Zuletzt aktualisiert am 6. April 2024
Als der Aequilibrium von La Sportiva im vergangenen Jahr vorgestellt wurde, war schnell klar: dieser Bergschuh muss in den Bergparadiese-Test. Hier unser Erfahrungsbericht.
Die neue Aequlibrium Serie ist mit drei Modellen am Start:
- Aequilibrium Top GTX®
- Aequilibrium LT GTX®
- Aequilibrium ST GTX®
Wir haben den Aequilibrium ST GTX getestet – also die Synthetik-Variante. Trotz seines hohen Ausstattung bringt der einzelne Schuh gerade einmal 640 Gramm auf die Waage. Ganze 80 Gramm weniger wie der bereits getestete Trango Cube GTX!
Nicht nur für Hochtouren
Er ist zwar für mehrtägige Hochtouren konzipiert, ist aber durch seine Leichtigkeit und sein gutes Abrollverhalten auch für technisch anspruchsvolle Klettersteige mit langen Zu- und Abstiegswegen interessant!
Der La Sportiva Aequilibrium ST GTX im Test
Mit der Einführung einer neuartigen Rocker-Technologie im Fersenbereich wollte La Sportiva neue Maßstäbe in punkto Komfort und Sicherheit setzen. Der abgewinkelte Fersenpart sowie ein zweiter, doppelter Fersenabsatz sollen die Muskulatur beim Gehen schonen und als zusätzliche Bremse bei steilen Abstiegen wirken.
Wie sich auf unseren Klettersteigtouren im Rosengarten gezeigt hat, hat sich dieser Anspruch definitiv bestätigt und wurde perfekt umgesetzt. Auf dem Rotwand Klettersteig hat der Bergschuh seine Agilität in Sachen Vortrieb unter Beweis stellen können sowohl in den schottrigen Passagen im Zustieg, wie auch auf den längeren Abstiegswegen war der Komfort und das gute Abrollverhalten spürbar.
Auch im Fels selbst konnte der Aequilibrium überzeugen, wenngleich ihn der Klettersteig auf die Rotwand kaum auf die Probe stellen konnte.
Aequilibrium, lateinisch aequus und libra, bedeutet soviel wie Balance oder Gleichgewicht
Mehr Anforderungen an den guten Halt am Fels stellte da der Masaré Klettersteig oder auch unsere Alpinklettertour auf die Fleischbank. Für einen Schuh, der den technischen Ansprüche an Hochtouren gerecht werden möchte, ist der Aequilibrium ein wahrer Feingeist. Der geringe Umfang erlaubt es auch kleine Tritte und schmale Spalten im Steig zu nutzen. Die Climbing Zone der Vibram Sohle bietet dabei besten Grip und gute Standfestigkeit.
Auch die Schnürung des Schuhs lässt sich gut und individuell einstellen. Das unterste der drei Metallösen-Paare klemmt den Schnürsenkel ein und hält ihn somit in der gewünschten Position und Festigkeit. Leider ist diese Klemmfunktion nicht auch im obersten Ösenpaar verbaut. Das würde für noch mehr Präzision beim Schnüren und zu weniger Nachbinden führen. Alternativ muss hier der Doppelknoten herhalten.
Das hier als positiv bewertete Laufverhalten des Schuh hat aber auch seine Grenzen. Der 7km-Hatsch vom und zum Aufstieg des Taschachferners ist mit weicheren Sohlen definitiv angenehmer. Aber dennoch war der Weg mit dem robusten Schuhen besser zu gehen, wie erwartet.
Der technische Bergschuh ist auch zu halbautomatischen Steigeisen kompatibel. Einerseits leider nur zu halbautomatischen, andererseits zum Glück. Letztlich fußt das gute Abrollverhalten nicht zuletzt auf der Tatsache, dass die für Steigeisen notwendige Zwischensohle im Vorderfuß nicht allzu hart ist.
Touren, auf denen wir den La Sportiva Aequilibrium getestet haben: Rotwand Klettersteig, Masaré Klettersteig, Ferrata Rio Sallagoni, Taschachferner, Fleischbank, Rotspitz, Latemar Hütte, Mindelheimer Hütte.
Das Bergparadiese-Fazit
Wenn ich den Aequilibrium ST GTX in die hier bereits getesteten La Sportiva Bergschuhe einreihen müsste, dann lässt er sich natürlich am besten in den direkten Vergleich zum Nepal Trek und dem Trango Cube GTX setzen. Gemein haben alle drei Modelle, dass sie für technisch anspruchsvolle Touren und halbautomatische Steigeisen entwickelt wurden.
Natürlich hat jeder dieser Schuhe seine ganz eigenen Vorteile. Jedoch stellt sich der Aequlibrium als eine konsequente Fortentwicklung dar. Gemessen an der Bewegungsfreude, seinem bequemen Sitz und dem guten Abrollverhalten auch bei längeren Abstiegen, ist er die vorläufige Krönung in diesem Trio.
Und gerade in Bezug auf seine Vorteile im Fels ist die Leichtigkeit des Schuhs durchaus überraschend. Fußsohlen wie auch Waden werden bei weitem nicht so stark beansprucht wie bei vergleichbaren Schuhen auf längeren Touren. Dadurch ermüdet die Beinmuskulatur auch weit weniger.
Balance und Gleichgewicht. Getreu seinem Namen hat uns der La Sportiva Aequlibrium sicher auf die Fleischbank und wieder zurück gebracht. Neben dem Übungsgelände auf dem Gletscher, war das sicher die größte Herausforderung, die sich der Schuh auf unseren Testtouren stellen musst.
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Hallo Björn, herzlichen Dank für deine Experience.
Ich habe den Schuh ( LT) jetzt fast schon gekauft, in Probe.
Ich sehe hier keine Kkemmfunktion der Ersten Ösen am Schaft. Das wird auch so von Lasportiva Kommuniziert.
Wie kommst du darauf?
Schöne Grüsse
Gerhard
Hallo Gerhard,
ich habe die ST Version des Schuhs (bereits das zweite Paar) und dort sorgt (von unten gesehen) das erste offene Ösenpaar am Schaft beim Zuziehen dafür, dass der Schnürsenkel in Position bleibt. Auch bei unserem ebenfalls getesteten Damenschuh ist das der Fall. Bei den letzten beiden Ösen hingehen läuft der Schnürsenkel „locker“ durch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der LT über einen anderen Aufbau verfügt, muss aber zugeben, dass ich den nicht unter den Füßen hatte. In der Technik-Auflistung (die über einen QR Code auch an den ganzen „Beipackzetteln“ am Schuh aufgerufen werden kann) beschreibt zwar nicht direkt diese Klemmöse, wohl aber das (soweit ich weiß in allen technischen Bergschuhen von LaSpo) verwendete Lacing Block System, wie man es löst (https://www.lasportiva.com/en/mountain-boots-technical-information).
Liebe Grüße
Björn von Bergparadiese
Hallo Gerhard,
noch eine Ergänzung: in diesem La Sportiva Video sind ab Minute 2:55 nochmal verschiedene technische Details eingezeichnet, auch das die von mir erwähnte „Klemmfunktion“ (Lock Looks): https://www.youtube.com/watch?v=YNVeouteQxY&list=TLGGorAHNcYnUOkyMTAzMjAyMw&t=7s
Ich hoffe das hilft Dir weiter.
Viele Grüße
Björn von Bergparadiese