Zuletzt aktualisiert am 15. Juni 2022
„Seinen Kopf freizumachen und das Jetzt genießen zu können“. In meinem Blogbeitrag zu Fernwanderwegen habe ich versucht die Frage nach dem „Warum?“ zu klären. Dabei bin ich einerseits auf den Aspekt der Erdung, andererseits auf den Gesundheitaspekt gekommen.
Seinen Kopf freizumachen und das Jetzt genießen zu können, aber auch die positiven Auswirkungen auf den Geist spielen eine wichtige Rolle, will man diese Frage nach dem „Warum tut man sich das an?“ klären.
Faszination Klettersteige
Was mich im Gegensatz dazu an Klettersteigen so fasziniert? Bei mir persönlich schaltet der Kopf auf Steiganlagen einfach ab. Damit meine ich nicht, dass ich Risiken in Kauf nehme oder mir deren Existenz nicht bewusst wäre. Ganz im Gegenteil. Wenn ich sage, dass sich der Kopf abschaltet, meine ich damit die immerzu wabernden Gedanken über tausendundeins Sachen. Alltagsdinge. Ideen oder notwendige Tätigkeiten, die einen (zumindest mich) immer wieder beschäftigen.
Auf Klettersteigen ist das alles nebensächlich. Es wird unwichtig und verschwindet für die Zeit der Begehung vollkommen aus dem Bewusstsein. Weil andere Dinge wichtiger sind. Der nächste sichere Tritt. Das Umhängen des Karabiners. Der nächste feste Griff an den Fels.
Es ist, wie wenn man mitten in der Großstadt das Fenster zumacht und alles auf einmal ruhig und still wird. Schallschutzfenster natürlich vorausgesetzt… Deshalb liebe ich Klettersteige. Man ist so herrlich fokussiert, dass alles scheinbar Wichtige zur Nebensache wird. Und daher war ich auch diesem Jahr auf dem ein oder anderen Steig unterwegs um die Natur, das sportliche Erlebnis und die Ruhe im Geist genießen zu können.
Die Klettersteige 2018
Ziemlich früh im Jahr standen die ersten Steiganlagen am nördlichen Gardasee auf dem Plan. Die Klettersteigrunde um den Cima Rocca ist auch für Einsteiger bestens geeignet. In leichter, gut gesicherter Kletterei geht es mit herrlichem Tiefblick auf den Gardasee auf den Cima Capi und weiter auf den Cima Rocca. Dort wartet mit den alten Tunnelanlagen eine kleine Besonderheit auf die Begehre. Dazwischen und am Ende der Runde sind noch zwei kurze, leichte Steige integriert.
Der Schluchtensteig Rio Sallagoni wurde leider im Laufe des Jahres aufgrund eines Felsturzes gesperrt. Dieser etwas andere Steig besticht weniger durch seine Höhe. Oft ist man nur ein, zwei Meter oberhalb des Schluchtbodens unterwegs. Er entführt vielmehr in eine andere Welt, die sich hinter dem schmalen Zugang in die Schlucht auftut. Am Ende wartet das Castello di Drena mit einem wunderschönen Ausblick auf das Tal nördlich von Arco.
Nach diesen doch recht frühen Touren im März ging es mit dem Roen-Klettersteig im Juni abermals in Richtung Südtirol. Oberhalb von Kaltern öffnet sich am Ende des Steigs eine der „schönsten Ausblicke auf Südtirol“. Dazu hat Kaltern rundherum auch einige genußvolle Momente zu bieten. Eine schöne Belohnung am Ende der Tour.
Weniger Klettersteig, aber am Ende doch mit einer kleinen versicherten Passage ging es dann ebenfalls im Juni auf den „ersten Allgäuer“. Den Sorgschrofen. Und zwar zum Sonnenuntergang. Und da im Sommer die Eröffnung des Ostrachtaler Klettersteigs anstand, konnte ich mir im Juli, noch vor der offiziellen Eröffnung, ungestört einen Eindruck dieses wunderbaren Steigs oberhalb der Passstrasse zwischen Bad Hindelang und Oberjoch machen.
Mein beeindruckendster Klettersteig 2018
Der Juli war ohnehin der Klettersteig-Monat 2018. Abermals am Gardasee hat der Leiternsteig Via dell’Amicizia und auch der kurze Klettersteig auf den Colodri, direkt neben der Burg von Arco, seine Spuren hinterlassen.
Das Highlight dieses Monats, ach was, des ganzen Jahres, war aber die Tour auf den Prisojnik in Slowenien.
Dieser Klettersteig mit dem riesigen Felsenfester am Ende und auch der Gipfel des Prisojnik selbst waren einfach magisch! Leider hat uns das Wetter bei der ebenfalls geplanten Begehung des Mangart einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber Slowenien wird in jedem Fall wieder eines der Klettersteigziele der kommenden Jahre werden.
Auch wenn mit dem Mittenwalder Klettersteig im August noch ein langgehegter Wunsch in Erfüllung ging, so konnte dieser Höhenweg die Eindrücke des Klettersteigs im Triglav bei weitem nicht erreichen. Dennoch ist dieser Steig mit seinem herrlichen Tiefblick auf Mittenwald und das umliegende Karwendel allemal eine Reise wert!
Und weiter geht’s
Immer wieder interessant, wenn man rückwärts betrachtet sieht, wie viele Touren es dann doch waren. Jetzt, in der standen Zeit und nach den vielen Wochen die seit dem letzten Klettersteig vergangen sind, kribbelt es schon wieder in den Fingern. Und die Vorfreude auf die kommende Saison steigt stetig.
Irgendwann, noch bevor ich 70 bin, möchte ich einen mit Sicherung gehen. Was aber auf jeden Fall auch für mich zutrifft, bin ich auf schwierigen Wegen unterwegs oder gar auf Kletterstellen, dann ist jeglicher andere Gedanke vergessen. Diese Tatsache hat mich vor Jahren aus einer Lebenskrise heraus katapultiert.
Das ist genau das, was ich meine. Du bist einfach nur für Dich. Konzentriert. Und alles andere ist weit, weit weg… 🙂