Osttirol. Wo Bergsteigerherzen höher schlagen

Zuletzt aktualisiert am 10. November 2023

Wer über die Felbertauernstrasse nach Süden fährt, wählt nicht nur die kürzeste Verbindung von München in Richtung Adria. Er erreicht mit Osttirol eine Region, die jedem Alpinisten und Bergsteiger das Herz höher schlagen lässt.


Während der Großvenediger oder der Großglockner schon lange feste Instanzen in meinem Kopf sind, flog Osttirol selbst bislang unter meinem Radar. Dabei beheimatet der Tiroler Bezirk nicht nur diese beiden Giganten, sondern eine ganze Reihe an weiteren Felsenfestungen jenseits der 3000-Meter-Marke.

Und dennoch. Osttirol lag bis dato nicht auf meiner Tourenkarte. Schon gar nicht im Winter. Und das dürfte auch vielen anderen so gehen. Während im Norden namhafte Destinationen wie Kitzbühel oder Sankt Johann vorzugsweise um die Gunst der Skifahrer buhlen, ziehen etwas südwestlicher die Dolomiten mit ihren Parade-Botschaftern, den Drei Zinnen, Tourengeher in ihren Bann. Ganz zu schweigen von den zahlreichen, namhaften Skigebieten.

Transparenzhinweis: Die Tour habe ich im Auftrag und in Kooperation mit der Felbertauern AG gemacht, weshalb dieser Beitrag auch Werbung enthält.
Winter trifft Frühjahr
Winter trifft Frühjahr

Dabei ist der Weg in dieses vergessen wirkende Kleinod denkbar einfach. Von Kitzbühel, über den Paß Thurn kommend, erreicht man Matrei in Osttirol über die 1967 eröffnete Felbertauernstrasse mitsamt ihrem Tunnel. Die Straße ist, im Vergleich zu vielen anderen Alpenpässen, ganzjährig geöffnet. Extremwettersituationen einmal ausgenommen. Dazu ist die Straße weder steil noch mit allzu vielen engen Kehren gespickt, was sich auch für Campingfreunde zu einem lohnenden Übergang in Richtung Süden macht.

Meine erste Fahrt durch Osttirol führte mich lediglich auf der Ost-Westtangente über Lienz nach Südtirol. Damals kam ich allerdings vom Dachstein und hatte die Hohen Tauern im Süden nur kurz geschnitten. Die zweite Fahrt führte mich auf der beschriebenen Route direkt über die Felbertauernstrasse und anschließend, kurz hinter Matrei in Osttirol, ins Bergsteigerdorf Kals am Großglockner. Auch wenn das Gründungsmitglied Kals den offiziellen Titel „Bergsteigerdorf“ 2011 verloren hat, so ist es in den Augen vieler, wie auch den meinen, auf jeden Fall ein Bergsteigerdorf. Offizieller Titel hin oder her.

Die schnellste Anreise nach Osttirol erfolgt über die Felbertauernstrasse
Die schnellste Anreise nach Osttirol erfolgt über die Felbertauernstrasse

Hier, wo sich vor Jahrmillionen die afrikanische und die eurasische Platte aufeinander geschoben, und nach dem Zurückdriften der afrikanischen Platte diese irrsinnig steilen Flanken zurückgelassen haben. Hier läuft die Zeit trotz Modernisierung des immer noch kleinen Skigebiets anders. Langsamer. Gemütlicher. Und immer noch ohne den typischen Ausprägungen des modernen Massentourismus.

Natürlich gibt es im Tal komfortable Hotels, wie den Taurerwirt, der mein „Basislager“ für meine Tourenwoche sein sollte. Aber es gibt auch rustikale, kleine Unterkünfte. Oder auch Selbstversorger-Hütten, irgendwo am Berg und in den zahlreichen Seitentälern. Und es gibt hier den ältesten Bergführerverein der Ostalpen.

Eine Etage höher warten die Lucknerhaus, Stüdlhütte und Erzherzog-Johann-Hütte auf die Großglockner-Besteiger. Der wurde am 28. Juli 1800 erstmals bezwungen. Seither zieht es viele Alpinisten auf den höchsten Berg Österreichs. Dem „Hausberg der Tschechen“, wie mir Toni, Wirt der Erzherzog-Johann-Hütte erklärte. Das ist der Geschichte geschuldet. Die Stüdlhütte trägt den Namen des Prager Kaufmanns Johann Stüdl, der nicht nur den Kalser Bergführerverein gegründet hat, sondern auch eine prägende Figur bei der Erschließung der Glocknerregion war. Stüdl war Mitglied der Sektion Prag und des damaligen Deutschen und Österreichischen Alpenverein. Daher der Bezug zum heutigen Tschechien.

Toni ist gelernter Bergführer hat mich auf einer meiner Ski-Touren in die Bergwelt der Hohen Tauern geführt. Seiner Winterbeschäftigung, wenn die Hütte noch nicht geöffnet ist. Kurz vor unserer Tour ist er von der Hoch-Tirol-Skidurchquerung zurückgekommen. Einer der wohl eindrucksvollste und atemberaubendste Hochgebirgsdurchquerungen in den Ostalpen. 

Winter in den Hohen Tauern
Der Winter in den Hohen Tauern lädt zum Skitourengehen ein

Wenn er nicht führt, lebt und arbeitet er 110 Tage auf der mit 3.454 Metern höchstgelegenen Schutzhütte Österreichs. Sie ist im Besitz des Österreichischen Alpenklub, und ist zugleich die einzige Hütte des Pendants zum wesentlich größeren Österreichischen Alpenverein. Aber: der ÖAK ist auch „Eigentümer“ von 114 m² Glockner-Gipfelfläche auf Tiroler Seite und Eigentümer des Gipfelkreuzes. Falls Berge überhaupt irgendwem „gehören“ können. Meist gehörst Du ihnen.

Im Fall des Großglockner stimmt das in jedem Fall. Zwar geschehen hier relativ wenig Unfälle, dennoch ist der Gigant nicht zu unterschätzen. Und teils launisch in Bezug auf das Wetter. Daher ist die Unterstützung eines Bergführers für den „höchsten Österreicher“ unbedingt ratsam.

Aber der Großglockner war nicht das Ziel meiner Erkundungstour. Nicht im Winter. Noch nicht. Mein Ziel war es, die Vielfalt kennenzulernen. Wanderungen. Schneeschuhtouren. Skitouren. Und die Vielfalt dieser rauen und so kraftvollen Landschaft. In diesen späten Wintertagen, nach einem relativ schneearmen Winter bieten sich hier im Talschluss bei Kals am Großglockner zig Möglichkeiten.

Die Hängebrücke bei Kals
Die Hängebrücke bei Kals

Dieser Umstand hat mich auch mit Toni zusammengebracht. Die Skitour auf das Hochtor, zwischen Blauspitze und Bunnerkogel, hatte es im unteren Abschnitt durchaus in sich. Im gesamten Verlauf meiner KAT Skitour vergangene Woche habe ich nicht so geschwitzt, wie in der steilen Diretissima zu Beginn. Der gemütliche Forstweg wäre zwar auch eine Option gewesen, aber „steiler ist geiler“.

Vielleicht wollte mir Toni nur die typische Topographie der Tauernberge spüren lassen. Vielleicht wollte er auch nur mal testen, ob der Nordalpenbewohner auf Skiern stehen kann. So war das mit dem „Herz-höher-schlagen“ nicht gemeint. Aber irgendwie gehört das ja auch dazu. Insgeheim hat Toni mit dem teils eisigen Spitzkehrenhang an diesem Tag auch keine Freundschaft geschlossen.

Aber jeder noch so steile Hang hat einmal ein Ende. Und sobald die Atmung und Puls wieder ruhiger werden, bleibt immer noch genug Zeit für interessante, inspirierende Gespräche, und die ein oder andere Fachsimpelei. Und unsere Gespräche reichten von gemeinsamen Bekannten, Vergangenheit und Zukunft, über die Entstehungsgeschichte der uns umgebenden Berge, bis hin zu den Schutzzonen der Hohen Tauern oder der Geschichten rund um die Erstbesteiger des Großglockner. Und auch wenn sich dieser Gipfel heute vornehm mit einem Hochnebelkleid bedeckte, so beflügelte er dennoch meine Fantasie.

Entspannte Wanderung bei Kals am Großglockner
Entspannte Wanderung im Spätwinter bei Kals am Großglockner

Schon meine Wanderung am Tag zuvor, bei herrlich blauem Himmel und strahlend schöner Südwintersonne haben mir Lust gemacht. Spätestens aber diese Bekanntschaft. Die Tour durch die weiten, beneidenswert schönen Wannen unterhalb des Brunnerkogel, mit den vielen interessanten Details zum Großglockner haben meinen Entschluss gefestigt: ich komme wieder. Bestimmt. Außerdem muss ich mich noch für das Bier revanchieren, auf das mich Toni nach erfolgreicher Abfahrt vom Hochtor ausgegeben hat. Wer weiß. Vielleicht war es ja nur die Wiedergutmachung des steilen, eisigen Tagesbeginns…

So oder so bewahrheitet sich mal wieder eines meiner liebsten Sprichwörter

Orte, die man einmal ins Herz geschlossen hat, verlässt man nie wirklich ganz

Und die Hohen Tauern, Kals am Großglockner, gehören nun definitiv dazu!


Nützliche Infos für einen Besuch in Osttirol

Anreise
Die Anreise nach Osttirol erfolgt von Norden kommend ab Kitzbühel über den Paßthurn nach Mittersill. Hier bist Du im Salzburger Land. Weiter geht es über die ganzjährig geöffnete Felbertauernstrasse nach Matrei in Osttirol.

Mein Hotel war in Kals am Großglockner, daher bin ich bei Huben links ab nach Kals.


Unterkünfte

Ich war im Hotel Taurerwirt am Talende bei Kals untergebracht. Das Hotel ist ein perfekter Ausgangsort und die Gegend zu erkunden, Skitouren zu machen oder auch um zum Skifahren oder auf die Loipe zu gehen. Urlaub ohne Auto.

Weitere Unterkünfte findest Du auf osttirol.com.


Link-Tipps
Hier findest Du weitere hilfreiche Links zur Planung eines Aufenthalts, zu Sehenswürdigkeiten und mehr:


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