Nein zur Gletscherverbauung Pitztal-Ă–tztal

Zuletzt aktualisiert am 9. August 2023

Nur noch in der Erinnerung. Die Bilder, die ich vom Mittelbergferner habe, existieren fast nur noch in meiner Erinnerung. Das konkrete Bild, das ich meine, zeigt die imposante Gletscherzunge am Zustieg zur Braunschweiger Hütte. Dieses Bilder erinnert mich bis heute am stärksten an meine letzte E5-Tour.

Nur noch Erinnerung

Es war nicht die erste Tour über den Fernwanderweg. Nicht der erste Aufstieg in dieses Gletscherreich. Es sind aber die Bilder, die sich in meiner Erinnerung festgesetzt haben. Ein dicker Panzer auch Schnee und Eis. Gleißendes Sonnenlicht Mitte August, das den grauen und blauen Riesen zum leuchten bringt. Die Bilder existieren nur noch in der Erinnerung, da die Fotos und auch die Negative, die ich damals mit meiner ersten Spiegel-Reflex-Kamera gemacht hatte, über die Jahre hinweg verloren gegangen sind. Dennoch lebt speziell dieses eine Bild von der Gletscherzunge, vom Aufstieg zur Braunschweiger Hütte, weiter in meiner Erinnerung.

Ein Bild, das die Zeit überdauert hat, ist ein Bild oberhalb der Braunschweiger Hütte. Im Hintergrund die mächtigen Gletscherflächen.

Braunschweiger HĂĽtte und Mittelbergferner
Braunschweiger HĂĽtte und Mittelbergferner

GroĂźprojekt Gletscherverbauung

Vielleicht wird es auch bei einem zukünftigen Besuch das einzige Bild bleiben, das ich von dieser unberührten Schönheit in meiner Sammlung habe. Große Pläne stehen im Raum. Der Zusammenschluss zweier Skigebiet zum größten Gletscher-Skigebiet überhaupt. Eine Verbindung des Pitztals mit dem Ötztal. Die Verbindung von Pitztal und Ötztal betrifft auch den Mittelbergferner und den Karlesferner. Beide liegen zwischen den bereits erschlossenen großen österreichischen Skigebiete.

Das ist die geplante Dimension dieser Ehe zu einem Superskigebiet

  • 90 FuĂźballfelder (64 Hektar) Skipisten auf Gletschern
  • Schleifung eines Berggrats um 40 Höhenmeter und 120.000 mÂł
  • Drei Seilbahnen
  • Dreistöckiges Seilbahnzentrum (ĂĽber 15.000 m² Nutzfläche)
  • Restaurants und Bars (Kapazität fĂĽr 1.600 Gäste)
  • Befahrbarer Tunnel (600 m Länge, 7 m Durchmesser)
  • Asphaltierter Speicherteich (104.000 mÂł) & Beschneiungsanlage
  • Mehr als vier Kilometer StraĂźen und Wege
  • 6 Jahre Bauzeit
  • 35.000 mÂł verbauter Beton
  • Insgesamt 72 Hektar Gletscher planieren, ĂĽberschĂĽtten bzw. abtragen
  • 9.500 LKW-Fahrten
  • 116 FuĂźballfelder (83 Hektar) permanenter Flächenverbrauch
  • Insgesamt 750.000 mÂł Gestein, Erde & Eis sprengen, abtragen bzw. aufschĂĽtten
  • 41 SeilbahnstĂĽtzen
  • Eingriffe von 1.740 bis auf 3.200 Meter Seehöhe

Muss das sein?

Ich weiß. Projekte, egal in welcher Größenordnung, sind heutzutage schwer zu realisieren. Der öffentliche Druck kann auch dazu führen, dass Projekte überhaupt nicht mehr diskutiert werden können. Egal über was für einen Umfang und welchen Vorteil man redet. Es gibt nur noch schwarz und weiß. Eine Polarisierung der Argumente. Daher ziehen sich Entscheidungsprozesse zu manchmal auch durchaus sinnvollen, oder zumindest überlegenswerten Projekten endlos hin. Oder die Investoren schmeißen von vornherein ob des öffentlichen Drucks das Handtuch. Manchmal dann auch zu Lasten der Bevölkerung, die zum Beispiel auf das ein oder andere touristische Projekt oder Infrastrukturmaßnahme angewiesen ist. In vielen Orten des Alpenraums bildet der Tourismus nun einmal die Lebensgrundlage eines Großteils der ansässigen Bevölkerung.

Aber einmal ehrlich! Angesichts solcher Projektzahlen. Angesichts des Klimawandels. Angesichts des allseits bejaten und notwendigen ressourcenschonenden Umgangs mit der Natur, um diese auch für künftige Generationen zu erhalten. Und es geht nicht nur um das  Erhalten. Es geht um Lebensqualität! Angesichts dieser unumstößlichen Fakten: wie kann ein solches Megaprojekt gerechtfertigt sein. Gerechtfertigt werden?

Meiner Meinung nach gar nicht! Es geht nicht um die Modernisierung einer oder mehrerer Seilbahnen. Darüber lässt sich immer trefflich diskutieren. Es geht um einen massiven Eingriff in die Natur, wo tausende Kubikmeter Berg einfach abgetragen werden sollen. Wo bis dato noch unberührte und (zumindest von Seilbahnen und präparierten Pisten) unerschlossenes Gletschergebiet zugänglich gemacht werden soll. Bei einem Projekt solchen Ausmaßes geht es auch nicht mehr nur um die Menschen, die von solch einer Erschließung profitieren. Es geht uns alle an, da solch ein Vorgang nicht zuletzt ein Präzedenzfall für andere Gebiete werden kann, die ebenfalls mit dem Argument der Notwendigkeit, hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit einer Tourismus-Destination auf den Plan gerufen werden und ans Werk gehen.

Wo liegt die Wahrheit?

Information ist wichtig um sich eine Meinung bilden zu können. Die oben genannten Fakten und Ausmaße des Projekt sprechen für sich. Dennoch habe ich auch versucht die Argumente der anderen Seite zu finden. Vergebens. Liegt das an dem Übergewicht der Gegner, die die Diskussion und somit die Berichterstattung prägen? Ich glaube nicht. Auch auf Nachfrage bei den Tourismusdestinationen, ob es von deren Seite Stellungnahmen zu diesem geplanten Zusammenschluss gäbe, kam keine Reaktion.

Leider! Auch wenn ich merklich gegen dieses Projekt bin, so glaube ich, dass sich jeder sein eigenes Bild machen und seine eigene Meinung bilden sollte. Dazu gehören immer beide Seiten. Wo in einigen Statements vom „Wegsprengen eines ganzen Gipfels“ die Rede ist, findet man an anderer Stelle immerhin die Information, dass es sich um einen Grat, nicht um einen Gipfel handele. Ob Grat oder Gipfel. Schlimm genug und nicht akzeptabel, wie ich finde. Dennoch sieht man an diesem Beispiel, wie Diskussionen manchmal geführt werden. Jeder sollte sich so gut wie möglich ein Bild über eine Situation machen. Dann kann jeder auch für sich entscheiden.

Nur noch Erinnerung?

Die Natur verändert sich heutzutage aufgrund der klimatischen Veränderungen rasant. Mir ist daher auch klar, dass mein Bild der Gletscherzunge, die ich aus meiner Jugend in Erinnerung habe, ein längst vergangenes Bild ist. Es kehrt nicht zurück. Aber einen derart großen Eingriff in die Natur, angesichts eben genau dieser Veränderungsprozesse ist für mich unverantwortlich und dumm.

 

Daher unterstĂĽtze ich die Gegner dieses Projekts.

Bilde Dir Deine eigene Meinung und mach Dich bemerkbar. Nur so können wir als Individuum etwas bewegen.

Nein zur Gletscherverbauung Pitztal - Ă–tztal
Nein zur Gletscherverbauung Pitztal – Ötztal

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