5 + 1 Gründe für ein gutes Fernglas

Warum auf Wanderungen in meinem Rucksack immer öfter ein Fernglas ist? Und was man sich dafür kaufen kann? Eine Antwort dafür ist »Zeit«. Aber es gibt noch 5 andere gute Gründe.


Immer öfter nehme ich bei meinen Wanderungen ein Fernglas mit auf Tour. Weniger bei Klettertouren oder Alpintouren. Aber auf quasi normalen Wanderungen und leichten Bergtouren. Gründe hierfür gibt es viele. Und gute Argumente.

Die besten Argumente, warum man sich ein Fernglas kaufen sollte, liefert die Natur selbst. Einerseits unser Körper. Denn unser Auge kann Dinge in großer Entfernung einfach nicht vergrößern. Andererseits das, was sich um uns herum in der Natur abspielt und was man dort so alles entdecken und beobachten kann.

Es sind die Tiere und es ist die Landschaft in der diese Tiere leben und die mit bloßem Auge nicht immer so zu erfassen sind.


Grund 1

Murmeltiere

Die Tiere sind im Grunde sehr scheu, auch wenn sie sich an einigen viel frequentierten Orten an Menschen gewöhnt haben. In sicherer Entfernung kann man sie aber gut beobachten, ohne sie dabei allzu sehr zu stören. Bei dieser kleinen Murmeltier-Familie in den Schweizer Alpen hatten wir enormes Glück.

Auf der ansonsten doch recht fordernden Tour zur Plaine Morte, einem Gletscher unterhalb des Wildstrubel, war das Schauspiel für uns mehr als nur eine Verschnaufpause. Nomen est omen: das Bild entstand entlang des sogenannten Murmeltierwegs.

Eine Murmeltierfamilie in der Schweiz
Eine Murmeltierfamilie in der Schweiz

Grund 2

Vögel beobachten

Mit der Kamera und einem Teleobjektiv ist es schon schwer Vögel im Flug zu beobachten. Wie diesen Bartgeier, den ich bei unterhalb eines 3000ers in den Stubaier Alpen vor die Linse bekommen habe.

Mit einem Fernglas ist das Beobachten von Vögeln zwar auch nicht so einfach, aber aufgrund des Themas Fokussierung und Scharfstellen doch deutlich leichter. Das fällt nämlich im Vergleich zum Teleobjektiv weg.

Ein Bartgeier in Tirol
Ein Bartgeier in Tirol

Grund

Gemsen

Gemsen gibt es viele. Gerade im Karwendel. Aber auch andernorts. Erst kürzlich habe ich auf meiner Wanderung im Thierseetal unzählige von ihnen gesehen. Allerdings in sehr weiter Entfernung. Und dann auch meist mit einem sehr schnellen Fluchtreflex. Im Vergleich zu Steinböcken sind sie äußerst scheu.

Dieses schöne Exemplar stand im Abstieg vom Mittenwalder Kletterstein zur Brunsteinhütte und war kurz darauf auch schon wieder hinter dem Joch verschwunden.

Gemse im Karwendel
Gemse im Karwendel

Grund 4

Steinböcke

Der Adler ist der König der Lüfte. Und der Steinbock der König der Alpen. In jedem Fall unser Lieblingstier. Während ältere Steinböcke meist sehr entspannt sind und daher auch mit bloßem Auge sehr gut beobachtet werden können, so sind die jungen Steinböcke deutlich vorsichtiger. Gerade wenn sie noch ganz klein und mit ihren Müttern unterwegs sind.

Ein Fernglas hilft da enorm beim Beobachten, wenngleich ich zugeben muss, dass mit ruhiger Hand auch das Teleobjektiv an einer Kamera gute Dienste leistet. So komme ich aber zu meinem Extra-Agrument am Ende dieses Beitrags.

Junger Steinbock in den Allgäuer Alpen
Junger Steinbock in den Allgäuer Alpen

 


Grund 5

Berggipfel am Horizont

Das Matterhorn
Das Matterhorn aus ungewohntem Blickwinkel

Hättest Du ihn erkannt? Dieser Gipfel ist der vielleicht berühmteste Gipfel der Alpen. Nur aus einem Blickwinkel, wie er sonst nicht dargestellt wird. Auf unseren Touren rund um Crans Montana haben wir zunächst gezweifelt, es uns aber von Einheimischen bestätigen lassen. Das ist das Matterhorn.

Das Bild ist auf der Wanderung von Colombire zum Petit Mont Bonvin entstanden. Und zum Glück war hier nicht nur mein »Tele« im Gepäck, sondern auch ein Fernrohr vor Ort mit dem wir den Gipfel in aller Ruhe bestaunen konnten.

Auf Entdeckungstour rund um Crans Montana
Rund um Crans Montana gibt es einige solcher installierter Fernrohre
Tipp

Falls Du Dir ein Fernglas kaufen möchtest

Falls Du Dir ein Fernglas kaufen möchtest, solltest Du vor Dich vor Deiner Wahl ausgiebig informieren und die Ferngläser auch einmal testen. Vergrößerung, Lichtdurchlässigkeit und Schärfe können bei den unterschiedlichen Modellen am Markt stark variieren. Und auch das Gewicht spielt, je nach Einsatzbereich, eine Rolle.

Zwei Zahlen, die immer bei Ferngläsern angegeben werden sind für Deine Entscheidung ebenso wichtig. Zum Beispiel die Angabe 10×56. Die 10 verweist auf den Vergrößerungsfaktor. In diesem Fall eine 10fache Vergrößerung. Die 56 bezieht sich auf den Durchmesser der Frontlinse und gibt einen Hinweis wieviel Licht in das Fernglas fällt.

Je größer also die erste Zahl, desto größer erscheint auch zum Beispiel die Gemse, die Du beobachtest. Je größer die zweite Zahl, umso heller und klarer das Bild. Aber auch umso größer und schwerer wird das Glas.

Der für mich aber wichtigste Grund warum man sich ein Fernglas kaufen und damit auf Tour gehen sollte heißt: Entschleunigung


Grund 6

Fernglas heißt Entschleunigung

Ich stelle es bei meinen eigenen Touren immer wieder fest, dass ich mir viel zu wenig Zeit nehme um Innezuhalten. Natürlich spielt für mich auch die sportliche Komponente bei eine große Rolle. Aber im Vergleich zu Klettertouren oder auf Klettersteigen bin ich auf normalen Wanderungen dennoch rastloser unterwegs. Und dadurch nimmt man natürlich viel weniger wahr.

Einfach den Blick schweifen lassen und durch ein Fernlas die Landschaft beobachten
Einfach den Blick schweifen lassen und durch ein Fernlas die Landschaft beobachten

Dabei kann man mit ein paar Pausen mehr so viel mehr sehen und entdecken. Und da hilft so ein Fernglas ungemein. Es wirkt wie so ein kleiner Trigger.

Man setzt sich hin. Sucht erst mit bloßem Auge die Umgebung ab. Dann nimmt man das Fernglas in die Hand und dringt tiefer in die Natur ein. Und da gibt es, wie bereits beschrieben, so einiges zu entdecken. Tiere, Gipfel und auch die Landschaft selbst. Dinge die plötzlich auftauchen oder die zuvor klein und weit entfernt waren. Jetzt können sie in einer ganz anderen Perspektive beobachtet werden.

Natürlich kannst Du das auch mit dem bloßen Auge machen. Die Beobachtungszeit wird aber deutlich kürzer sein als die Zeit, die Du Dir bei einer Beobachtung durch ein Fernglas nimmst. Auch möglich: Du siehst Dir die Tierwelt aus der Entfernung durch eine Kamera mit entsprechendem Objektiv an. Aber dann bist Du schon wieder in unserer technischen Welt angekommen und es geht weniger um das Beobachten, als vielmehr um den richtigen Schnappschuss.

Natürlich sind auch Bilder, die man dann mit Freunden oder in sozialen Netzwerken teilen kann, toll. Letztlich landet das Bild dann irgendwann nur im Archiv. Bei mir findet es idealerweise den Weg in diesen Blog und in meine Berichte. Aber das gilt ja nicht für jeden.

Auch wenn ich meist mit viel Technik auf Tour bin habe ich festgestellt: ohne den Auslöseknopf unter dem Zeigefinger gehört der Moment der Beobachtung einfach nur Dir. Und der bleibt deutlich länger und intensiver in Erinnerung. »Old school« hat schon was, in unserer sonst von Technik so bestimmten Welt.

Mein Tipp: einfach mal ausprobieren!

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