Das unfassbares Panorama des Wilden Kaiser, Kletterschwierigkeiten bis in den vierten Grad (UIAA) und nicht zuletzt das berühmte Oppelband zeichnen die alpine Klettertour über die Nordkante auf den 2.115 Meter hohen Predigtstuhl aus.
Wie die Tour auf die Fleischbank oder das Totenkirchl, so hat auch diese Tour auf den Gipfel der Fleischbank ihren Ausgangspunkt an der Griesner Alm, tief im Kaiserbachtal.
Zustieg zur Predigtstuhl Nordkante
Von der Griesner Alm führt ein breiter Wanderweg in Richtung Stripsenjochhaus. Zunächst über freies Gelände, dann durch den Wald, erreichst Du die Wände unterhalb der Fleischbank. Du kannst nun weiter bis in den Wildanger aufsteigen und von dort über den Eggersteig in Richtung Steinerne Rinne gehen, oder Du biegst kurz nach Verlassen des Waldes ab.
Nach Querung eines kleinen Bachlaufs mit einer ausladenden Schotterrinne zweigt links sogenannten St. Johanner Weg ab. Teilweise kaum mehr als auf Pfadspuren, geht es über Schrofen- und Wiesengelände in leichter Kletterei nach oben, bevor Du auf den von Westen kommenden Eggersteig triffst.
Nun folgst Du dem teils gesicherten Steig bis auf etwa 1.650 Metern Höhe, und wendest Dich anschließend in Richtung Osten dem Wandfuß des Predigtstuhl zu. Spätestens jetzt kommen Gurtzeug, PSA und Seil zum Einsatz.
Kurze Zeit später durchkletterte Karl Botzong den nach ihm benannten Kamin auf den Gipfel. Die Nordkante, die im Rahmen der „Kaiser hoch 6 Touren“ begangen wird, wurde von verschiedenen Kletterpionieren einige Jahre später begangen. 1906 unter anderem durch den Münchener Bildhauer Otto Oppel.
Alpine Klettertour auf den 2.115 Meter hohen Predigtstuhl
Zunächst noch in mittelschwerem Gehgelände, wird die Route bald steiler. In einem System aus Rinnen geht es in leichter Kletterei, dann im Wechsel zwischen dem zweiten und dritten Schwierigkeitsgrad, in der Wand nach oben.
Zum Ende der vierten, bis zum Beginn der siebten Seillänge sinken die Schwierigkeiten nochmal deutlich, bevor die Schlüsselstelle der Tour wartet: ein steiler Wandabschnitt der, sehr ausgesetzt, im vierten Grad durchklettert werden muss.
Auch wenn in der achten Seillänge nochmals der Schwierigkeitsgrad IV wartet, so fühlt sich dieser nach der Bewältigung der siebten Seillänge deutlich einfacher an.
Weiter geht es über schmale Bänder und Rinnen nach oben, bevor in der 11. und 12. Seillänge kurzes Gehgelände folgt. Die Schwierigkeit hier erreicht kaum den ersten Grad. Dann steigern sich die Anforderungen allmählich wieder. Auf dem Nordgrat angekommen, präsentiert sich ein grandioser Ausblick nach Osten in Richtung Mitterkaiser und nach Westen hinüber zur Fleischbank und zum Totenkirchl.
Langsam aber sicher geht es dem berühmt-berüchtigten Oppelband entgegen. Und nach einem noch einfach zu kletternden, schräg nach oben führenden Band (bis III), ist es erreicht.
Das schmale und äußerst exponierte Oppelband ist nicht sonderlich lang. Angesichts der senkrechten, 400 Meter tief abfallenden Wände, erfordert es jedoch Mut und Balance. Zumal es nur wenige, dünne Griffe gibt. Alternativ zum aufrechten bleibt noch der kriechende Gang, während das rechte Bein über dem Abrunde baumelt und es Stück für Stück vorwärts geht.
400 Meter geht es senkrecht nach unten. Ein wahrer Balanceakt, den die meisten kriechend bewältigen. Im Jahr 1906 hatte Otto Oppel diesen Teil erstbegangen.
Nach der Bewältigung des Oppelbands steh mit der 18. Seillänge noch einmal der vierte Schwierigkeitsgrad auf dem Plan. Der Aufstieg gestaltet sich angesichts der schmalen, nicht ausgesetzten Rinne allerdings wesentlich einfacher wie die Schlüsselstelle im ersten Drittel der Tour.
Dann ist der Nordgipfel des Predigtstuhl auf 2.115 Metern Höhe erreicht.
Ãœber den Botzong Kamin in die Steinerne Rinne
Vom Nordgipfel des Predigtstuhl führen Steigspuren hinunter in die Scharte zwischen Mittelgipfel und Hauptgipfel.
Dann beginnt die Abseilstrecke durch den Botzong-Kamin in den Botzongkessel.
Außerdem gibt es keinen Handy-Empfang!
Verhakt sich das Seil, wie im Verlauf unserer Tour, und lässt sich nicht abziehen, dann sind Kletterfähigkeiten gefragt, die deutlich jenseits des vierten Grads liegen um das Seil wieder zu befreien.
Im Botzong-Kessel angekommen, folgst Du den Steigspuren und den Steinmännchen in südlicher Richtung. Über ein paar Felsstufen erreichst Du schließlich das ausladende Schotterfeld der Steinernen Rinne.
Von hier geht es hinunter zum Eggersteig und auf dem bekannten Weg zurück zur Griesner Alm.
Zusammen mit der Hinteren Goinger Halt, den Karlspitzen, der Fleischbank und dem Christaturm umrahmt er die Steinernen Rinne, ein ehemalige Gletscherkar Im Norden fällt der Predigtstuhl einer 500 Meter tief ins Kaiserbachtal ab.
Der Name lässt sich wohl auf den Vergleich einer Kirchenkanzel zurückführen von der man, ebenso wie vom 2.115 Meter hohen Gipfel, einen weiten Blick über alles hat. Unter den zahlreichen „Predigtstühlen“, die über den gesamten Alpenraum verteilt sind, ist der Predigtstuhl im Wilden Kaiser in der Kletterszene sicher der bekannteste.
Karte & Topo zur Tour
Aufgrund der teils schlechten GPS-Abdeckung in den Wänden unterhalb des Predigtsuhls, speziell im Bozong-Kamin, sind die GPX-Daten in dieser Aufzeichnung nur bedingt nutzbar. Der Zustiegsweg und der Einstieg sind jedoch gut zu erkennen.
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Weitere Infos zur Planung
Von Innsbruck kommend auf der A12 bis Wörgl, dort auf die B178 in Richtung St. Johann in Tirol.
Stand Juni 2024
Von München oder Innsbruck geht es zunächst mit der Bahn nach Wörgl und dort in die Regionalbahn.
Zwischen Wörgl und Hochfilzen ist das Zugticket für alle Nahverkehrszüge in der Gästekarte inkludiert, die man auch als mobile Gästekarte im Vorfeld vom Vermieter erhalten kann.
Deutlich komfortablere wartet am Ende der Mautstrasse auch die Griesner Alm im Kaiserbachtal an.
- 60m Einfachseil
- min. 5 Expressen
- Grundsortiment an Friends & Keilen
- Schlingen
- Tube bzw. Reverse zum Abseilen (auch wenn diese Tour grundsätzlich nur nach oben führt)
- Standplatzschlinge
- Helm und PSA
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**Mindestanforderung
Die angebotenen Touren im Rahmen des „Kaiser hoch 6“ Programms erlauben es auch Bergsteigern, die wenig Erfahrung im Fels und mit Sicherungsmethoden haben, den Mythos Wilder Kaiser hautnah zu erleben.
Weitere Informationen zu allen 6 Touren findest Du unter dem folgenden Link:
Ãœber den Mythos Wilder Kaiser
Kaum ein anderes Bergmassiv in den nördlichen Alpen ruft so laut und schon so lange wie der Wilde Kaiser.
Bereits im 19. Jahrhundert war »der Koasa« Sehnsuchtsort und Mekka der frühen Alpinisten. Und der Bergstock wurde zu einem Mythos: dem »Mythos Wilder Kaiser«, der heute wie damals Bergsteiger und Alpinisten in seinen Bann zieht und nicht mehr loslässt.
Die Kitzbüheler Bergführer, ein Zusammenschluss verschiedener Bergschulen der Region, haben unter dem Namen „Kaiser hoch 6“ diese Touren im Programm. Die Klassiker vergangener Epochen. Die schönsten Routen der frühen Pioniere.
Es ist die Kombination aus Bergsteigen und leichter Kletterei die den Reiz dieser Touren ausmacht. Ausdauer, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sollte man mitbringen. Und jede Menge Speicherplatz auf seiner Kamera! Dann kann man sich in geführten Seilschaften auf den Weg machen und sich und auf die Spurensuche begeben. Die Spurensuche nach dem »Mythos Wilder Kaiser« begeben.