Stopselziehersteig auf die Zugspitze

Zuletzt aktualisiert am 10. August 2024
  • Gesamtlänge Klettersteig: 650 Höhenmeter
  • Dauer der Tour: 2,5 Stunden (zuzüglich Zustieg)
  • Zustieg: 3,5 Stunden bei 1.150 Höhenmetern
  • Abstieg: mit der österreichischen Zugspitzbahn
  • Gesamtgehzeit: 6 Stunden
  • Schwierigkeitsgrad: A/B (Klettersteigskala Schall)
  • Einkehrmöglichkeiten auf der Tour: ja
  • Parkmöglichkeit: Parkplatz der österreichischen Zugspitzbahn
  • Wegbeschaffenheit Zu- und Abstieg: schmaler Wanderwege, Bergpfade, Schotterfelder, teils abschüssig

Der Aufstieg über den Stopselziehersteig auf die Zugspitze ist eine Kombination aus schwerer Bergtour und leichtem Klettersteig.


Die Tour über den Stopselziehersteig auf die Zugspitze hat definitiv viele Gesichter. Schöne und weniger schöne. Beginnen wir mit dem Einstieg der Tour am (kostenfreien!) Parkplatz der österreichischen Zugspitzbahn in Ehrwald. Der Wegweiser oberhalb des Parkplatzes weist 3 Stunden zur Wiener Neustädter Hütte und insgesamt 6 Stunden auf die Zugspitze aus. Ãœber einen breiten Schotterweg geht es gleich steil nach oben. Nach einigen Gehminuten zweigt linker Hand ein schmaler Pfad in ein Latschenfeld. Kaum merklich mit einem „Z“ gekennzeichnet, folgen wir diesem Weg nach oben.

Aufstieg zur zweiten Stütze der Zugspitzbahn

In kurzen, engen Kehren steigt der Weg etwas gemächlicher an, dennoch gewinnen wir schnell an Höhe. Die mächtige Felswand des Zugspitz-Massivs immer im Blick, erreichen wir schließlich ein großes Kar. Die Serpentinen werden weiter und die Steigung flacht etwas ab. Am Fuß der imposanten Felswand erkennt man die ersten Gemsen.

In einer leichten Linkskurve steigen wir das Kar empor und kommen kurzeitig wieder auf eine mit Latschen bewachsene Wiese. Oben am Grat bricht sich das Sonnenlicht in der kühlen Morgenluft. Die zweite Stütze der Zugspitzbahn vor Augen geht es weiter und weiter nach oben. Der nun wieder sandig-schottrige Untergrund erfordert zusätzlichen Kraft. Etwas über uns werden die Überreste der alten Bahn erkennbar und bald ist eine kleine Gelände-Plattform mit einer Gedenktafel erreicht.

Zur Wiener Neustädter Hütte

Das riesige Kar liegt zu Füßen und nach ein paar weiteren Kehren ist ein kleiner Grat erreicht, der zum Fuß der vorhin beschriebenen Stütze führt. Erste Eisenbeschläge und Drahtversicherungen tauchen auf. Dennoch prägt zunächst ein Höhenweg den weiteren Wegabschnitt in Richtung der Wiener Neustädter Hütte. Unten die Talstation, über uns die Seile der Bahn und linker Hand der funkelnde Eibsee mit seinen Blau- und Grüntönen. Sanft geht es an der Bergflanke nach oben zur Alpenvereinshütte, die unversehens hinter einer Rechtskurve auftaucht.

Blick vom Steig auf die Wiener Neustädter Hütte, kurz vor dem Stopselziehersteig
Blick vom Steig auf die Wiener Neustädter Hütte, kurz vor dem Stopselziehersteig

Aufstieg im Stopselziehersteig zur Zugspitze

Ab der Hütte folgt ein weiteres großes Kar, an dessen Ende der Einstieg zum Stopselziehersteig bereits erkennbar ist. Einige Höhenmeter später ist der Einstieg erreicht. Über Platten und mit zahlreichen in den Fels versenkten Eisenklammern geht es in den Steig hinein. Bald darauf ist ein kurzer Tunneldurchgang erreicht, danach wieder viele Eisentritte, die ebenfalls zu einer Leiter in den Berg geschlagen wurden.

Drahtversicherungen und Eisentritte wechseln sich ab. Der erste Abschnitt des Steigs gleicht einer Rinne. Nicht wirklich ausgesetzt, dennoch ist Trittsicherheit ob der glatt geschliffenen Felsoberfläche angebracht. Nach und nach wird es etwas flacher. Immer noch gut gesichert, aber kaum ausgesetzt geht es in brüchiger werdendem Fels nach oben.

Im Stopselziehersteig, kurz vor dem Gipfelgrat, Blick zurück Richtung Ehrwald
Im Stopselziehersteig, kurz vor dem Gipfelgrat, Blick zurück Richtung Ehrwald

Der Klettersteigcharakter verliert sich zusehends, dennoch ist der Aufstieg ein Genuß. Das wunderbare Panorama, die umliegenden Felswände und die unter uns liegende Wiener Neustädter Hütte finden immer wieder ihren Weg in den Sucher der Kamera. Die Bergbahn schaufelt im 10-Minuten-Takt Besucher auf den Gipfel und grüßt in einigen hundert Metern bei Ihrer Vorbeifahrt. Letztlich steigen wir in kurzen Serpentinen, wieder auf schottrig-sandigem Untergrund, dem Gipfelgrat entgegen.

Der Grat ist erreicht. Einige Höhenmeter weiter links geht es zur Gipfelstation. Vor uns breitet sich das Skigebiet der Zugspitze aus. Im Sommer ein unwirklicher Anblick von Menschenmassen, Seilbahnen und vereinzelten Rodelfahrern die sich auf den letzten, grau-weiß gefärbten Schneeflecken „vergnügen“.

Bauruinen. Beton. Draht. Wir bahnen uns den Weg zur Gipfelstation um mit der Bahn wieder ins Tal zu kommen. Immer die Frage im Kopf: „Warum sind wir nicht unterhalb des Grats geblieben?“. Oben an der Station: ein schnelles Foto und nichts wie runter ins Tal.#

Unser Fazit zum Stopselziehersteig auf die Zugspitze

Beim Aufstieg hatten wir angesichts des guten Wetters mit deutlich mehr Frequenz gerechnet. Der Wochentag spielte ins aber wohl in die Karten. Der Aufstieg zur Wiener Neustädter Hütte, vorbei an der beeindruckenden Felswand des Zugspitzmassivs, ist wunderschön.

Der Klettersteig nicht wirklich anspruchsvoll, aber das liegt immer im persönlichen Auge des Betrachters. Letzlich bewegt man sich jenseits der 2500 Meter in hochalpinem Gelände, und sollte entsprechend ausgerüstet und vorbereitet sein. Der Stopselziehersteig macht aber durchweg Spaß. Die letzten Meter zum Gipfel könnte man sich definitiv sparen und die von Menschenhand geprägte und veränderte Landschaft macht einen nachdenklich und teilweise traurig, ganz zu schweigen von den Menschenmassen, die sich auf dem Gipfel durch die Gänge drücken. 

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2 Kommentare zu „Stopselziehersteig auf die Zugspitze“

  1. Hallo Björn,
    ein Freund und ich planen dieses Tour ebenso zu laufen. Nun habe ich wegen dem Stopselziehersteig verschiedene Meinungen und Berichte im Internet gefunden.

    Wie du ja schreibst, ist der Steig nicht allzu Anspruchsvoll, andere schreiben es wird auf jeden Fall Klettersteigequipment mit Sicherungen etc. benötigt.

    Könntest du hierzu eine Empfehlung geben? Muss ich wirklich Kletterseile und weiteres mitnehmen? Oder ist der Steig auch ohne begehbar?

    Viele Grüße,
    Daniel

    1. Hallo Daniel,

      mit solchen Empfehlungen tue ich mir immer schwer, weil es eine sehr individuelle Einschätzung ist. Persönlich gesehen ist das der leichteste Steig, den ich je gegangen bin. Wenn Du auf der Zugspitz-Seite schaust, empfehlen die zwar auch „gute Ausrüstung“, die Bilder sprechen aber auch dort für sich 😉 http://www.zugspitze.at/de/gipfel/bergsteigen/klettersteig/

      Im Grunde gibt es keine wirklichen vertikalen Passagen. Zu Beginn gilt es einige Klammern bis zu dem kleinen Durchgang zu meistern, danach nochmals eine etwas steilere Passage und dann flacht die Route deutlich ab.

      Ich würde sagen, dass lediglich ein Drittel ab dem Einstieg über der Wiener Neustädter Hütte ein wirklicher „Klettersteig“ ist, danach eher eine Bergtour in hochalpinem Gelände. Nie sonderlich ausgesetzt. In jedem Fall empfehle ich einen Helm – nicht zuletzt, weil ich selbst vor kurzem in einem Steig in einen Steinschlag geraten bin…

      Kurzum: rückblickend betrachtet hätte ich keinen Gurt benötigt, wobei man ja immer auf alles vorbereitet sein sollte 😉 Wie gesagt: alles eine sehr subjektive Einschätzung. Es spielen ja immer das eigene Können, Tagesform und auch die Vorsicht der anderen eine wichtige Rolle.

      In jedem Fall ist die Tour wunderschön – auch schon bis zur Wiener Neustädter Hütte. Den Gipfel kann man sich allerdings „sparen“ 😉 Alternativ zu der beschriebenen Route gibt es auch noch einen anderen, etwas längeren Aufstieg (ab der Talstation nördlich halten), der auch sehr spannend ausgesehen hat.

      In jedem Fall viel Spaß!!
      LG, Björn

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