Bergparadies Wildschönau

Ganz im Westen der Kitzbüheler Alpen, südlich von Kufstein, liegt die Wildschönau. Von Wörgl aus geht es über eine Talstraße hinauf auf etwa 1.000 Meter Höhe. Das Hochtal gehört mit seinen bis zu 2.300 Meter hohen Gipfeln zu den Geheimtipps unter echten Bergfreunden. Sanfte Almwanderungen oder anspruchsvolle Gipfeltouren, kühle Klammen oder sonnige Höhenwege. Dazwischen wunderschönen Ortschaften. Wie das liebliche Thierbach und viel Tiroler Gastlichkeit, das auch als „die vermutlich schönste Sackgasse der Welt“ bezeichnet wird.

Thierbach wie aus dem Bilderbuch
Thierbach in der Wildschönau am frühen Morgen – ein Ort wie aus dem Bilderbuch
Transparenzhinweis: Mein Bericht zum Tal entstand in Kooperation mit Wildschönau Tourismus. Diese Tatsache, dass ich zu dieser Recherche eingeladen wurde, hat keinen Einfluss auf meine redaktionelle Freiheit oder das Fazit zur Wildschönau, das Du am Ende meines Bericht lesen kannst.

Bergtouren in der Wildschönau

Es liegt noch Tau auf den Gräser und Sträuchern, während ich den ersten Gipfel des Tages entgegen steige. Mein Weg führt mich an einigen schwarzen Tümpeln vorbei. Kleine Moorweiher, eher Lacken, die wie schwarze Augen im Wald auftauchen, wieder im sanften Nebel verschwinden, und jeden meiner Schritte beobachten. 

Meter um Meter geht es nach oben. Nichts durchbricht die Stille des Waldes. Außer meinen Schritten über den teils weichen, dann wieder felsigen Hintergrund. Über Wurzeln und Steine zieht sich der Weg den Berg hinauf. Die Feuchtigkeit der vergangenen Tage steigt in der noch frischen Sommerluft nach oben. Je höher ich steige desto mehr Nebelschwaden ziehen durch den mystischen Wald. Hier und da ein paar Pilze auf dem mit Moosen bedeckten Boden. Ein paar Beeren an den Sträuchern. Unten Büsche und Moose, oben Fichten und Tannen, mit Flechten und Bast bewachsen. Mitten hindurch ein schmaler, teils tief eingeschnittener Waldpfad. Nichts. Nur Stille. Wie in einem Märchenwald.

Auf dem Wildschönauer Höhenweg
Auf dem Wildschönauer Höhenweg

Ich bin auf dem Wildschönauer Höhenweg und wandere dem ersten von insgesamt fünf Gipfel des heutigen Tages entgegen. Vor gut 1 Stunde begann meine Tour an der Gipfelstation der Markbachjochbahn, wo der Wildschönauer Höhenweg seinen Anfang nimmt. Mit der Gästekarte des Tals ist die Auffahrt kostenfrei. Wie auch der Wanderbus, der mich am Ende meiner knapp 15 Kilometern langen Tour von der Schönangeralm wieder zurück nach Niederau bringen wird.

Das Markbachjoch
Das Markbachjoch liegt auf 1.496 Metern Höhe, oberhalb von Niederau.

Während im Winter die Skifahrer die Hänge herunter carven, freuen sich im Sommer Wanderer an den breiten Wanderwegen zu den zahlreichen Almen.

Und auch Paraglider finden an den Hängen des Markbachjoch perfekte Bedingungen. Daher kannst Du hier bei einem Tandemflug die Wildschönau auch aus der Vogelperspektive erleben.

Wanderungen für jeden Anspruch

Niederau, das ist neben Oberau, Auffach und Tierbach einer der vier Talorte der Wildschönau. Thierbach, mit 1.150 Metern der höchstgelegene der Kitzbüheler Alpen, zählt dank seiner Lage sicher zu den schönsten Bergdörfern Tirols.

Hier lädt ein Wald- und Familienweg mit versteckten Holzfiguren große und kleine Entdecker zu einer entspannten Wanderung ein. Besonderes Highlight ist dabei der Waldspielplatz. Hunger und Durst werden auf einer der Heuliegen entlang des Weges, auf einer Parkbank, oder in einem der drei Gasthöfe gestillt, bevor es weiter geht.

Weite Almwiesen mit Heidelbeersträuchern prägen den Süden der Wildschönau
Weite Almwiesen mit Heidelbeersträuchern prägen den Süden der Wildschönau

Die Wildschönau ist auch ein Ort der Mythen und Sagen. Und die sind auf zahlreichen Tafeln und an vielen Orten im Tal und auf den Bergen niedergeschrieben. Wie die Sage rund um die Kundler Klamm.

Die Kundler Klamm zählt dabei sicher zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in der Wildschönau. Und sie zählt zu den schönsten Naturschluchten Österreichs. Vom Eingang der Klamm führt ein breiter Weg entlang der wilden Wildschönauer Ache zweieinhalb Kilometer bis nach Kundl ins Inntal. Es geht an bis zu 200 Meter steil aufragenden Felswänden vorbei. Die schimmern in den unterschiedlichsten Rot-, Braun- und Grautönen.

Und während die Zuflüsse die Wildschönauer Ache zu einem tosenden Fluss anschwellen lassen, sammelt sich im unteren Bereich das Wasser in ruhigen Becken wo Du am Ende der Tour eine willkommene Abkühlung findest.

Der Gressensteinwasserfall
Der Gressensteinwasserfall, ein weiteres Wanderhighlight in der Wildschönau
Die Sage vom Wildschönauer Drachen
In früheren Zeiten bedeckte ein Bergsee die Wildschönau. Auf seinem Grund hauste ein furchteinflößender Drache. Er fraß die weidenden Ziegen und Schafe am Rand des Sees und versetzte die Bevölkerung in Angst und Schrecken.

Ein mutiger Bauernjunge stellte sich dem Kampf mit dem Drachen und stieß ihm sein Schwert ins Herz. Der schwer verletzte Drache wich in den See zurück. In seinem Todeskampf zerbiss der Drache den Felsen westlich vom Kragenjoch und es entstand eine große Spalte im Gestein.

Darin verkeilte sich der Körper des Drachen und verendete, als das Wasser des Sees in Richtung Inntal floß. So entstand die Kundler Klamm.

Neben der gemütlichen Wanderung durch die Kundler Klamm, den zahlreichen talnahen Wanderwegen, und dem aussichtsreichen Wildschönauer Höhenweg, gibt es auch anspruchsvollere Gipfelziele. Sie wie die 1.897 Meter hohe Gratlspitze, einer der Lieblingsgipfel der Einheimischen.

Der 2.202 Meter hohen Lämpersberg oder den Großen Beil sind noch einmal von einem anderen Kaliber. Der große Beil bildet mit seinen 2.309 Metern das „Dach der Wildschönau„. Dennoch ist er zwar konditionell fordernd, aber technisch nicht sonderlich anspruchsvoller. Das wären eher die Gratwanderungen über die Gipfel, die für den Wanderer auf den Schildern entsprechend kenntlich gemacht sind.

Unterhalb des Gamskarkopf geht es über eine Geländestufe dem Gipfel entgegen
Die Bergtour zum Großen Beil ist konditionell anspruchsvoll und landschaftlich einmalig schön

Auf zwei Rädern durch das Hochtal

So vielfältig die Wanderungen, so vielfältig präsentieren sich auch die Radtouren in und um die Wildschönau. Dabei ist keineswegs von einem Abenteuerspielplatz mit Up- und Downhill-Trails die Rede. Wie bei den Wanderungen und Bergtouren liegt auch hier die Kraft in der Ruhe.

Breite Wege - schöne Almen
Breite Wege – schöne Almen

Und dennoch können Mountainbiker in der Wildschönau so einige Höhenmeter und spektakuläre Aussichten sammeln. Elektrisiert oder mit dem Bio-Bike. Auf talnahen Radwegen oder auf Wirtschafts- und Forstwegen zu höher gelegenen Zielen.

Die Schönanger Alm liegt beispielsweise am ganz im Süden der Wildschönau. Hier beginnt nicht nur der Aufstieg auf den Lämpersberg, den Großen Beil oder die Breiteggspitze. Hier endet auch der Wildschönauer Höhenweg. Und hierhin führt eine einfache Radtour. Von Auffach führt eine breiter, asphaltierter Alpweg 5,8 Kilometer ins Tal. Mit einer Steigung von 6 bis 8% halten sich auch die Höhenmeter in Grenzen.

Im Süden der Wildschönau - in der Bildmitte die Schönanger Alm, rechts hinter der Kapelle die Schaukäserei
Im Süden der Wildschönau – in der Bildmitte die Schönanger Alm, rechts hinter der Kapelle die Schaukäserei

Anspruchsvoller ist dagegen die Radtour zur Grasingalm. Die wartet mit stattlichen 792 Metern Höhenunterschied auf sportlich ambitionierte Radler.  Alles in allem haben aber alle Radtouren in der Wildschönau eher leichten oder mittelschweren Charakter.

Die Schönanger Alm
Das Alpengasthaus Schönangeralm liegt am Talende der Wildschönau, auf 1.180 Metern Höhe. Im Sommer ist das beliebte Ausflugsziel Start- und Zielpunkt herrlicher Wanderungen, im Winter laden Höhenloipe und geräumte Winterwanderwege ein.

Gleich hinter dem Gasthaus liegt die gleichnamige Alm. Der Stolz von 24 bäuerlichen Betrieben. Auf 680 Hektar Almgebiet und drei Almen weiden rund 260 Tiere über den Sommer, von Juni bis September, auf der Alm.

Und die hier gewonnenen Milch wird vor Ort zu Bergkäse, Emmentaler, Camembert, Tilsiter oder Kräuterkäse verarbeitet. Gegen einen kleinen Unkostenbeitrag kannst Du an einer Führung und Käseverkostung durch die Schaukäserei teilnehmen.

Die Schönanger Alm ist, wie bereits erwähnt, auch das Ziel meiner Wanderung über den Wildschönauer Höhenweg. Vorher erwarten mich aber noch vier Gipfel, grasige Bergrücken und felsige Grate, und unzählige schöne Aussichten auf die Wildschönau, während sich er Morgennebel mehr und mehr lichtet, und die Sonne über den Tiroler Bergen die Oberhand gewinnt.

Mein Fazit zu meinem Besuch in der Wildschönau

Ich bin schön häufiger auf meinem Weg in Richtung Pillerseetal, und auch weiter nach Osttirol, an der Zufahrt zur Wildschönau vorbei gekommen. Und wie mit so vielen Orten oder Bergen, an denen ich so oft schon vorbei gekommen bin, habe ich sie völlig zu unrecht „links liegen gelassen“.

Die Bauernhöfe im Tiroler Stil, urige Almen und charmante Dörfer prägen das Bild der Wildschönau. Und das vor der traumhaften Bergkulisse Kitzbüheler Alpen. Ein Hochtal, das sich seine Ursprünglichkeit, seine Gastfreundschaft und seine Authentizität in unserer so schnelllebigen Zeit bewahrt hat.

Nach meinem Besuch kann ich nur bestätigen, das der Name des Tals Programm ist: sie ist WILD und SCHÖN. Und sie bietet dem Wanderer hohe Gipfelziele und gemütliche Talwanderungen, während sich Radfreunde auf knackige Auffahrten zu Almen ebenso freuen können, wie auf gemütliche Rundfahrten entlang der Wildschönauer Ache.

Für mich war der Besuch der Wildschönau eine der überraschendsten Entdeckungsreisen, die ich in den letzten Jahren machen durfte. Ein echtes Bergparadies das nicht die schroffen und steilen Felsgiganten wie die Dolomiten, der Wilde Kaiser oder das Lechtal beheimatet. Das aber genau deshalb ein solch herrlicher Ort für Bergfreunde und Naturliebhaber ist.

Informationen rund um die Wildschönau

Die Wildschönau
Die Wildschönau ist ein Hochtal, das sich auf 24 km Länge und in einer Höhenlage von 800 bis 1200 m zwischen den Kitzbüheler und den Zillertaler Alpen erstreckt.

In den vier Dörfern Niederau, Oberau, Thierbach und Auffach leben rund 4400 Einwohner.


Anreise mit dem PKW
Mit dem PKW erreichst Du die Wildschönau über die nahegelegene Inntal-Autobahn A12.

Von der Abfahrt Wörgl-Ost geht es nach Wörgl und von dort etwa 10 km über die Wildschönauer Landesstraße und den Wörgler Berg in das Hochtal.

Die Zufahrt über Auffach zur Schönanger Alm ist übrigens mautfrei und es gibt dort auch keine Parkgebühren.

Stand Juli 2024

Klimafreundlich mit Bus und Bahn
Die Anreise mit dem Zug erfolgt über den Bahnhof Wörgl. Von dort geht es mit dem Regionalbus, dem Hotel-Shuttle oder mit dem Taxi weiter.

Übernachten
In der Wildschönau gibt es einige Hotels im 4-Sterne-Bereich sowie viele weitere ausgezeichnete Hotels, Gasthöfe, Pensionen, Privatzimmer und Ferienwohnungen. Auch Urlaub auf dem Bauernhof ist möglich.

45 Restaurants und Gasthöfe sowie 25 Berggasthöfe und Jausenstationen sorgen für die kulinarische Untermalung.

Ich war während meines Aufenthalts im Hotel Schneeberger in Niederau, nur wenige Meter von der Markbachjochbahn entfernt untergebracht.


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