Zuletzt aktualisiert am 13. April 2024
- Gesamtlänge: 8,12 Kilometer
- zu überwindende Höhenmeter: 860
- höchster Punkt: 2.547m
- Gehzeit: etwa 5 Stunden
- Schwierigkeitsgrad: schwer, Klettersteigskala nach Schall: C
- Wegbeschaffenheit: teils ungesicherter Klettersteig, felsige Bergpfade und breitere Wanderwege
- Einkehrmöglichkeiten auf der Tour: nein, nur am Ausgangspunkt
- erforderliche Ausrüstung: Bergschuhe und wettergerechte Kleidung, vollständige Klettersteigausrüstung, Sonnenschutz, Smartphone für Notrufe, Karte, Erste-Hilfe-Ausrüstung
Der Nationalpark Triglav hat uns seit vergangenem Herbst in seinen Bann gezogen. Die imposanten Nordwände des 2.864m hohen Triglav waren, neben der Soça, eines der Foto-Highlights unserer 2017er Touren.
Die Möglichkeiten in dieser wunderschönen Naturlandschaft sind einmalig. Wasserfälle, Tobelwege und Schluchten, Bergtouren, und, und, und. Leider blieben uns die Klettersteige im vergangenen Jahr verwehrt.
Das war aber nur einer, von 1000 anderen Gründen, den Nationalpark im Norden Sloweniens erneut zu besuchen. Am 2. Juli 2018 war es dann soweit. Wir standen nach einer mehrstündigen Tour auf dem 2.547m hohen Prisojnik-Gipfel mit einer atemberaubenden Aussicht. Nach einem alpinen Aufstieg, der zu jeder Minuten neue Eindrücke, Bilder, Erfahrungen und Emotionen für immer in unseren Köpfen verewigte… hier nun die Beschreibung zum Fensterweg auf den Prisojnik.
Zustieg zum Klettersteig
Frühmorgens beginnt diese Tour am Tičarjev Dom, einer Hütte am 1.611m hoch gelegenen Vrsič-Pass. Dieser verbindet Kranjska Gora im Norden des Parks mit Bovec im Süden. Auf einem Fahrweg geht es zunächst auf einen Sattel mit einer ehemaligen Bunkerstellung. Dort gabelt sich der Normalweg in Richtung Prisojnik und der Zustieg zum Steig. Während der Normalweg vom Sattel, etwa auf gleicher Höhe, über einen Rücken in Richtung eines große Geröllfelds abzweigt, führt der Zustieg zum Klettersteig zunächst ein paar Meter durch ein Latschenfeld hinab, bevor er im Bergwald an der Bergflanke entlang zur Einstiegswand leitet.
Der knackige Einstieg in den Fensterweg
Während unseres Zustiegs lichtete sich die noch tief hängende Hochnebeldecke und gab dann und wann den Blick auf das gut 1.000 Meter höher gelegene Ziel frei. Auf einem herrlichen Waldpfad war die Anseilstelle nach einer guten Dreiviertelstunde erreicht.
Gleich zu Beginn wartet die aus meiner Sicht größte Hürde, wenngleich die Fachliteratur etwas anderes sagt. Unter einem Überhang geht es am Drahtseil um eine Felsnase herum zu einer Platte und weiter zur Querung einer Rinne. Weite Tritte und das Umhängen der Sicherung in der Rinne machen den Reiz dieser Passage aus. Schnell wird aber klar, dass der Fels einen einmalig schönen Halt bietet und neben den gut verbauten Drahtseilen auch die nötige Sicherheit gibt.
Im weiteren Verlauf geht es gestuft, in leichter Kletterei, am Drahtseil nach oben, bevor ein schottriger, teils felsiger Pfad ungesichert hinauf führt. Diese Gehpassage führt bald auf eine Schulter die einen ersten herrlichen Ausblick nach Norden und auf die imposanten Prisojnik-Wände bietet. Während einer kurzen Rast unterhalb der folgenden leichten Schrofen-Kletterei (A/B) erkennt man rechter Hand plötzlich ein Gesicht in den Wänden, das einen den gesamten folgenden Aufstieg beobachtet.
Kriechend über Klammern und Stifte
In festem Fels und mit Drahtseil geht es, relativ einfach und gut gesichert, nach oben. Nach einigen Kehren läuft man auf eine gelb-rote Wand zu. Unter dieser Wand leitet ein Band die Querung zu einem ersten, mit Klammern gesicherten Kamin ein. Das Band lässt sich problemlos meistern, während die Klammern durchaus etwas an Armkraft verlangen, zumal innerhalb des Kamins einmal umgesichert werden muss.
Nach dieser ersten steilen Passage folgt ein zweiter, nahezu senkrechter Aufstieg durch einen schmäleren Kamin. Große Rucksäcke können hier stören, weshalb die ein oder andere Tourenbeschreibung zur Mitnahme eines Seils rät. Unsere 30-Liter-Tagesrucksäcke irritierten uns jedoch in keinster Wiese. Der Kamin selbst ist nass und dadurch teils rutschig. Der erste Teil ist jedoch kaum ausgesetzt.
Allerdings folgt im Anschluss an den senkrechten Aufstieg noch ein zweiter Abschnitt. Leicht schräg schiebt man sich unter Zuhilfenahme der Arme durch einen etwas engeren Spalt hindurch. Diese Passage wird in diversen Tourenbeschreibungen als Schlüsselstelle (C) bezeichnet.
Auch ich hatte vor diesem Abschnitt im Vorfeld den größten Respekt. Vor allem wegen der im Kopf gedachten Enge. Letztlich stellte sich die Passage jedoch als weit weniger fordernd heraus, als zunächst angenommen.
Auf dem Weg zum Prisojnik Fenster
Im Anschluß an den Kriechkamin geht es zunächst gesichert auf eine Kuppe, dann folgt ein weiterer Gehabschnitt vor dem herrlichen Wandpanorama der umgebenden Berggipfel. Es wechselt sich nun leichte, ungesicherte Kletterei mit gesicherten Passagen ab. In den frühen Sommermonaten können, wie überall im Triglav, vereinzelte Schneefelder noch auf dem Aufstiegsweg liegen.
Die Hangneigung ist dabei allerdings moderat. Nach einer weiteren Geländerippe geht es ein kurzes Stück gesichert nach unten. Eine große Schuttrinne wird sichtbar und darüber das riesige Prisojnik-Fenster.
Während unserer Tour führte das Wetter mit seinem Nebelspiel perfekt Regie. Immer wieder waberte das diffuse Licht durch die riesige Öffnung. Dann wieder strahlte das Fenster sonnenklar mit kitschig-blauem Himmel, bevor Nebelfetzen der Szenerie einen mystischen Stempel aufdrückte.
Ein Felsband führt in die große Schuttrinne, in der es ungesichert auf rutschigem Geröll in das Fenster hineingeht. Immer wieder hört man das Rieseln von Steinen, das Plätschern herunterfallender Tropfen, und ist selbst stets bedacht keinen Schotter loszutreten, während man sich dem überdimensionalen Schlund nähert.
Im Felsenfester angekommen löst sich die Spannung und der Gedanke, dass der Helm ein gewisses Maß an Sicherheit vor Steinschlag bietet. Schließlich ist der finale Aufstieg durch das Fenster hindurch erreicht. Über Klammern geht es teils steil an der nassen Wand entlang ins Licht.
Durch den Schlund ins Licht
An schönen Sommertagen ist hier, wo der Normalweg auf den Klettersteig trifft, einiges los. Wer sich aufgrund des bereits gemeisterten Wegs für den Abstieg entscheidet, kann das Klettersteig-Set abnehmen. Wer bis auf den Gipfel möchte, behält den Gurt noch an und steigt, zunächst in leichter Schrofen-Kletterei, dann wieder gesichert über Bänder und Absätze, nach oben. Nach etwa 20 Minuten wird der Aufstieg einfacher. Über breite Rücken geht es hinauf. Immer wieder beeindruckt der Tiefblick, der auf dem Grat oben auch einiges an Schwindelfreiheit abverlangt.
Es wechseln kleine gesicherte Übergänge mit langen Gehpassagen ab. Die Höhe macht sich auch konditionell bemerkbar. Schließlich taucht die Weggabelung zum Gipbfel und weiter in Richtung des anderen Prisojnik Fensters auf. Das nahe Ziel setzt nochmal neue Energie für den letzten kurzen Aufstieg frei. Auf Platten und über felsige Tritte geht es nach oben.
An schönen Sommertagen mit klarer Sicht muss der Weitblick überwältigend sein. Wie schon beim Aufstieg zum Fenster spielte aber auch auf dem Gipfel das Wetter perfekt Regie und bescherte uns mehr als nur Ausblick. Ein uns entgegenkommender Bergsteiger hatte uns bereits mehr Glück in diesem Punkt gewünscht. Sein guter Wunsch ging in Erfüllung. Gepaart mir dem Wolkenspiel, das von einer auf die anderen Sekunde neue Motive für uns bereit hielt, präsentierte sich der Prisojnik auf seine, für uns schönste Seite.
Der lange Abstieg beginnt
Nach einer ausgiebigen Rast beginnt der lange Abstieg zum Vrsič Pass. Zunächst auf demselben Weg bis zur vorhin beschriebenen Weggabelung, dann weiter in Richtung dem zweiten Fenster (Okno). Ein schottrig-felsiger und somit konzentrationsraubender Abstieg führt zu einer weiteren Gabelung die rechter Hand zurück zum Pass und Tičarjev Dom führt.
Auch im weiteren Verlauf des Abstiegs ist Konzentration gefragt. Teilweise gesichert, größtenteils aber auf alpine Steig, geht es schnell nach unten. Dabei finden sich auch hier auf der Südseite im Frühsommer immer wieder kleine Schneefelder, die teilweise den Weg einnehmen. Ab etwa 2.000m Höhe wird es aber deutlich ruhiger und der weitere Wegverlauf verspricht ein eher gemütliches Gehen. Dennoch sollte man die Augen offen halten, um die Blumenpracht, die sich auf den kargen Grasböden verstreut ausbreitet, genießen zu können.
Im Gegensatz zum bisherigen schroffen Abstieg mutet der Weg nun eher friedlich an. Er führt bald durch Latschenfelder nach unten. Das Ziel ist bereits in Sicht, bevor es nach einem großen Geröllfeld nochmals kurz nach oben geht. Deutliche Pfadspuren wollen nach links in die Irre führen. Dieser Weg ist aber teilweise sehr schwer passierbar, weshalb es sich lohnt den Markierungen zu folgen. Der letzte Teil des Abstiegs über den breiten Fahrweg ist bereits bekannt.
Am Tičarjev Dom endet eine beeindruckend schöne, vielseitige, aber auch anstrengende alpine Tour durch den Triglav Nationalpark.
Die Karte zur Tour inkl. GPX-Download
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Interaktive Karte mit Höhenprofil
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Hallo,
Wir sind den Fenster-Klettersteig heute am 28.06.21 gelaufen und aktuell können wir jedem nur davon abraten: viele Schneefelder und viel loses Geröll, es wirkt an einigen Stellen, als gab es einige Abgänge in den letzten Wochen. Insbesondere die letzten ca 100HM waren fast ausschließlich laufen auf Geröll in sehr steilem Gelände (kurz vor dem Fenster)!
In Deutschland wäre so ein Steig gesperrt gewesen…muss jeder selbst entscheiden.
Wir sind froh, es heil nach unten geschafft zu haben!
Ralf & Robin
Danke für Eure Einschätzung! Hoffe Ihr hatte trotzdem eine für Eich sichere Tour und Rückweg!!!
Wir sind den Fensterklettersteig gestern bei guten Bedingungen gegangen. Die Sicherungen die vorhanden sind waren in gutem Zustand. Hier und da könnte noch eine weitere sein aber wir waren zu keiner Zeit gefährdet!
Unbedingte Empfehlung!
Danke für Dein Feedback, Michael! Wenn ich an die Tour denke, möchte ich am liebsten gleich wieder hin! LG