Von Rizinusöl und Sozialstandards. Wie die Outdoor-Branche Nachhaltigkeit anstrebt.

München Ende Januar ging in München die weltweit größte Sportfachmesse, die ISPO, zu Ende. Der zu Beginn äußerst schneereiche Winter hat laut den Verantwortlichen das Interesse für Wintersportprodukte gesteigert. Neben dem neuesten Sportequipment präsentierten über 2.800 Unternehmen Neuheiten und Trends aus den Bereichen Outdoor und Health & Fitness. Ein zentrales Thema der Messe war die zunehmende Digitalisierung der Sportbranche. Die Sportartikel-Hersteller setzen aber auch stark auf ein Thema, das Konsumenten in Umfragen gerne als wichtig erachten: Nachhaltigkeit. Bei genauerer Betrachtung umfasst das Thema Nachhaltigkeit ein sehr weites Feld. Von fairen Arbeitsbedingungen und sicheren Produktionsstätten über die umweltverträgliche Gewinnung von Rohstoffen bis hin zur klimafreundlichen Produktion, der Wiederverwertbarkeit von Materialien und einer langen Nutzungsdauer.

ISPO 2018 in München
ISPO 2018 in München

Gerade bei der Nutzungsdauer tut sich die Branche aber in Teilen schwer. Modische Trends sorgen oft dafür, dass Bekleidungsstücke nach einer Saison bereits wieder „out“ sind. Wobei gerade ein langer Lebenszyklus letztlich für eine positive Ökobilanz eines Gegenstands sorgt. Skandinavische Hersteller haben hier, ohne groß die Werbetrommel zu rühren, oft die Nase vorn. Sowohl in der Produktion als auch in ihrem unaufgeregten Design setzen die hierzulande weniger bekannten Hersteller wie „Houdini“, „Aclima“ oder „Tufte“ mit ihren Naturtönen Maßstäbe. Diese Kollektionen überdauern dabei kurzfristige, modische Trends und sind in der kommenden Saison nicht zwangsläufig „out“.

In Deutschland sind es Firmen wie das oberschwäbische Familienunternehmen „VAUDE“, die den Ton in Sachen Nachhaltigkeit angeben. Reißverschlüsse, Schnallen oder Haken werden aus einem auf Rizinusöl basierenden Kunststoff gefertigt. Fleecestoffe, deren mikroskopisch kleinste Partikel beim Reinigungsvorgang in den Wasserkreislauf gelangen können, werden aus Holzfasern hergestellt. Somit können sie beispielsweise im Meerwasser vollständig abgebaut werden, ohne als „Mikroplastik-Müll“ die Meeresbewohner und letztlich die Menschen selbst wieder zu belasten. Weitere Komponenten in der Herstellung neuer Kleidungsstücke sind aus Recycling-Material.

Die Green Shape Core Collection von VAUDE
Die Green Shape Core Collection von VAUDE

Bei vielen Firmen findet die Produktion nach wie vor in Fernost statt, wo Arbeit günstiger ist als Hierzulande. Alltag in einer sich immer weiter globalisierenden Welt. Teilweise wird das auch mit den kurzen Wegen von der Rohstoffgewinnung zur Fertigung erklärt. Teilweise sind aber auch die Produktionsstätten moderner und somit die Fertigungsqualität höher als in Europa. Bei den Arbeitsbedingungen vor Ort haben die Hersteller zwischenzeitlich auch Prüfmechanismen aufgebaut und lassen sich auch mitunter von externen Firmen auditieren und zertifizieren. So soll sichergestellt werden, dass die Fertigungsstätten sich dem Einhalten strenger Sozialer Standards verpflichtet haben. Unabhängige Zertifizierungsorganisationen wie die „Fair Wear Foundation“ bekämpfen Diskriminierung und Kinderarbeit . Außerdem werden Produktionsstätten auf freie Arbeitswahl, angemessene Arbeitszeiten, sichere Arbeitsbedingungen und Gesundheitsverträglichkeit, rechtsverbindliche Arbeitsverhältnisse, Vereinigungsfreiheit und sowie die Zahlung existenzsichernder Löhne geprüft.

VAUDE auf der ISPO 2018
VAUDE auf der ISPO 2018

Befasst man sich mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Outdoor-Branche, so umspannt das Ganze also einen sehr weiten Bogen. Das Bewusstsein der eigenen Verantwortung gegenüber Mensch und Natur hat bei vielen Unternehmen schon seit längerem Einzug gehalten. Genauso wie das Thema bei deutschen Kunden einen hohen Stellenwert besitzt. Aber der erhöhte Aufwand kostet letztlich auch mehr Geld. Ob die Konsumenten jedoch auch dazu bereit sind, für neue, nachhaltige Produkte dementsprechend mehr zu zahlen, muss sich zeigen. Es lohnt sich aber beim in jedem Fall beim Kauf neuer Produkte genauer hinzuschauen. In Bezug auf umweltverträgliche Rohstoffe genauso wie in Bezug auf gute Arbeitsbedingungen. Und vielleicht kaufen Menschen künftig auch vermehrt wider dem Trend und investieren mehr in eine etwas zeitlosere Optik. Auf dass eine Jacke in allen Aspekten lange „tragbar“ ist.

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