3 Tage am Pragser Wildsee

Selbst in der wunderschönen Landschaft der Südtiroler Dolomiten ist der Pragser Wildsee eine Naturschönheit die ihresgleichen sucht. Viele Tagesausflügler suchen den Weg zu diesem grün-schimmernden Smaragd, eingebettet zwischen dem steil aufragenden Großen Apostel im Osten, dem bulligen Seekofel im Süden und dem dicht bewaldeten Schwarzberg im Westen. Leider verliert eben dieser Tagestourist allzu oft den Respekt vor der Natur und irrt mit Selfie-Stick und Drohnen „bewaffnet“ auf dem eigentlich so friedlich-schönen Seerundweg umher.

Wer aber ein Auge für die Natur hat und genügend Zeit mitbringt, kann auf den Pfaden rund um den Pragser Wildsee weit mehr entdecken als das typische Fotomotiv vom Bootsanleger und über den See hinauf auf den Seekofel. Wer sich auf die Natur einlässt, deren Kraft und deren Ruhe auf sich wirken lässt, findet nicht nur wunderschöne stille Orte, sondern auch seine eigene innere Ruhe. Und er findet zu sich selbst.

Ruhe an diesem so stark frequentierten und beliebten Ort? Gibt es die wirklich?

Ja. Es gibt sie. Die stillen Orte und die ruhigen Momente am vielleicht schönsten Bergsee Südtirols. Du benötigst nur etwas Zeit und darfst nicht mit dem Strom schwimmen. Nicht schnell, schnell einen Tag am See verbringen, um dann wieder weiter zu ziehen.

Einfach den Puls herunterfahren. Zeit nehmen. Und genießen. Das Herzklopfen kommt an diesem magischen Ort von ganz alleine.

Transparenzhinweis: Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Historic South Tyrol. Das hat keinerlei Einfluss auf die redaktionelle Freiheit des Beitrags.

Das Hotel Pragser Wildsee

Der beste Ausgangspunkt, um die Schönheit und Ruhe um den Pragser Wildsee zu erleben, ist das dortige Hotel. Alleine hier senkt sich der Pulsschlag automatisch. Im Haus, das Mitglied bei Historic South Tyrol ist, lebt noch heute der Charme und das Ambiente längst vergangener Tage. Modern ausgestattet, aber immer noch im Stil der alten Grandhotels, wie man sie aus Büchern und Filmen kennt.

1893 wurde das Seehotel am Pragser Wildsee fertig gestellt. Das war sozusagen der Grundstein für das noch heute bestehende Haus am Nordufer des Sees. Das ging 1899 als „Grandhotel Pragser Wildsee“ in Betrieb und feiert somit im Jahr 2024 sein 125 jähriges Bestehen.

Schon in den Anfangszeiten des Tourismus in der Region erfreute sich der See großer Beliebtheit. Es ist also nicht so, dass der Pragser Wildsee erst in den Zeiten des Internet „Massen an Besuchern“ magisch an zog. Im Unterschied zu heute haben sich die Gäste und Besucher damals aber tatsächlich an der Natur erfreut und sind ihr, wie sich gegenseitig, mit dem nötigen Respekt begegnet.

Im Hotel ist das noch heute so. Betritt man das Haus, so betritt man im Grunde eine andere Welt. Die Türen schließen sich und der Trubel bleibt draußen.

Die hohen Räume, die weiten Gänge, der stilvolle Speisesaal und die Zimmer und Suiten, die mit Originalmöbeln aus der Zeit um 1900 eingerichtet sind, entführen Dich in eine eigene Welt und strahlen vom ersten Schritt an eine ganz besondere Ruhe aus.

Der Blick von den Balkonen der Zimmer, von der Sonnenterrasse oder aus dem Garten auf den See, ist schon etwas Besonderes. Und man bekommt von den vielen Fototouristen überraschend wenig mit. Der Zutritt zur Hotelanlage ist ausschließlich den Gästen des Hauses vorbehalten.

Im Treppenhaus

125 Jahre Hotel Pragser Wildsee

Lesezimmer

Gaumenfreuden

Bei einem Glas Wein den Tag ausklingen lassen

Am späten Nachmittag wird es auch am See selbst ruhig und still. Die meisten Tagesausflügler sind längst in ihre oft weit entfernten Unterkünfte zurückgekehrt. Der teils sehr gut frequentierte Seerundweg atmet durch. Und die Oberfläche des Pragser Wildsee wird nicht mehr von den hölzernen Ruderboten durchschnitten.

Er breitet sich jetzt wie ein Spiegel zwischen Seekofel, Großem Apostel und Schwarzberg aus. Ein Spiegel in dem sich die umliegenden Gipfel und Wände messerscharf abzeichnen.

Wie ein weiteres Tor in eine andere Welt. Vielleicht in die Welt der Fanes. Vom Pragser Wildsee soll es der Sage nach einen mit dem Boot zugänglichen Eingang in die unterirdischen Teile des Fanesreiches gegeben haben.

Die Fanes Sage

Die Fanes sind das sagenumwobene Volk Ladiniens. Die Sage der Fanes gilt als das Nationalepos Ladiniens und ist ein wichtiger Teil der ladinischen Kultur und Literatur.

Schauplätze dieser Sage sind der Pragser Wildsee, der Falzaregopass, die Armentara und die Kleine Fanesalm.

Die kriegerischen männlichen Angehörigen des Königshauses standen in einem Bund mit dem Volk der Adler, während die friedlichen weiblichen Mitglieder ein Bündnis mit dem Volk der Murmeltiere hat. Durch die kriegerische Ausbreitung der Könige des Fanes bekamen diese immer mehr Gegner, zu denen auch Spina de Mul der Zauberer gehörte. Dieser zeigte sich meist in der Gestalt eines verwesenden Maultieres.

Die Königstochter Dolasilla ist eine der Heldinnen der Sage. Sie besaß einen schneeweißen Panzer und unfehlbare Pfeile. Man hatte ihr prophezeit, nicht in eine Schlacht zu ziehen, wenn dieser Panzer sich schwarz verfärben würde, da dies ihren Tod bedeute.

Als sich ihr Panzer schwarz färbte zog sie dennoch in die Entscheidungsschlacht und starb. Die Fanes haben damit den Kampf verloren und die Königin verbirgt sich seitdem mit den Murmeltieren in die unterirdischen Gänge des Fanes-Reichs. Der König wurde auf dem Schlachtfeld zu Stein und man sieht man ihn seitdem als Falschen König am Falzaregopass stehen.

Quelle ©suedtirol-netz.de

3 Tage am Pragser Wildsee

Auch wenn es sich im Hotel bei einem guten Buch und einem feinen Café oder einem guten Glas Wein gut aushalten lässt, so ist die Anziehungskraft der Natur, draußen vor der historischen Fassade, zu groß um sie zu ignorieren.

Die ruhigen Orte findest Du auch tagsüber. Aber etwas abseits. Wenngleich der See immer im Mittelpunkt einer jeden Bergtour oder Wanderung steht. Wir haben uns während unseres Aufenthalts auf die Suche nach diesen Orten gemacht und haben sie gefunden. Zugegebenermaßen sind sie etwas höher gelegen, und so auch etwas anstrengender zu erreichen. Aber dadurch schmeckt der feine Tropfen aus dem Weinkeller des Hotels nach der Rückkehr doppelt lecker.

Der wichtigste Tipp gleich zu Beginn: nimm Dir Zeit. Zeit für die folgenden Wanderungen. Zeit für die Einkehr und den Panoramablick in die Bergwelt der Dolomiten. Und auch die Zeit, um am Ende Deiner Tour den Tag im Hotel ausklingen zu lassen. Denn die Ruhe und Entspannung sind das oberste Ziel für einen rundum gelungenen Aufenthalt!

Tag 1 – ankommen und runterkommen

Ein Besuch des Seerundwegs gehört natürlich zu einem Aufenthalt unbedingt dazu. Diesen solltest Du aber am besten in die frühen Abendstunden verlegen. Warum also nicht gleich an den Tag der Anreise? Als Appetitmacher vor dem Abendessen, oder zur Verdauung danach?

Der Weg ist durchweg breit und einfach zu gehen. Lediglich am Ostufer warten ein paar Treppen und der Großteil der insgesamt 110 Höhenmeter. Die gesamte Umrundung des Sees dauert gerade einmal eine Stunde. Bei normalem Tempo. An den langen Sommerabenden bleibt also auch nach dem Abendmenü noch viel Zeit für die Tour und die dazugehörigen, ausgiebigen Stopps auf den Bänken und an den Stränden dieses funkelnden Bergsee, umringt von den eindrucksvollen Südtiroler Gipfeln.

Wenn Du sehr früher am Tag anreist, und noch ein paar Meter mehr machen möchtest, dann empfehlen wir Dir die Wanderung zur Kaseralm. Wie der Seerundweg, beginnt auch diese Tour direkt vor dem Hotel. Und zwar kurz vor „Emmas Bistro“, einem umgebauten, denkmalgeschützten Pferdestall, der mit Terrasse und Gastgarten Tagesbesuchern eine Einkehrmöglichkeit bietet.

Ein breiter Forstweg führt von der Hotelanlage in westlicher Richtung in den Wald. Er bringt Dich nach gut 400 Höhenmetern zur neu erbauten, bewirtschafteten Kaseralm. Alternativ zu dem einfachen und breiten Weg kannst Du auch auf den steileren Waldpfad ausweichen. Der führt fast in direkter Linie zur Kaseralm.

Egal für welchen Weg Du Dich entscheidest: die Stille und Ruhe des Waldes wird Dich begleiten.

Oben warten dann je nach Geschmack Kaiserschmarrn, Hüttennudeln und in jedem Fall ein kühles Getränk. Und natürlich wartet auch ein wunderbarer Blick in Richtung Schwarzberg, auf den hoch aufgeschossenen Herrstein im Osten, und auf die sanften Almwiesen mit ihrer Blütenpracht, die sich von der Kaseralm hinauf zum Pragser Furkel und zum Hochalpenkopf erstrecken.

An unserem Anreisetag haben wir übrigens beide Touren unternommen. Zunächst die Wanderung auf die Kaseralm.

Nach dem Check-In, am späten Nachmittag, sind wir dann um den See gewandert und haben auch dort in Ruhe die smaragdgrüne Oberfläche und die Atmosphäre genießen können.

Tag 2 – der Apostel lässt tief blicken

Der Große Apostel ist ein 2095 Meter Gipfel auf der Ostseite des Pragser Wildsee. Die Tour zu dem herrlichen Aussichtsbalkon führt uns zunächst ein kurzes Stück am Seeufer entlang. Nach ein paar hundert Metern, kurz nach einer Holzbrücke am nördlichsten Ende des Sees, weisen Schilder links zum Weißlahnsattel.

Die Strecke führt zunächst gemütlich durch den Wald, bevor sie deutlich steiler durch ein tiefes Schotterfeld zu steigen beginnt.

Schließlich nimmt die Bergtour so richtig Fahrt auf und überrascht Dich mit dem Schritt den es nach oben geht. Hinter jeder Kurve wartet ein neuer, noch beeindruckender Blick auf die steil abfallenden auf Wänden des Großen Apostel. Und auf den Weg selbst, der nach den ersten knackigen Höhenmetern unterhalb der Felswand entlang nach oben führt.

Unterhalb des Gipfels erreichst Du dann den phänomenalen Aussichtsbalkon mit einem schwindelerregendem Tiefblick auf den Pragser Wildsee! Hier oben kann man definitiv die Zeit vergessen, sich einzig und allein dem Augenblick widmen, und das herrliche Bergpanorama in vollen Zügen genießen!

Für diese Wanderung ist in jedem Fall gutes Schuhwerk Pflicht.
Trittsicherheit ist ebenfalls notwendig, da immer wieder steile Schotterrinnen gequert werden müssen. Im Abstieg helfen zudem Wanderstöcke!

Die genaue Tourenbeschreibung zum Großen Apostel haben wir in einem eigenen Beitrag zusammengefasst.

Tag 3 – Alm gut, alles gut

Über das westliche Seeufer geht es in Richtung Südende des Pragser Wildsee. Während der Seerundweg stets am Ufer bleibt, wendet sich unser breiter Forst- und Wirtschaftsweg nach Westen und biegt in das Grünwaldtal ein.

Nur 20 Minuten vom Seeufer entfernt liegt die bewirtschaftete Grünwaldalm. Das weite Tal ist ist mit unzähligen Blumen übersät. Rechter Hand verläuft der Finsterbach, dazwischen immer wieder Latschen und vereinzelte Nadelbäume.

Bis zur Grünwaldalm handelt es sich im Grunde einen etwas ausgedehnteren Spaziergang auf breiten Wegen. Rechts neben der Alm beginnt dann ein wunderschöner Steig. Die zweite Alm auf der Tour, die bereits bekannte Kaseralm, ist schon ausgeschildert. Auf schmalem Pfad geht es mitunter sehr steil nach oben.

Höhenmeter um Höhenmeter. Schritt für Schritt. Im Einklang mit sich selbst und der Natur. Der Gipfel des Schwarzberg bleibt rechts liegen. Auf einer breiten, bunten Almwiese querst Du den Bergrücken, der das Grünwaldtal von den nördlich gelegenen Riedlwiesen trennt.

Auf immer noch schmalem Pfad kommt die Kaseralm in Sicht. Und nachdem Du den Latschenhang unterhalb des 2.280 Meter hohen Spitzkofel gequert hast, steht nurmehr der Abstieg zurück zum Wildsee an. Hierfür hast Du wie bereits erwähnt zwei Optionen: einen breiten Forstweg, oder einen etwas kürzeren, aber steilen Waldpfad.

Die Einkehr auf der Kaseralm ist Pflicht.

Nicht nur wegen der leckeren Speisen, sondern in erster Linie aufgrund dem freundlichen Service und dem sehr liebevoll gestalteten, kleinen Hingucker. Lass Dich überraschen!

Die genaue Tourenbeschreibung über die Grünwaldalm und den Schwarzberg zur Kaseralm haben wir in einem eigenen Beitrag zusammengefasst.

Unser Fazit

Wie Du siehst, es gibt sie tatsächlich. Diese ruhigen Orte, die Kraftorte am und um den Pragser Wildsee. Man muss sie nur besuchen. Und man muss sich nur die Zeit nehmen und ein klein wenig mehr Schritte in Kauf nehmen. Und das funktioniert in der Regel nicht bei einem Tagesbesuch.

Wir für unseren Teil haben jeden Augenblick unserer „3 Tage am Pragser Wildsee“ genossen. Und bis auf unsere Anreise zur Mittagszeit, haben wir sowohl im, wie auch außerhalb des Hotels nur sehr wenig des Trubels mitbekommen.

Und weil wir noch so viele andere Ziele rund um den See auf der „Bucket List“ haben, kann es gut sein, dass wir zu Wiederholungstätern werden und das Hotel und den See ein weiteres  Mal als unser „Basislager“ auswählen.

Übrigens: der Naturpark Fanes-Sennes-Prags ist eines der größten Schutzgebiete Südtirols.

Auf einer Fläche 25.453 Hektar erstreckt sich der Naturpark vom Pragser Tal bis nach Toblach und weiter nach Alta Badia. Er wurde am 4. März 1980 mit dem Ziel des Naturschutz, der Umwelterziehung, der wissenschaftlichen Forschung und der Erholung geschaffen. Und es gelten einige wichtige Regeln die Du grundsätzlich, im Naturpark aber nochmals im speziellen beachten solltest:

• Fahrverbote beachten!
• das Übernachten mit Zelten, Wohnwagen, Wohnmobilen ist, mit Ausnahme eines hochalpinen Biwaks, untersagt
• verhalte Dich ruhig um die hier lebenden Tiere nicht zu stören
• nimm Deinen Müll wieder mit
• im Naturpark gilt ein Pflückverbot von kraut-und strauchartigen Pflanzen jeglicher Art
• im Parkgebiet ist das Pilzesammeln untersagt
• achte und bewahre die Lebensräume, Nist- und Brutplätze sowie Nahrungsquellen von Tieren
• das Sammeln von Mineralien und Versteinerungen ist verboten
• kein offenes Feuer