Man nehme eine Prise Jubiläumsweg, einen Schuss Wildental und Krumbacher Höhenweg sowie ein paar Meter Hohe Gänge und kombiniere das mit einer einzigartigen Panoramalandschaft. Fertig ist der traumhaft schöne Enzensperger Weg. Auf über 2.000 Metern Höhe verbindet er das Kaufbeurer Haus mit der Hermann-von-Barth-Hütte. Wer die Rundtour von Hinterhornbach aus an einem Tag absolvieren möchte, muss früh aufstehen und einiges an Kondition mitbringen. Etwa 10 Stunden dauert die Wanderung über den Enzensperger Weg, dabei legst Du 23 Kilometer zurück und überwindest satte 1.850 Höhenmeter bergauf, wie bergab.
Aufstieg über das Kaufbeurer Haus zur Schwärzerscharte
Diese lange und anspruchsvolle Wanderung beginnt am Parkplatz P2 in Hinterhornbach. Aufgrund der Länge der Tour solltest Du auf jeden Fall früh aufbrechen. In den Sommermonaten hast Du andernfalls mit der Hitze zu kämpfen. In den Herbstmonaten wird es früher dunkel. Und gerade der abschüssige Abstieg über den Schöneckersteig sollte in jedem Fall bei Tageslicht erfolgen!
Identisch zur Klettertour auf die Gliegerkarspitze und die Bretterspitze steigst Du zunächst auf einem breiten Wirtschaftsweg, dann über schmale Waldpfade im steilen Bergwald nach oben. Kleine, gelbe Schilder geben Dir zu Beginn die Richtung vor, während Du immer wieder den Wirtschaftsweg kreuzt. Den letzten Abzweig solltest auf den Pfad Du nicht verpassen. Der führt schließlich alleine nach oben.
Dem Bergwald schließt sich ein dichter Latschenhang an. Während der Weg zunächst sehr entspannt zu gehen ist, wird der Untergrund zusehends felsiger und die Tritte höher. Auf der gegenüberliegende Talseite baut sich der imposante Hochvogel auf. Unten das noch schlafende Hinterhornbach.
Nach etwa zwei Stunden erreichst Du das Kaufbeurer Haus. In den Sommermonaten ist die Selbstversorgerhütte an den Wochenenden bewirtschaftet. Und im Sommer kannst Du auch am Brunnen vor dem Haus Deine Wasservorräte füllen. Im späten Herbst ist der Brunnen allerdings bereits stillgelegt. Und auch sonst gibt es auf der gesamten Tour bis zum Abstieg keine weiteren Quellen.
Am Kaufbeurer Haus teilt sich der Weg. Links geht es zur mächtigen Urbeleskarspitze. Rechter Hand weisen Schilder den Weg zur Bretterspitze und in Richtung Enzensperger Weg.
Zunächst noch über ein paar grüne Wiesen, dann auf felsig schottrigem Untergrund erreichst Du schließlich das Kar unter der Bretterspitze. Während das Gipfelkreuz bereits ganz nah von oben grüßt gilt es zunächst noch das Kar und anschließend eine Felsstufe zu überwinden, bevor es auf den letzten Metern zur Schwärzerscharte geht.
Zwar musst Du ab und zu auch mal die Hand an den Fels legen, stark abschüssige Stellen sind auch mit Drahtseilen gesichert, aber Kletterschwierigkeiten auf dem gesamten Enzensperger Weg kein Thema, wie auch im Aufstieg zur Schwärzerscharte.
Er wurde durch seine zahlreichen Erstbesteigungen und Winterbegehungen bekannt. So bestieg er unter anderem am 15. April 1895 bei winterlichen Verhältnissen die Trettachspitze.
Josef Enzensperger war auch häufig im Wilden Kaiser unterwegs. Mit seinem Seilpartner Sigmund Freiherr von Reuß gelang ihm 1894 die Nordwestwand an der Kleinen Halt. Diese war mit 1100 Klettermetern die damals längste und höchste Tour im Kaisergebirge.
Aufgrund dieser und weiterer alpinistischer Höchstleistungen, die er oft auch mit seinem Bruder Ernst unternahm, wurde ihm zu Ehren der Verbindungsweg zwischen dem Kaufbeurer Haus und der Hermann-von-Barth-Hütte in „Enzensperger Weg“ benannt. Es ist der mitunter wichtigste Höhenweg in der Hornbachkette.
Quelle Wikipedia
Teils versicherter Abstieg über das Griesschartl
Mit der Schwärzerscharte ist der höchste Punkt der Tour auf 2.500 Metern erreicht.
Der Gipfel der Bretterspitze liegt nur 15 Minuten oberhalb der Scharte. Solltest Du den Gipfel einplanen, ist ein wenig mehr Kraxelei gefragt. Alles in allem aber kaum schwieriger wie der bisherige Wegverlauf.
Die Drahtsicherungen beginnen mit dem Abstieg von der Schwärzerscharte in Richtung Griesschartl. Der Enzensperger Weg verläuft dabei zunächst auf einem Band an der Felswand entlang. Der Ausblick hinunter ins Lechtal ist einmalig schön! Trittsicherheit ist auf dem abfallenden Weg auf jeden fall gefragt. Schwindelfreiheit auch. Denn linker Hand geht es teils steil nach unten!
An das Band schließt sich zunächst ein etwas unangenehmer Abstieg zur Greisschartl an. Zwar sind auch hier teils Drahtseile verbaut, diese befinden sich aber auf Bodenhöhe. Im Aufstieg nützlich, im Abstieg etwas weit unten. Die Schwierigkeit liegt weniger an dem ausgesetzten oder steilen Gelände, vielmehr an dem feinen Schotter, der auf dem blanken Fels den Halt unkalkulierbar macht.
Dem Griesschartl schließt sich eine kurze, ausgesetzte aber gesicherte Querung an. Zwei Eisenklammern im Fels überwinden dabei eine kleine Felsrinne. Dann geht es auf dem immer noch feinen Schotter in die weite Wanne unterhalb der Bretterspitze. Die Kehren sind schmal, die Steilheit nimmt aber Höhenmeter für Höhenmeter ab.
Schließlich erreichst Du den von Häselgehr kommenden Aufstiegsweg zur Bretterspitze. Der Weg bleibt links liegen und Du wanderst unterhalb von Bretterspitze (2.608m) und Gliegerkarspitze (2.575m) den „Drei Jungfrauen“ entgegen.
Dieser Abstiegsweg existiert aber nicht mehr! Spätestens in der Scharte zwischen Gliegerkarspitze und Bretterspitze endet der Weg. Und auch die früher angebrachten Drahtsicherungen sind schon lange abgebaut!
Mehr zu dieser alpinen Unternehmung findest Du in meinem Tourenbericht über den Westgrat zur Bretterspitze.
Über den Luxnacher Sattel zur Rotwand
Der Übergang zum Luxnacher Sattel ist von der Weggabelung mit einer Stunde angegeben. Der Enzensperger Weg führt nun fast durchgehend und ohne große Höhenunterschiede zwischen 2.100 und 2.200 Metern Höhe dahin.
Während mit der Schwärzerscharte der Großteil der Höhenmeter hinter Dir liegt, liegt der größte Teil der Strecke noch vor Dir. Die aber ist vollgepackt mit herrlichen Eindrücken und Ausblicken auf die Lechtaler Berge. Und mit etwas Glück kannst Du nicht nur Gemsen, sondern auch den ein oder anderen Steinbock in den folgenden Stunden erspähen.
Den Luxnacher Sattel (2.093m) erreichst Du nach der Querung des Sattelkar. Ein kurzer, teils wieder mit Drahtseilen gesicherter Steig führt hinauf auf den Sattel, wo sich einmal mehr ein vollkommen anderes Panorama auftut. Über den mit Latschen bewachsenen Übergang wanderst Du zunächst ein paar Meter ebenerdig, bevor es über ein kurze Kehren und über einige Fels- und Schotterrinnen hinweg in Richtung Noppenkar geht.
Beim Blick zurück überragt der markante Pfeiler (2.206m) mit seinen steilen Grasflanken die Szenerie.
Der vorletzte Aufstieg des Tages steht an. Etwa 70 Höhenmeter hinauf zum Balschtesattel (2.226m). Der liegt eingebettet zwischen dem Südlichen Söllerkopf (2.390m) im Norden und der Rotwand (2.262m) im Süden. Vom Sattel aus kannst Du nahezu den gesamten Weg vom Luxnacher Sattel kommend aus einsehen. Und aus der Entfernung mag man kaum glauben, dass durch diese steilen Felsflanken ein vermeintlich einfacher Höhenweg führt.
Übergang zur Schönecker Scharte
Hinter dem Balschtesattel wiederholt sich das Routenprofil. Einmal mehr geht es ein paar Meter am Hang talwärts in das Balschtekar. Auf der gegenüberliegenden Seite sind schon die Stützen der Materialbahn der Hermann-von-Barth-Hütte zu erkennen. Ebenso der Aufstiegsweg zur Schutzhütte des DAV. Der Aufstiegsweg bleibt nach der einfachen Querung des Kars jedoch linker Hand liegen. Denn Dein Weg führt rechts ab durch ein ausladendes Schotterfeld in Richtung Schönecker Scharte.
Zunächst noch relativ flach, zieht sich der Pfad bald schon in kurzen Kehren durch den teils tiefen Schotter einer Felsrinne zwischen Schöneckerkopf (2.333m) zur linken und Balschtespitze (2.390m) zur rechten Seite.
Kurz unterhalb der Scharte wendet sich der Weg mit teils verblichenen Markierungen dem felsigen Bereich unter dem Schöneckerkopf zu. Dann ist die Scharte auf 2.206 Metern Höhe und der letzte Aufstieg des Tages erreicht.
Ab dem Abzweig zur Hermann-von-Barth-Hütte ist Hinterhornbach mit 3,5 Stunden angeschrieben. Und auch wenn der Aufstieg zur Scharte recht zügig erfolgt, so benötigst Du die Zeit auf dem finalen Abschnitt der Tour.
Auf dem Schöneckersteig nach Hinterhornbach
Der Enzensperger Weg liegt seit der Gabelung zur Hermann-von-Barth-Hütte hinter uns. Von der Schönecker Scharte steigst Du technisch unschwierig in das weite Schöneckerkar ab.
Der folgende Schöneckersteig führt in mehreren Stufen hinunter zum Hornbach, den Du bereits von der Scharte aus erahnen kannst. Unterhalb des Schreierkopf (2.198m), auch dessen Aufstiegsweg bleibt rechter Hand liegen, übernehmen die Bergwiesen das Regiment und der Fels verschwindet nach und nach.
Schön ist der Abstiegsweg definitiv. Die steilen Bergwiesen solltest Du aber auch auf diesem finalen Abschnitt nicht unterschätzen, zumal die Konzentration nach so vielen Stunden im alpinen Gelände gerne einmal nachlässt. Die Wiesen fallen teils atemberaubend steil talwärts. Währenddessen leitet Dich der Schöneckersteig am Hang entlang, dann führt er wieder ein paar Höhenmeter talwärts, um dann abermals den Hang zu queren. Bei nassen Verhältnissen ist der Weg im Abstieg mehr als nur eine Herausforderung! Es besteht auch hier Absturzgefahr!
Schließlich erreichst Du bewaldetes Gebiet. Der Abstieg ist aber noch nicht zu Ende.
Viele kleine Kehren bringen Dich steil durch den Bergwald nach unten. Auf eine kurze, felsige und mit Drahtseilen gesicherte Passage folgen weitere Kehren auf dem oft feuchten Waldboden. Dann ist endlich der Hornbach erreicht.
Einem kurzen Stück auf einem noch schmalen Pfad schließt sich ein breiter Wirtschaftsweg an. Der bringt Dich nach einem langen und intensiven Bergtag parallel zum Bach in einer guten halben Stunde zurück zum Parkplatz und Deinem Ausgangspunkt.
Karte zur Tour
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Tipps & Infos zur Tour
Der beste Ausgangspunkt ist P2, der direkt am Aufstiegsweg zum Kaufbeurer Haus liegt. Der Parkplatz ist kostenpflichtig. Die Gebühr ist dabei in bar an einer kleinen Säule zu entrichten.
Parkschein gibt es keinen.
Ansonsten ist es eine Selbstversorgerhütte der DAV Sektion Allgäu-Immenstadt. An der Hütte gibt es auch einen Brunnen. Ansonsten gibt es entlang des Wegs keine Möglichkeit zur Wasseraufnahme.
Erst im Abstieg nach Hinterhornbach kommst Du an ein paar Bachläufen vorbei.
Schwindelfreiheit, Trittsicherheit und Erfahrung in der Orientierung im alpinen Gelände sind sehr wichtig, da die Markierungen teils schwer zu sehen sind.
Absturzgefahr ist definitiv vorhanden, daher ist die Bergtour in der SAC-Wanderskala ist die Tour mit bis T4 zu bewerten!
Bei nassem Bedingungen ist von der Begehung des Schöneckersteig abzuraten!