Achtung Gefahr! Das unterschätzte Risiko beim Rodeln und Schlittenfahren & 10 Regeln zur Sicherheit

Zuletzt aktualisiert am 9. August 2023

Rodeln im Winter ist für Kinder und Erwachsene eine sportliche Abwechslung, die einen gewissen Spaßfaktor nicht vermissen lässt. Allerdings birgt das Rodeln auch Risiken und Gefahren! In Österreich kommt es aufgrund von Schlittenfahrten jährlich zu mehr als 2.200 Verletzungen! In der vergangenen Saison kam es zu 5 Todesfällen!


Spaß und Bewegung im Winter an der frischen Luft. Zahlreiche sportliche Aktivitäten stuft man in Sachen Gefahren intuitiv höher ein als das Rodeln. Vielleicht liegt es daran, dass wir es von Kindesbeinen an kennen. Vielleicht auch daran, dass man keine besonderen Kurse belegen muss, um den Schlitten, subjektiv gesehen, zu beherrschen und zu kontrollieren.

Aber Kontrolle ist in vielen Fällen nur das Ergebnis der „Risiko-Können-Waage“. Je nachdem, welche Waagschale schwerer beladen wird, steigt der Kontrollverlust.

Rodelunfälle und die Frage nach dem Warum?

Sicher spielen die wachsenden Teilnehmerzahlen an dieser Freizeitaktivität eine Rolle. Sicher aber auch die Tatsache, dass für viele Menschen ein „Höher-Schneller-Weiter“ eine augenscheinliche Notwendigkeit ist, um das perfekte Selfie oder den beeindruckendsten Videoclip mit der Action-Cam zu drehen.

Fakt ist, dass die Risikobereitschaft zugenommen hat. Aber auch die Sorglosigkeit in Sachen Ausrüstung und Sicherheit, gerade beim Rodeln, offensichtlich ist.

Crashtests der TU Graz*

In der Rodelsaison 2019/20 starben in Österreich fünf Menschen! 

Kollisionen mit stehenden Hindernissen zählten dabei zu den häufigsten Todesursachen. Mehr als 2.200 Menschen verletzen sich jährlich bei Rodelunfällen. Das österreichische Kuratorium für Verkehrssicherheit hat gemeinsam mit der Technischen Universität Graz in einem computersimulierten Crashtest 2020 erstmalig Rodelunfälle untersucht**.

Dabei haben die Experten alarmierende Erkenntnisse erlangt:  tödliche Kopfverletzungen sind bei Kollisionen schon bei geringen Geschwindigkeiten möglich. In der Studie wurden anhand von Berechnungen und Computersimulationen mit virtuellen Menschenmodellen untersucht, welche Maßnahmen das Verletzungsrisiko beim Rodeln verringern können. Gerade bei Kindern verringert das Tragen eines Helmes das Verletzungsrisiko beim Rodeln dramatisch. Aber auch die richtige Sitzposition ist entscheidend!

Sicherheitsfaktor Helm beim Rodeln

Die Computersimulationen haben gezeigt, dass für Kinder, die ohne Helm rodeln, bereits bei geringen Geschwindigkeiten eine erhebliche Verletzungsgefahr besteht

  • Ab ca. 10 km/h ein erhebliches Risiko für schwere Kopfverletzungen
  • ab einer Geschwindigkeit von ca. 20 km/h zusätzlich steigendes Risiko für Rippen- und Oberschenkelfrakturen

Stefan Smit, einer der Forscher am Institut für Fahrzeugsicherheit: „Die Untersuchungen belegen, dass ein Helm das Kopfverletzungsrisiko deutlich reduziert – und zwar unabhängig von der Geschwindigkeit und unabhängig davon, ob die Person frontal oder seitlich gegen ein Hindernis prallt“.

Der sicherste Platz auf dem Schlitten

Bei zwei Personen auf dem Rodel gilt: Die Sitzposition hat einen zusätzlichen Einfluss auf den Verletzungsgrad bei Kindern.

Sitzt das Kind vorne am Schlitten, besteht neben dem Kopfverletzungsrisiko auch ein erhebliches Risiko für Verletzungen des Thorax bzw. der Oberschenkel des Kindes, so das KFV und die TU Graz: „In allen unseren Simulationsszenarien wurde das Kind durch den dahinter sitzenden Erwachsenen förmlich in den Baum ‚gedrückt‘. Während für den Kopf schon allein der Anprall am Baum kritisch ist, sind Thorax und Oberschenkel durch das Gewicht der erwachsenen Person und durch die Interaktion mit dem Schlitten so einer extremen zusätzlichen Belastung ausgesetzt.“

Für Kinder ist also der sicherster Platz HINTER dem Erwachsenen!

Sitzt das Kind vor dem Erwachsenen, wird es bei einem Unfall  zwischen Baum und der hinter ihm sitzenden Person eingeklemmt. Sitzt das Kind hingegen hinten, dient der Vordermann als zusätzlicher Aufprallschutz für den Kopf, ähnlich eines Airbags, wenn auch nicht ganz so elastisch.

Fazit der Experten

Das Fazit der Experten lässt sich in zwei kurzen Sätzen zusammenfassen:

Rodeln nur mit Helm! Kinder sitzen hinten!


10 Verhaltens- und Sicherheitsregeln beim Rodeln

Verletzungsrisiken kann man auch im Rodelsport nicht komplett ausschließen. Aber sie lassen sich zumindest mit ein paar einfachen Verhaltens- und Sicherheitsregeln minimieren.

  1. Rodeln nur mit HELM
  2. Zu zweit mit Kind auf dem Rodel: Kind HINTEN
  3. WARNHINWEISE auf Rodelbahnen beachten
  4. auf öffentlichen Wegen mit GEGENVERKEHR rechnen und BREMSBEREIT sein
  5. RÃœCKSICHT auf andere Rodler nehmen
  6. zur Ausrüstung gehören festes SCHUHWERK und ein VERKEHRSSICHERER Rodel
  7. Geschwindigkeit REDUZIEREN und an die Gegebenheiten (Gefälle, Eis, etc.) anpassen
  8. nur an ÃœBERSICHTLICHEN STELLEN anhalten
  9. KEIN ALKOHOL vor der Fahrt
  10. zur besseren Sicht: Skibrille & bei Dunkelheit STIRNLAMPE verwenden
Die Naturrodelbahn am Breitenberg bei Pfronten
**Die Forschung ist an der TU Graz im Field of Expertise „Mobility & Production“ verankert,
einem von fünf strategischen Forschungsschwerpunkten der Universität.

*Quelle: Medienservice der Technischen Universität Graz

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
TU Graz | Institut für Fahrzeugsicherheit:
Dipl.-Ing. BSc Stefan SMIT
Tel.: +43 316 873 30327, stefan.smit@tugraz.at

Ass.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Corina KLUG
Tel.: +43 316 873 30329, corina.klug@tugraz.at

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