Die 4 Zustiege auf den König der Allgäuer Alpen: den Hochvogel

Zuletzt aktualisiert am 31. Mai 2024
  • Anzahl der möglichen Varianten: 4
  • Gesamtlänge: 13,5 Kilometer / 16 Kilometer / 17,75 Kilometer / 18,5 Kilometer
  • zu überwindende Höhenmeter: 1.200 – 1.592m
  • höchster Punkt: 2.592m
  • Gehzeit: 7 – 11 Stunden
  • Schwierigkeitsgrad: schwer, gute Kondition und Trittsicherheit erforderlich (T3 SAC-Wanderskala)
  • Wegbeschaffenheit: je nach Variante asphaltierte Alpwege, schmale Bergpfade, breitere Wanderwege, leichte Kletterei, Firnfeld, alpine Steiganlage
  • Einkehrmöglichkeiten auf der Tour: teilweise
  • mit Bus und Bahn erreichbar: teilweise
  • Erforderliche Ausrüstung: Bergschuhe, wettergerechte Kleidung, ausreichend Proviant und Wasser, Sonnenschutz, Smartphone für Notrufe, Notfall-App, Karte, Erste-Hilfe-Ausrüstung. Hier findest Du unsere Packlisten.

Für mich gilt er zurecht als der König der Allgäuer Alpen. Der Hochvogel ist von seiner Gestalt, seinem Wesen und seinen verschiedenen Zustiege ein rundum perfekter Berg!

Panoramablick zum Hochvogel und dem weiteren Wegverlauf unter der Lärchwand
Panoramablick vom Jubiläumsweg zum Hochvogel

Die Felspyramide des Hochvogel liegt im Naturschutzgebiet der Allgäuer Hochalpen. Auf der Grenze zwischen Bayern und Tirol, hier das Allgäu, drüben das Lechtal, ragt sein Gipfel 2.592m in die Höhe. Dabei nimmt er in der Rangliste der höchsten Gipfel der Allgäuer Alpen zwar lediglich den 13ten Rang ein.

Aber auf seinem zerfurchten felsigen höchsten Punkt fühlt man sich wie auf dem Dach dieser Gebirgsgruppe, zu der neben dem zentralen Kamm auch die Hornbachkette über dem Lechtal, die Tannheimer Berge oder die nordwestlichen Walsertales Berge zählen. Der Hochvogel thront über seiner eigenen, der Hochvogel- und Rosszahngruppe.

Diese Wege führen auf den Gipfel des Hochvogel

  1. Über den Kalten Winkel
  2. Über die Kreuzspitze
  3. Über den Bäumenheimer Weg
  4. Über den Fuchsensattel

Panoramablick vom Gipfel des Hochvogel

Ein rundum perfekter Berg

4 verschiedene Wege führen auf den Hochvogel. Vielmehr sind es 4 verschiedene Zustiege von denen einer aufgrund der akuten Felssturz-Gefahr gesperrt wurde. Die nach Südosten ausgerichtete Wand des Berges droht nämlich in die Tiefe zu stürzen. Ein tiefer Riss zieht sich durch den Gipfelaufbau, der von Jahr zu Jahr größer wird. Man weiß nicht wann, man weiß nur dass dieser Berg sein Aussehen radikal verändern wird.

Die verbliebenen 3 Zustiege treffen sich auf der Scharte oberhalb des sogenannten Kalten Winkel. Von dort führt nur ein Weg auf den letzten Höhenmetern zum Gipfel. Jede der Zustiegsvarianten ist als schwer einzustufen und erfordert in einigen Abschnitten auch den Einsatz der Hände und somit leichte Kletterei!

Der tiefe Riss auf dem Gipfel des Hochvogel
Der tiefe Riss auf dem Gipfel des Hochvogel

Die Zustiege von Nord-Westen

Wasserfall an der Oberen Bärgündele Alpe
Wasserfall an der Oberen Bärgündele Alpe

Vom Allgäu aus geht es über das Hintersteiner Tal zunächst in Richtung Giebelhaus. Für 11 Kilometer auf der für den normalen Verkehr gesperrten Giebelstrasse empfiehlt sich ein Fahrrad. Alternativ bietet sich der Pendelbus zwischen Hinterstein und dem Giebelhaus an. Das bedeutet jedoch auch, dass der Aufstieg frühestens mit Ankunft des ersten Busses erfolgen kann und somit der Bergtag relativ spät beginnt. Zudem folgt man vom Giebelhaus dem Fahrweg nochmals knappe 3 Kilometer, bevor der Einstieg und Aufstieg zum Prinz-Luitpold-Haus erreicht ist.

Die Untere Bärgündele Alpe
Die Untere Bärgündele Alpe
Am Prinz-Luitpold-Haus
Am Prinz-Luitpold-Haus

Über die weiten Wiesen der Bärgündele Alpen geht es auf das 1.846m hoch gelegene Schutzhaus des Deutschen Alpenverein. Kurz nach der DAV-Hütte kann man sich für den Weg über den Kalten Winkel oder über die anspruchsvollere Kreuzspitze entscheiden.

Über Schnee und Eis durch den Kalten Winkel auf den Hochvogel

Die Tour über den Kalten Winkel war mein erstes Hochvogel-Erlebnis. Damals mit einer Übernachtung auf dem Prinz-Luitpold-Haus und einem Aufstieg in der Morgendämmerung.

Etwa 180 Höhenmeter nach der Alpenvereinshütte teil sich der Weg. Linker Hand geht es in einigen Kehren hinauf zur Eisentreppe die zur Balkenscharte führt. Von dort beginnt ein Höhenweg, der gerade in den frühen Morgenstunden, mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages, ein purer Genuss ist. Der Weg ist nicht so anspruchsvoll wie der Aufstieg über die Kreuzspitze, einige hundert Meter vor Erreichen des Schneefelds am Kalten Winkel muss man aber auch hier Hand anlegen.

Es gilt eine Felsrippe, unterstützt mit ein paar Tritten und Stiften aus Eisen, zu überwinden, bevor es, wie nahezu den gesamten Weg von der Balkenscharte her kommend, ebenerdig zum Ganzjahresschneefeld geht. Je nach Monat und auch je nach Schneefall des vorangegangenen Winters fällt das Schneefeld am Kalten Winkel mal größer und mal kleiner aus.

Blick in den Kalten Winkel
Blick in den Kalten Winkel

Sicher ist nur, dass es in den frühen Stunden des Tages oft noch eisig ist, weshalb sich Spikes oder leichte Steigeisen durchaus empfehlen. In ein paar weiten Kehren geht es hinauf zum Sattel wo auch der Weg über die Kreuzspitze ankommt.

Auf Fels und Eisen über die Kreuzspitze auf den Hochvogel

Aufstieg über das weite Kar in Richtung Kreuzspitze
Aufstieg über das weite Kar in Richtung Kreuzspitze

Wählt man 180 Höhenmeter nach dem Prinz-Luitpold-Haus den Weg zu seiner Rechten, so geht es zunächst in einen weiten, mit grobem Fels übersäten Kessel unterhalb der Kreuzspitze. Das Reich der Gemsen. In einer weiteren Kehre führt der Wegverlauf zu einer Felswand. Hier beginnt der Aufstieg auf die Kreuzspitze.

Felsdurchgang im Aufstieg zur Kreuzspitze
Felsdurchgang im Aufstieg zur Kreuzspitze

Der Weg wird erst gegen Ende steiler. Eisentritte, Stifte und ein Drahtseil helfen beim Aufstieg durch den Fels. Auf der Scharte unterhalb der Kreuzspitze öffnet sich das herrliche Panorama hinunter ins Schwarzwassertal.

Auf der Sonnenseite mit Hochvogel-Blick
Auf der Sonnenseite mit Hochvogel-Blick
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Etwas ausgesetzter geht es unterhalb der Kreuzspitze auf den Sattel oberhalb des Kalten Winkels. Die letzten Meter im Abstieg zum Sattel sind von teils hohen Tritten geprägt. Vorher kann man noch einen kurzen Abstecher zum 2.367m hohen Gipfelkreuz machen.

Die Zustiege von Südosten

Wie bei den Zustiegen von Allgäuer Seite, so ist auch bei den beiden Varianten aus dem Lechtal der erste Teil des Weges identisch.

Kurz unterhalb der Schwabegghütte
Kurz unterhalb der Schwabegghütte
An der Schwabegghütte
An der Schwabegghütte

Am Gasthof Adler in Hinterhornbach geht es durch den Schutzwald nach oben. Dem ersten steilen Aufstieg folgt ein flacherer Abschnitt. Abermals durch den Wald zieht sich der Weg den Schwabegghütten entgegen. Ab etwa 1.600 Metern Höhe prägen Latschenfelder die Landschaft und säumen den Weg bis zu einer Gabelung.

Kurz vor dem Abzweig zum Bäumenheimer Weg
Kurz vor dem Abzweig zum Bäumenheimer Weg

Der Weg zur Linken ist noch gut zu erkennen, allerdings seit einigen Jahren aufgrund der erwähnten Felssturzgefahr gesperrt.

Der Weg vergangener Tage: der Bäumenheimer Weg

Dennoch möchte ich diesen herrlichen Zustieg durch die südlichen Felsflanken des Hochvogel nicht unerwähnt lassen. Zumindest diese eine Bild aus dem Aufstieg soll von diesem ehemals wunderschönen Felsensteig berichten.

Blick zurück auf den Aufstieg
Blick vom Bäumenheimer Weg auf den Abzweig zum Fuchsensattel

Kontrastreicher Aufstieg über den Fuchsensattel auf den Hochvogel

An der Gabelung nach den Schwabegghütten führt ein Höhenweg auch das Kuhkar hinüber zum Fuchsensattel. Der Übergang ist leicht. Erst auf den letzten Metern steigt der Weg auf den grasgrünen Sattel an. Und hier bietet sich dem Bergsteiger ein einmaliger Kontrast.

Aufstiegsweg zum Fuchsensattel
Aufstiegsweg zum Fuchsensattel

Dem satten Grün steht die mächtige, schwarz-graue Ostwand des Hochvogel gegenüber. Ein felsig-schottriger Weg zieht sich am Hang entlang der Wand entgegen. Es geht hinunter zum sogenannten Salzboden. Und auch wenn vorher schon wilde Wege in Richtung Kalter Winkel weisen, so sollte man den sicheren Abstieg bis zu diesem Punkt in Kauf nehmen. Immer wieder kann man den Steinschlag aus den Wänden deutlich wahrnehmen.

Der zu Beginn felsige Abstieg zum Salzboden
Blick auf den Hochvogel

Zudem ist der Salzboden einfach ein herrliches Fleckchen Erde und ein erneuter Kontrast zur bedrohlichen Ostwand des Hochvogel.

Selbst im Sommer halten sich hier noch teils Altschnee-Reste. In zahlreichen Kehren geht es nun hinauf zu der Felsrippe, die ich beim Aufstieg über die Balkenscharte bereits beschrieben habe. Dort vereinigen sich beide Wege. Über das Schneefeld am Kalten Winkel geht es nun hinauf zum Sattel und auf die letzten beeindruckenden Höhenmeter der Hochvogel-Besteigung.

Aufstieg aus dem Salzboden
Aufstieg aus dem Salzboden

Über die Schnur auf den Gipfel des Hochvogel

Frühsmorgens auf der Schnur im Aufstieg zum Hochvogel
Frühmorgens auf der Schnur im Aufstieg zum Hochvogel

Während der Aufstieg über den Bäumenheimer Weg eine eigene Route verfolgte, so führen die anderen drei  Varianten ab dem Sattel oberhalb des Schneefelds am Kalten Winkel über ein und denselben Weg zum Gipfel.

Über die sogenannte Schnur, einem breiten und überdachten Felsband geht es zu den finalen Höhenmetern. Vorher sind noch ein paar Felsplatten und Absätze zu überwinden.

Der letzte Teil des Aufstieg auf 2.592 Metern Höhe entgegen erfolgt über den stufigen Gipfelaufbau. Trotz der anspruchsvollen Touren und Zustiege ist dieser Teil einfach nur ein Genuss. Und ein erhebendes Gefühl ist es allemal, hier oben beim „König“.

Die letzten Meter auf den Gipfel
Die letzten Meter auf den Gipfel
Aussicht vom Hochvogel Gipfel in die Allgäuer Alpen
Aussicht vom Hochvogel Gipfel in die Allgäuer Alpen

Detaillierte Tourenbeschreibungen inklusive Kartenmaterial und weiteren Infos

In dieser Übersicht findest Du alle Aufstiegswege auf den »König der Allgäuer Alpen«. Detailliert beschrieben, inklusive zahlreicher Bilder und Tipps rund um die jeweilige Bergtour.


Bergsport ist ein Risikosport!
Trotz aller Versuche und Möglichkeiten Wege und deren Schwierigkeiten auszuweisen, muss man dennoch die eigenen Fähigkeiten und auch das Risiko selbst richtig einschätzen. Wenn man alleine unterwegs ist, oder aber in Begleitung. Hier gilt immer das Leistungsvermögen des Schwächeren als Maßstab!

In der Natur, gerade in den Bergen, kommt dann auch noch die aktuelle Wetterlage zum tragen. Liegt noch Schnee? Hat es die Tage zuvor geregnet? Ist ein Gewitter zu befürchten und wenn ja, wie verhalte ich mich richtig?  Bergsport ist ein Risikosport!

Aber bei Berücksichtigung aller Faktoren und bei der richtigen Einschätzung der Situation, lässt sich das Risiko in jedem Fall minimieren.

Die Touren auf den Hochvogel sind allesamt anspruchsvoll und nur an ganz wenigen Stellen, zum Beispiel im Aufstieg zur Kreuzspitze, gesichert. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Erfahrung im alpinen Gelände sind daher wichtig. Die Schwierigkeiten lassen sich in der SAC-Wanderskala mit T3 bis T4 bewerten.


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  • Informiere Dich vor Ort über den genauen Wegverlauf, die aktuelle Situation und evtl. Gefahrenstellen
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2 Kommentare zu „Die 4 Zustiege auf den König der Allgäuer Alpen: den Hochvogel“

  1. Danke für die schöne Beschreibung der Hochvogel-Zustiege. Seit letztem Frühjahr war ich etwas häufiger im Allgäu unterwegs und dabei ist mir der Allgäu-König wiederholt ins Auge gestochen. Einen der Wege muss ich wohl früher oder später auch angehen…

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