Zuletzt aktualisiert am 10. Juli 2024
Die Besteigung der Fleischbank im Wilden Kaiser gehört zu den vermeintlich einfacheren alpinen Klettertouren. Die Schwierigkeit reicht bis in den Grad 3+, wobei die gesamte Tour meist einfacher einzustufen ist. Der Nordgrat auf die Fleischbank gehört zu den klassischen Alpinklettertouren im Wilden Kaiser. Aufgrund des relativ niedrigen Schwierigkeitsgrad ist die Tour sehr beliebt.
Unter dem Titel „Kaiser hoch 6“ bietet der Zusammenschluss regionaler Bergführer neben der Fleischbank 5 weitere geführte Touren auf klassischen Aufstiegsrouten im Wilden Kaiser.
Der Zustieg von der Griesner Alm
Der Aufstieg erfolgt aus dem Kaiserbachtal. Von der Griesner Alm geht es zunächst in Richtung Stripsenjochhaus. Auf Höhe des Wildanger biegt man links vom Weg ab und steigt in die Wanne zwischen Totenkirchl und Fleischbank.
Dort über teils wegloses Gelände bis zu einer Rinne am Fuß der Fleischbank. Hier beginnt die Klettertour.
Aufstieg zur Fleischbank
Eine Rinne zieht sich ähnlich eines Kamins bis in den Schwierigkeitsgrad 3+ in ein Schrofengelände. Etwas einfacher, gern genommen bei feuchten Bedingungen, beispielsweise wenn es am Vortag geregnet hat, geht es links der Rinne über einige Platten (2-3) nach oben.
Auf leichtes Gehgelände folgt eine Kombination von felsigen Aufstiegen um den 3. Grad. Für mich die Schlüsselstelle des gesamten Aufstieg. Im Anschluss geht es einige Höhenmeter im 1. Grad über leicht bewachsenes Gelände, vorbei am Fleischbankpfeiler, nach oben.
Bereits von Weitem sieht man eine weitere Rinne die über eine gut 40 Meter hohe Wand nach oben führt. Erst hier gibt es  wieder „richtigen“ Felskontakt. Im unteren 3er Grad, eher leichter, geht es hinauf in ein dichtes Latschenfeld. Nach dessen Querung führt die Route am Grat entlang, nicht über den 2. Grad hinaus, zum Finale der Tour.
Plattig, luftig aber herrlich aussichtsreich geht es auf den Gipfel der Fleischbank. Das Panorama hinüber zum Predigtstuhl und zum Totenkirchl ist überwältigend!
Abseilen ins Ellmauer Tor
Nach einer ausgiebigen Gipfelrast beginnt der Abstieg durch eine Rinne, vorbei am Christaturm. Teils kletternd, bequemer jedoch mit Abseilen, geht es einige Meter nach unten, bevor sich ein kurzer Zick-Zack-Steig in Richtung des Nordost-Grats der Hinteren Karlspitze zieht.
Nun geht es über mehrere Standplätze einige Seillängen hinunter in das weite Schotterfeld des Ellmauer Tor.
Über den Eggersteig zurück zum Wildanger
Nach Erreichen des Tors geht es zunächst über tief-schottriges Gelände talwärts. Unterhalb der steilen Wände von Predigtstuhl und Fleischbank führt ein leichter Klettersteig, der Eggerweg, zurück zum Wildanger.
Hier geht es identisch zum Beginn der Tour zurück zum Parkplatz an der Griesner Alm.
Infos zur Planung
Von Innsbruck kommend auf der A12 bis Wörgl, dort auf die B178 in Richtung St. Johann in Tirol
Stand Juni 2024
Von München oder Innsbruck geht es zunächst mit der Bahn nach Wörgl und dort in die Regionalbahn. Zwischen Wörgl und Hochfilzen ist das Zugticket für alle Nahverkehrszüge in der Gästekarte inkludiert, die man auch als mobile Gästekarte im Vorfeld vom Vermieter erhalten kann.
Deutlich komfortablere wartet am Ende der Mautstrasse auch die Griesner Alm im Kaiserbachtal an.
Auf unserer Begehung der Fleischbank und des Predigstuhl waren wir aber beispielsweise auch in St. Johann in Tirol untergebracht. Einmal im Hotel Kaiserfels und einmal im Hotel Fischer, direkt im Zentrum von St. Johann.
Karte & Topo zur Tour
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Am 29. April 1963 erklärte Land Tirol das Kaisergebirge zum Naturschutzgebiet mit dem Ziel des Schutzes von Flora & Fauna mit all ihren lokalen Besonderheiten, das Verbot von jeglichem motorisierten Verkehr oder (weiteren) Seilbahnbauten, das Bewahren dieser einzigartigen Bergwelt für nachfolgende Generationen und die Erhaltung einer „Oase der Ruhe“ in einer vom Wirtschaftswachstum geprägten Zeit bzw. Gesellschaft.
Ziele die auch über 60 Jahre später nichts an ihrer Bedeutung verloren haben.
Geschichten & Geschichte der Fleischbank
So wird 1910 an der Fleischbank Ostwand erstmals überhaupt ein Karabinerhaken zur Sicherung beim Alpinklettern verwendet. Durch die Einführung dieses technischen Hilfsmittels wird die Sicherungstechnik komplett revolutioniert und ungeahnte sportliche Möglichkeiten eröffnen sich. Immer wieder setzen Kletterer an der Fleischbank neue Weltrekorde im Schwierigkeitsklettern: 1912 läutet Hans Dülfer mit der ersten Durchsteigung der Ostwand eine neue Epoche des Felskletterns ein.
Geschafft hatte er dies nicht nur wegen seines grandiosen Könnens, sondern auch wegen der neuen Karabinerhaken. Ein Jahr später gelingt ihm mit dem Dülferriss (VI) die bis dato schwierigste im Alleingang bewältigte Tour weltweit, 1925 gelingen Wiessner und Rossi eine der seinerzeit schwierigsten Touren weltweit, 1977 wird am Fleischbankpfeiler mit den Pumprissen die erste mit VII bewertete Klettertour erstbegangen und 1994 gelingt daneben schließlich Stefan Glowacz mit der Tour „Des Kaisers neue Kleider“ (X+) die damals schwerste Alpinkletterei weltweit.
Aber wie kommt der Berg zu diesem eher gruseligen Namen? An der Fleischbank sieht man einige Querbänder verlaufen, die den Gämsen als Steige dienen. Der Sage nach legte ein Bauer auf diese Bänder frische Baumrinden, und zwar immer die innere, schlüpfrige Seite aufeinander und streute Sand darüber. Wenn nun die Gämsen darauf traten, stürzten sie ab und er holte sie unten zerschmettert als Beute.
Eines Tages kamen aber auch seine Schafe an diesen Steig; das Leitschaf trat auf die Rinde, stürzte ab, und die ganze Herde sprang nach, sodass sie unten wie eine große Fleischmasse im Blute lag. Nach dieser Massenschlachtung soll dieser Felsendom den Namen Fleischbank erhalten haben.
Der  Nordgrat wurde 1898 von drei Münchener Akademikern, nämlich Karl Herr, Wilhelm Wunder und Hans Pfann erstbegangen. Alle drei jungen Freunde gehörten dem elitären Akademischen Alpenverein München an, dessen studentische Mitglieder den Wilden Kaiser mit unzähligen Erstbegehungen erobert hatten.
Für die Münchener Studenten war der Kaiser mit der Bahn leicht zu erreichen und der Klettersport erfuhr um die Jahrhundertwende eine erste Boomphase. Hatten sich die Alten nur mit Bergführer in den Kaiser getraut, so suchten die jungen Wilden nun das Abenteuer und die große Freiheit ganz ohne die Anweisungen eines eingeborenen Guides.
So gelangen den jungen Mitgliedern des Akademischen Alpenverein München von 1893 bis 1902 über 1800 Gipfelbesteigungen im Kaiser.
Quelle: Kitzbüheler Bergführer
Der Mythos Wilder Kaiser
Kaum ein anderes Bergmassiv in den nördlichen Alpen ruft so laut und schon so lange wie der Wilde Kaiser.
Bereits im 19. Jahrhundert war »der Koasa« Sehnsuchtsort und Mekka der frühen Alpinisten. Und der Bergstock wurde zu einem Mythos: dem »Mythos Wilder Kaiser«, der heute wie damals Bergsteiger und Alpinisten in seinen Bann zieht und nicht mehr loslässt.
Die Kitzbüheler Bergführer, ein Zusammenschluss verschiedener Bergschulen der Region, haben unter dem Namen „Kaiser hoch 6“ diese Touren im Programm. Die Klassiker vergangener Epochen. Die schönsten Routen der frühen Pioniere.
Es ist die Kombination aus Bergsteigen und leichter Kletterei die den Reiz dieser Touren ausmacht. Ausdauer, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sollte man mitbringen. Und jede Menge Speicherplatz auf seiner Kamera! Dann kann man sich in geführten Seilschaften auf den Weg machen und sich und auf die Spurensuche begeben. Die Spurensuche nach dem »Mythos Wilder Kaiser« begeben.