Zuletzt aktualisiert am 9. August 2023
Im vergangenen Jahr war ich drei Mal in den Kitzbüheler Alpen unterwegs. Sowohl bei meiner Tour auf dem WaiWi, als auch meinen Wintererlebnissen in Fieberbrunn konnte ich mich von dem sehr guten öffentlichen Personennahverkehr in der Region überzeugen.
Das Mobilitätskonzept führt dazu, dass immer mehr Urlauber mit dem Zug anreisen. Und vor Ort nutzen Sie die regelmäßigen Busverbindungen. Die günstige Anbindungen leiten in den Kitzbüheler Alpen eine Trendwende ein, wie eine Erhebung in einem Teilsegment der Gäste zeigt: bereits 18 Prozent der Gäste kommen mit der Bahn. Das Konzept wurde bereits vor drei Jahren auf den Weg gebracht und zeigt den Vorsprung zu sehr vielen anderen Feriendestinationen.
Konsequenter Ausbau der Attraktivität
Der KAT Walk ist ein Weitwanderweg durch die Kitzbüheler Alpen, den ich Anfang September kennenlernen werde. Der Weg wird durch die Tourismusregion aktiv vermarktet und kann im Paket mit Übernachtung in den einzelnen Etappenzielen gebucht werden. Ein Befragung von 1148 Gästen, die den KAT Walk gebucht hatte, ergab in Punkto Anreise, dass eben diese 18% auf den Zug gesetzt hatten. Das ist zwar nicht auf alle Gästearten 1:1 übertragbar, zeichnet aber zumindest einen deutlichen Trend und bestätigt die „Macher der Region“ auf dem richtigen Weg zu sein. Im Vergleich dazu liegt der österreichweite Anteil der Bahn-Urlauber bei nur 9 Prozent. Ein Schlüssel zum Erfolg: neben günstigen Anbindungen ist die Nutzung der eng getakteten „Öffis“ mit der Gästekarte kostenfrei.
Vorzeigeprojekt „Tirol auf Schiene“
„Damit Urlauber ihr Auto zuhause lassen, braucht es beides – bequeme Anreisemöglichkeiten ebenso wie das starke Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln vor Ort“, sagt Stefan Astner. Er ist Geschäftsführer der Ferienregion Hohe Salve und hat das Verkehrskonzept der Kitzbüheler Alpen mit seinen Kollegen sowie der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB) und dem Verkehrsverbund Tirol (VVT) regionsübergreifend auf den Weg gebracht. Die Infrastrukturleistung gilt als Vorzeigeprojekt innerhalb der Initiative „Tirol auf Schiene“.
So gibt es für Gäste aus Hamburg und Düsseldorf mit dem ÖBB Nightjet schnelle Direktverbindungen, während Urlauber aus Wien etwa mit dem Railjet ohne Umsteigen nach Wörgl kommen. Die Kleinstadt ist das Tor zu den Kitzbüheler Alpen: Von hier aus verkehren wöchentlich im Halbstundentakt Regionalzüge und S-Bahnen auf der 66 Kilometer langen Strecke bis nach Hochfilzen. Sie halten an 18 Bahnhöfen, darunter Hopfgarten, Kirchberg, St. Johann in Tirol und Fieberbrunn. Nimmt man die zahlreichen Busverbindungen hinzu, wird das Netz noch engmaschiger.
Bereits vor dem CheckIn im Hotel kostenfrei unterwegs
Dabei gilt die Gästekarte als Ticket. Wer sogar schon bei der Anreise ab Wörgl kostenfrei unterwegs sein möchte, nutzt die elektronische Gästekarte, die Vermieter beim Pre-Check-In zur Verfügung stellen.
Nachdem das serviceorientierte und nachhaltige Mobilitäts-Angebot der Kitzbüheler Alpen auf festen Füßen steht, rückt die Bewusstseinsbildung weiter in den Fokus: „Wir kommunizieren auf allen Kanälen, dass man sich bei uns im ländlich geprägten Alpenraum ähnlich komfortabel mit öffentlichen Verkehrsmitteln von A nach B bewegen kann wie in einer Stadt“, so Stefan Astner. Dazu gehören diverse Marketing-Aktionen. Wer etwa den KAT Walk gebucht hat, der in unterschiedlichen Varianten quer durch die Kitzbüheler Alpen führt (www.kat-walk.at), kann anschließend sein Zugticket einschicken – und bekommt als Geschenk Hausschuhe, mit dem eigenen Namen drauf und selbstverständlich in Tirol produziert.
Eine Investition in die Zukunft
Für die kostenfreie Nutzung der regionalen Verkehrsmittel, die in der Gästekarte inkludiert ist und die jeder Urlauber automatisch und gratis bekommt, wurde die Tourismusabgabe explizit nicht erhöht. Die Kitzbüheler Alpen sehen ihre Nachhaltigkeits-Offensive als Investment in die Zukunft. Dazu gehören die Erhaltung der alpinen Lebensräume ebenso wie die Bindung von Zielgruppen. Stefan Astner: „Viele junge Menschen aus städtischgeprägtem Umfeld machen heute keinen Führerschein mehr. Wenn wir sie als Gäste wollen, müssen wir sie mit den passenden Angeboten abholen.“
Kommentar: In Deutschland wurde in Bezug auf die Verkehrswende, vor allem auf der Schiene, sehr viel verschlafen. Fehlende Elektrifizierung oder still gelegte Strecken. Ganz zu Schweigen von dem teils katastrophalen Zuständen der Bahnhöfe. In der Schweiz hat man in den letzten Jahrzehnten konsequent auf den Ausbau der Schiene gesetzt. Und offenbar ist auch Österreich da in Riesenschritten enteilt. Wenn ich die Taktung des ÖPNV in den Kitzbüheler Apen sehe, oder auch die Lösung des Bahnverkehrs zwischen Reutte/Tirol und der Landeshauptstadt Innsbruck. Wenn ich die Kosten für den Busverkehr im Großraum Gardasee/Trentino sehe, wo man für 1 Euro unterwegs ist, dann muss ich mich für Regionen nördlich des Alpenhauptkamm, wie das Allgäu, fragen: wo bleibt der Anschluss? So muss man sich nicht über die Blechlawinen wundern, die gerade in der aktuellen Situation Straßen, Täler und Parkplätze zum überquellen bringen…