Zuletzt aktualisiert am 9. April 2024
Achtung alpine Gefahren! Die Frage nach einer Einstufung von Wegen in bestimmte Schwierigkeitsgrade ist nicht einfach. Oft ist das nur sehr subjektiv zu beantworten. Aber Markierungen auf den Schildern geben einen Aufschluss. Oder nicht?
Das findest Du in diesem Beitrag
Können, Bergerfahrung, Kondition, Wetter,… viele Faktoren spielen eine Rolle, wie schwierig ein Weg ist. Dazu kommen natürlich die tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort. Daher versuche ich die in meinen Beiträgen beschriebenen Wege eher defensiv zu bewerten. Eine gute Planung und die Einschätzung eines jeden Einzelnen ist für eine sichere Bergtour unabdinglich. Die entsprechende Ausrüstung und das passende Schuhwerk ohnehin.
Ist man dann auf dem Weg, gibt es zusätzlich die Wegbeschilderungen, die Auskunft über den bevorstehenden Wegabschnitt oder die Schwierigkeit einer Tour geben. Diese bunten Markierungen sollte man durchaus im Auge haben, geben Sie nicht nur Auskunft über die Länge eines Abschnitts, sondern auch über eventuelle alpine Gefahren, die einen erwarten.
Schwierigkeiten in der Deutung von Schildern
Die Beschilderungen und Farbmarkierungen sind leider nicht einheitlich. Es gibt länderspezifische und auch regionale Unterschiede. Diese Unterschiede führen gerade im Grenzgebiet zu einer gravierenden Fehleinschätzung. Besonders deutlich wurde mir das im Zuge des Grenzgänger-Projekts. Hier wird mehrfach die Grenze zwischen Tirol und dem Allgäu, also Österreich und Deutschland, überschritten. Daher wurde im Zuge des Projekts auch die Beschilderungen dies- und jenseits der Grenze vereinheitlicht.
Während im Allgäu die meist grauen Alu-Schilder blaue Wege als »schwierige Wege mit alpinen Gefahren – nur für erfahrene Bergsteiger« ausweisen, ist das auf österreichischer Seite komplett anders. Hier kennzeichnen schwarze Markierungen an den Schildern diese schwierigen, oft hochalpinen Wege. Im Wegekonzept der Alpenvereine weisen blaue Punkte auf den Wegtafeln einfache Wanderungen aus.
Was bedeuten die unterschiedlichen Farben?
Das Wegekonzept der Alpenvereine
Die Alpenvereine in Deutschland und Österreich haben in ihrem Wegekonzept grundsätzlich folgende Farbzuordnung bzw. Wegekategorien festgelegt:
- überwiegend schmal, oft steil angelegt und können absturzgefährliche Passagen aufweisen
- kurze versicherte Gehpassagen können vorkommen
- schmal, oft steil angelegt und absturzgefährlich
- Es kommen zudem gehäuft versicherte Gehpassagen und/oder einfache Kletterstellen vor, dieden Gebrauch der Hände erfordern
- Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind unbedingt erforderlich
Zudem gibt es noch ausgewiesene Alpine Routen. „Diese führen in das freie alpine bzw. hochalpine Gelände und sind keine Bergwege im vorangegangenen Sinne. Sie können exponierte, ausrutsch- und absturzgefährdete sowie ungesicherte Geh- und Kletterpassagen enthalten.“*
Im Großen und Ganzen sind die Farbmarkierung also analog zu den Pistenmarkierungen beim Skifahren geplant. Schwarz ist eine schwere, blau hingegen eine leichte Piste. Bei Wegmarkierungen gibt es aber wie bereits erwähnt unter verschiedenen Regionen keine Einheitlichkeit.
Länderspezifische Unterschiede in der Beschilderung von Wegen
Allgäu, Vorarlberg & Schweiz
Salzburger Land
Land Tirol
- einfache Wege sind ohne farbige Kennzeichnung
Der Übergang von leicht zu mittel oder mittel zu schwer ist in den einzelnen länderspezifischen Regelungen nicht zwingend identisch.
* (Quelle: Wegehandbuch des Alpenvereins).
Auf den Schildern sind noch weitere Informationen enthalten. So zum Beispiele Wegzeiten. Doch wie sind diese zu deuten?
Wegzeiten
Wer hätte das gedacht. Aber für die Ausweisung von Gehzeiten gibt es tatsächlich eine DIN. meist wird die DIN 33466 als Grundlage verwendet, auf der Alpenvereinen die Zeit nach Wegstrecke und Höhenmetern berechnen:
- ca. 300 Hm/h für den Aufstieg
- ca. 4 Kilometer horizontal pro Stunde
- ca. 500 Hm/h für den Abstieg
Für die Berechnung der tatsächlichen Gehzeit wird von den für Horizontal- und Vertikalentfernung errechneten Zeiten der kleinere Wert halbiert und zum größeren addiert. Bei technisch anspruchsvollen Touren, wie auf Klettersteigen, wird eine längere Gehzeit einkalkuliert. Wege, die von der breiten Öffentlichkeit genutzt werden, enthalten ebenfalls einen zeitlichen Bonus.
Zusammenfassung
Gerade der gravierende Unterschied in der Ausweisung »blauer Strecken« verdeutlicht das Dilemma, dem sich Bergwanderer gegenüber sehen können. Aus diesem Grund wurde der eingangs erwähnte Grenzgänger komplett neu beschildert, und auch auf Allgäuer Seite mit einer einheitlichen Farbmarkierungen ausgestattet.
Die im Allgäu verbreiteten grauen Alu-Schilder sind dort gelben Wegweisern gewichen. Diese haben zudem im hochalpinen Bereich den Vorteil, dass sie sich deutlich vom grauen Felsuntergrund absetzen und auch bei schlechter Witterung, wie Nebel, noch gut zu erkennen sind. Eine generelle Vereinheitlichung aller, auch länder- und regionsspezifischer Wegekonzepte wäre im Blick auf die Beschilderung, und damit verbunden auf die Sicherheit, durchaus wünschenswert.