. Die angenehme Steigung wird nur kurz unterbrochen. Die Ausblicke entschädigen ohnehin für jegliche Mühe.
Zum Hupfleitejoch steigt der Bergpfad am Hang etwas mehr an bevor der kurze Abstieg in Richtung der Bergstation der Kreuzeckbahn folgt.Â
Des Königs Hochsitz
Ein Tag der Gegensätze
Laut ist sie. Die Partnach. Die sich durch einen schmalen Felseinschnitt unweit der Olympiaschanze von Garmisch-Partenkirchen ihren Weg bahnt. Auch wenn die Klamm im Vergleich zu der getrigen ruhiger wirkt, so ist sie nicht minder beeindruckend.
Die grauen Felswände. Die dunklen Tunneldurchgänge. Das brodelnde, eisblau schimmernde Wasser mit seinen weißen Schaumkronen. Das hat schon etwas unheimlich und bedrohliches an sich. Die Madonna im letzten Drittel der Klamm ist der ruhige Gegenpol auf dem relativ flachen Weg durch die Klamm.
Der erste Gegensatz. Urplötzlich öffnet sich der Blick in das weite Reintal. Ein wunderschönes Bergpanorama.
Dann taucht der Weg steil in den Wald ein. Auf dem Kälbersteig geht es umgeben vom Grün des Mischwalds nach oben. Über zahlreiche Stufen und Wurzeln gewinnt der Weg schnell an Höhe.
Mit jedem Schritt wird das donnernde Rauschen der Partnachklamm leiser. Mit jedem Schritt wird es ruhiger und einsamer. Und gerade diese Ruhe und Abgeschiedenheit lässt die Anstrengung des steilen Aufstiegs vergessen.
Mit Erreichen des Königsweg, der aus Richtung Ellmau über die Wettersteinalm nach oben führt, ist es fast geschafft. Das Bergpanorama öffnet sich. Rechter Hand ist das Finale des ersten Tages zu sehen. Und ein paar Höhenmeter weiter thront das hölzerne Königshaus des bayerischen Märchenkönigs, das im Inneren so manche Überraschung bereit hält.
Entgegen mancher Meinung war das Königshaus am Schachen kein Jagdsitz. Vielmehr ein Rückzugsort König Ludwigs II. von Bayern. Mit grandiosem Bergpanorama und allem notwendigen Komfort der damaligen Zeit. Und noch ein wenig mehr.
Gleich nebenan wartet das Nachtlager. Darüber die mächtigen Wände der Frauenalplspitz. Und mit einem königlichen Blick vom Königshaus in Richtung Alpspitze endet mit den letzten Sonnenstrahlen ein herrlich gegensätzlicher Tag.
Felsentürme & Trutzburgen
Das Dach der Tour
Mit Verlassen des idyllisch und fast schon lieblich gelegenen Königshaus beginnt der Aufstieg in ein Felsenreich der ganz besonderen Art.
Kaum sind die letzten Latschfelder überwunden, rückwärtig lässt sich noch ein kurzer Blick auf die Almwiesen rund um das Nachtlager erhaschen, bauen sich ringsherum die mächtigen Wände und Gipfel des Wettersteingebirges auf.
Nach rechts geht es steil ins Reintal hinab. Und oben beherrscht mit den ersten Sonnenstrahlen die Meilerhütte die Kulisse der Felswände um die Signalspitze und die Partenkirchener Dreitorspitze.
Nach einem kurzen, flacheren Terrain beginnt die Eroberung der Meilerhütte. Durch einen Felsspalt geht es hinauf auf die 2.366 Meter hoch gelegene „Burg“. Nur 2 Meter über der Hafelekarspitze, die auf der letzten Etappe wartet, aber dennoch der höchste Punkt der gesamten Tour.
Wer die Eroberung der Trutzburg zeitig in Angriff nimmt, erreicht das Dach der Tour im Schatten. Mit Überschreitung der Grenze von Bayern nach Tirol ändert sich das. In Richtung Leutasch breitet sich eine weite Geröllwüste aus. Die Felsen heizen sich schnell auf. Deshalb und aufgrund der Länge der Etappe war der frühe Tagesbeginn eine gute Entscheidung
Zunächst ein kurzer, steiler Abstieg. Dann ein weites Geröllfeld und weiter, immer weiter ins Tal. Über 1000 Höhenmeter im Abstieg stehen dem kurzen Aufstieg gegenüber. Die Vegetation nimmt zu. Ausgedehnte Latschenfelder übernehmen das Regiment über die zuvor noch lebensfeindlichen Schotterfelder und Kalksteinschichte, die sich vor Jahrmillionen in einem flachen und warmen Meer hier abgelagert haben.
Flach geht es nun aber wirklich zur Sache. Zumindest nicht bis kurz vor Leutasch. Der Weg führt unvermindert steil nach unten. Erst im bewaldeten Gebiet entspannt sich das Gefälle, bevor der letzte Anstieg des Tages erreicht ist.
Ein Geländeeinschnitt zwischen Arnplattenspitze und Hochfluder steht noch zwischen uns und dem Etappenziel in Scharnitz. An den breiten Fahrweg, der zum Hohen Sattel führt, sollte man sich aber nicht gewöhnen. In Richtung Scharnitz geht es nochmals steil bergab, bevor die Wiesen rund um den Tiroler Grenzort erreicht sind.
Quellen und Kraftorte
Vom Ursprung zum Sinn
Der Aufstieg von den Quellen der Isar auf die Halleranger Alm ist nicht sonderlich weit. Im Vergleich zu den vorangegangenen Touren fast schon ein Spaziergang. Und doch hat dieser 4. Tag des Tirolerweg so viel mehr zu bieten als die nüchterne Forststrasse, die aus Richtung Scharnitz über die Kastenalm zum Nachtquartier führt.
Das Quellgebiet der Isar ist ein weitläufiges Gebiet entlang des Weges. Kleine Bäche. Wege. Holzbrücken und Tümpel. Ein ruhiger und versteckter Ort zum Innehalten.
Der Weg zur Kastenalm ist flach. Flach und breit und bei Radfahrern ein beliebter Weg. Erst ab spät im Tal beginnt der Weg zu steigen. Steil geht es hinauf in Richtung Halleranger. Gedankenversunken geht es hinauf. Schweißtreibend, aber nicht anspruchsvoll.
Bäche, kleine und große Wasserfälle sorgen für Abwechslung entlang des Wegs. Die Halleranger Alm liegt eingebettet zwischen Sunntigerspitze und Speckkarspitze mit ihren beeindruckenden Felswänden. Der Halleranger Bach, der unweit der Alm entspringt, ist zwar der erste Quellbach der die Isar speist. Namensgeber des großen Stroms ist er aber nicht. Vielleicht würde der Name der Hallerwangerbachauen nicht zur bayerischen Landeshauptstadt passen.
Das Stimmengewirr am Abend auf der Gaststube schließt den Kreis zu den brodelnden Wassern der Isarquellen. Es duftet nach frischem Kaiserschmarren. Das ein oder andere Glas erklingt. Und ein herrlicher Tag endet, begleitet von Tiroler Gastfreundschaft und ohne jeglichen Empfang moderner Kommunikation auf 1774 Metern Höhe. Wenn das nicht auch der Sinn des Weitwanderns ist?
In der Ruhe liegt die Kraft
Nur das Summen der Bienen, der lautlose Flügelschlag der Schmetterlinge und das leichte Plätschern des kleinen Bachs, der sich von den Hängen der Gamskarspitze seinen Weg zum Halleranger Bach bahnt.
Sunntiger oder Reps Gipfel. Überschalljoch oder Gamskarspitze. Für ambitionierte Felsenfreunde die Speckkarspitze.
Ziele stehen genügend zur Auswahl. Oder man genießt an einem Ruhetag einfach das für was er steht: Ruhe. Während die ersten Mountainbiker die Terrasse der Halleranger Alm betreten und ein geschäftiges Treiben beginnt, stehen unweit der Alm die Uhren still. Der Blick schweift über die Gleirsch-Halltal-Kette. Der Körper tankt Kraft für den morgigen letzten Tag. Geist und Seele tanken noch ein wenig mehr.
Zum Nachmittag hin füllt sich die Terrasse der Halleranger Alm mehr und mehr. Die Stimmen der Übernachtungsgäste, Wanderer, Kletterer und der zahlreichen Mountainbiker, die die steile Auffahrt mit mehr oder weniger technischer Unterstützung gemeistert haben, erfüllen die Luft. Und gegen Abend, mit zunehmender Gemütlichkeit, werden die sportlichen Heldentaten immer epischer ausgeschmückt. So klingt der Tag bei dem ein oder anderen Glaserl und einer dampfenden Speckknödelsuppe gemütlich aus.
Auf Adlerschwingen und Goethes Spuren
Auf den Spuren berühmter Vorbilder
Die Via Alpina führt von Triest bis nach Monaco. Der Adlerweg verläuft auf 33 Etappen durch ganz Tirol. Und der Goetheweg folgt den Spuren des Dichters von München bis nach Venedig. Diese drei Wege macht sich auch der Tirolerweg zu Eigen.
Nach dem gestrigen Ruhetag steht mit dem letzten Tag die Königsetappe an. Sozusagen das krönende Finale des Tirolerweg. Etwa 5 Stunden purer Genuss auf den letzten 13 Kilometern.
Der „Flug“ über den anregenden Wilde-Bande-Steig wird nur kurz vom steilen und schottrigen Aufstieg zum Stempeljoch ausgebremst. Die härtesten der knapp 1000 Höhenmeter, die es bis Innsbruck noch zu absolvieren gilt. Im Aufstieg sieht und spürt man wie die Berge leben. Sie sind ständig in Bewegung, so wie der schottrige Untergrund. Den Wegebauern muss die Wegbereitung in diesem Abschnitt wie eine Sisyphos-Arbeit vorkommen, die Jahr für Jahr von vorne beginnt.
Dann schlängelt sich der Wegverlauf über die Pfeishütte hinauf zur zur Mandscharte. Der alles überragenden ersten Blick auf die Tiroler Landeshauptstadt, die kurz darauf auf der anderen Bergseite schon wieder verschwindet.
Diese Etappe wird dominiert von den zahlreichen Bändern und Pässen. Dem Lafatscher Joch mit seinen dutzenden Gemsen. Dem steilen Stempeljoch und dem Mahdtaljoch. Der Mandlscharte und der Mühlkarscharte. Und zuletzt dem Gleirschjöchl im letzten Aufstieg vor Erreichen des Hafelekars.
Zum Ende hin geht es vor dem herrlichen Innsbrucker Panorama entspannt am Hang entlang zur Bergstation der Nordkettenbahn. Noch ein kurzer Abstecher auf die Karspitze und das Finale der Tour, „Top of Innsbruck“, ist erreicht.
Was ich nicht erlernt habe, habe ich erwandert
Johann Wolfgang von Goethe
Mit dem Abschluss dieser Tour haben wir zahlreiche Kilometer erwandert und so einiges gelernt. Über die Schönheit der Natur. Über die Freiheit in den Bergen. Und über uns.
…über Eurohike, den Tirolerweg und andere organisierte Touren mit Gepäcktransfer.
Streckenprofil des Tirolerweg
Der Abschnitt von Scharnitz bis zu den Isarquellen ist mit einem Shuttle-Service organisiert.
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Weitere Informationen
Die Tagesetappen im Detail
Die Tourenbeschreibungen der Einzeletappen des Tirolerweg, Karten mit Höhenprofil und GPX-Download, sowie viele weitere Bilder der Tour findest Du hier:Â
- Tag 1 | Durch die Höllentalklamm bei Garmisch zum Kreuzeck
- Tag 2 | Durch die Partnachklamm und über den Kälbersteig zum SchachenhausÂ
- Tag 3 | Vom Schachenhaus über das Wettersteingebirge nach Scharnitz
- Tag 4 | Ãœber den Isarursprung zur Halleranger AlmÂ
- Tag 5 | Gipfeltouren um die Halleranger Alm
- Tag 6 | Von der Halleranger Alm zur NordketteÂ
Hallo !
Ist diese Tour für Anfänger zu empfehlen?
Beste Grüße
Birgit Dearing
Hallo Birgit!
Für Anfänger würde ich einfachere Mehrtagestouren empfehlen. Auch die teils anspruchsvollen Wege entlang der beschriebenen Route erfordern doch ein wenig Erfahrung und Trittsicherheit.
Und mit dem 3. Tourentag steht eine sehr lange Etappe an.
Schau Dir doch einmal den Dachsteinhöhenweg an. Da sind die Etappenlängen durchaus kürzer: https://bergparadiese.de/unsere-erfahrungen-auf-dem-dachstein-hoehenrundweg-teil-1
Ich habe diese beschriebene Tour ja mit Eurohike gemacht. Auf deren Webseite findest Du eine Vielzahl an einfacheren, mehrtätigen Routen. Beispielsweise auch von Meran an den Gardasee, wo weniger alpines Gelände auf dem Plan steht.
Der Vorteil bei diesen organisierten Touren: Du bist nicht in einer Gruppe unterwegs, sondern gehst für Dich alleine, die Unterkünfte sind für Dich schon reserviert und Du bekommst sehr umfangreich beschriebenes Strecken- und Kartenmaterial. Außerdem kannst Du mit einem Tagesrucksack wandern und bekommst (ausser auf Berghütten) Dein Gepäck jeden Tag zur Unterkunft geliefert. Alles in allem eine echt gute Sache, um in das Erlebnis von Mehrtagestouren einzusteigen: https://www.eurohike.at/de
Wörter Mehrtagestouren mit unterschiedlichen Anforderungen findest Du auf meinem Blog auch hier: https://bergparadiese.de/thema/etappen-und-weitwanderwege
Viele Grüße
Björn von Bergparadiese