Neues von der Outdoor-Branche. Nachhaltigkeit ade…?

Zuletzt aktualisiert am 9. August 2023

Vom 17. bis 20. Juni 2018 fand zum 25ten Mal die OutDoor in Friedrichshafen statt und fast alle namhaften Hersteller der Outdoor-Branche waren vertreten. 

Bei bestem Outdoor-Wetter gab sich das Who-is-Who der Branche auf dem Messegelände in Friedrichshafen die Klinke in die Hand. Grund genug bei meinen Partnern vorbeizuschauen und sich die neuesten Trends und Innovationen der Outdoor-Industrie einmal genauer anzusehen. Skylotec, Aclima und auch La Sportiva standen am ersten Messetag auf meinem Besuchszettel. Einerseits, weil mich diese Unternehmen schon längere Zeit begleiten, andererseits, weil mich die diversen Produkte dieser Hersteller einfach begeistern.

Sicherheit auf Klettersteigen

Der neue Bandfalldämpfer des Skylotec Rider 3.0
Der neue Bandfalldämpfer des Skylotec Rider 3.0

Skylotec kommt aus der Industrie und hat sich auf Sicherheitssyteme im Bergsport spezialisiert. Neben dem bereits vorgestellten Rider 3.0 fallen darunter auch Helme Handschuhe, Seile, Karabiner und Sicherungssets.

Zu der Neuerung beim Rider 3.0 – der Bandfalldämpfer ist nun deutlich kompakter, was das Einhängen am Gurt auch ohne Karabiner erleichtert – ist mir ein wirklicher „Minimalismus-Klettersteiggurt“ ins Auge gestochen.

Klein, leicht und mit der Möglichkeit, den Gurt wie einen Gürtel anzuziehen. Ermöglicht wird das durch eine einfache Schnalle im Bauchbereich und zwei magnetische Verschlüsse, die die Beinschlaufen verbinden. Ganz ohne Polsterung, aber mit Schlaufen zum Einhängen des Sicherungssets, konzentriert sich dieser neue Gurt ganz auf das Wesentliche.

Wohlfühlklima bei Aclima

Die Herbstkollektion von Aclima auf der Outdoor 2018
Die Herbstkollektion von Aclima auf der Outdoor 2018

Besonders gefreut hat mich wieder einmal der Termin bei Aclima. Nicht, weil es 1000 neue Dinge gibt, sondern weil hier alles einfach ruhig und entspannt zugeht. Typisch norwegisch. Dieses sprichwörtliche Wohlfühlklima spürt man auch in den Produkten aus Merino, die Aclima produziert.

Was Merino wirklich kann„, davon konnte ich mich ja im Herbst und Winter vergangenen Jahres überzeugen. Dass die Wolle aber nicht nur was für die kalten Tage, sondern in allen Situationen des Bergsports ein super Begleiter ist, zeigen die leichten Shirts.

Das „ideale Drunter für Bergtouren im Herbst“ hat Aclima jüngst in einer Pressemitteilung vorgestellt. Und auch „live“ auf der Messe haben die Baselayer eine gute Figur gemacht.

Mein Bergschuh 2017 von La Sportiva

Messebesuch bei LaSportiva
Messebesuch bei La Sportiva

Mein persönlicher Favorit des vergangenen Jahres in Sachen Alpin-Bergschuh kommt aus Val di Fiemme, im schönen Trentino. Genauer gesagt kommt er von La Sportiva: der Nepal Trek Evo GTX hat sich auf den Touren in Slowenien wie auch in Schnee und Eis im Allgäu absolut bewährt und mir ein komplett neues Bild von Bergschuhen dieses Kalibers aufgezeigt.

In der aktuellen Nepal-Serie warten die Schuhe mit optischen wie auch funktionellen Updates auf. Ein weiteres Highlight der aktuellen Kollektion ist auch der etwas leichtere Trango Tech GTX. Er wurde für alpine Wanderungen und technische Zustiege konzipiert.

Mit dem Kaptiva präsentiert La Sportiva zudem einen neuen Trailrunningschuh für kurze bis mittlere Distanzen. Das besondere Augenmerk liegt dabei auf dem Schaft. Dieser legt sich wie eine Socke eng an den Fuß an und verhindert durch den weichen Bund das Eindringen von Steinchen oder Schlamm.

Bildquelle ©La Sportiva

Nachhaltigkeit & Umweltschutz

Das Thema „Nachhaltigkeit“, das für mein Empfinden auf der ISPO 2018 allgegenwärtig war, war gefühlt weit weniger dominant. Nicht weil es nicht mehr existent wäre. Vielmehr weil es schon längst „bei allen angekommen ist“. So stechen einzelne Hersteller nicht mehr mit dem Prädikat der Nachhaltigkeit heraus. Vielmehr haben sich alle, oder der größte Teil, dem Thema gewidmet, weshalb es eventuell nicht mehr so hyped. Nach wie vor stellt sich jedoch die Frage: „Wie viel sind Konsumenten bereit zu zahlen, um ihren Beitrag zu leisten?“ Liegt der Beitrag im 2stelligen Euro-Bereich, so ist der allgemeine Tenor, ist das „mit der Nachhaltigkeit eine gute Sache“. Fraglich, ob bei höheren Beträgen die Nachhaltigkeit einen ebenso hohen Stellenwert hat. Gut wären natürlich steigende Absatzzahlen, die zugleich für sinkende Preise sorgen.

Ein neuer Trend kommt aus Skandinavien, vielmehr aus Schweden: Plogging. Eine Kombination aus dem schwedischen Wort für Aufräumen, „Plocka“, und Jogging. Laufen und zugleich Müll einsammeln. Gut für die Gesundheit und auch gut für die Umwelt, gerade wenn man sich die Wege in der Natur einmal genauer betrachtet. Ein Trend, der aus meiner Sicht nicht nur beim Jogging Schule machen darf, und der auch die Outdoor-Blogger-Szene schon lange erkannt hat, wie das Beispiel von Gipfelfieber zeigt.

Meine „Hingucker“ auf der OutDoor

Weltpremieren. Von ultraleichte Zelten über Schlaf- und Rucksäcke, bis hin zu den unterschiedlichsten neuen Base-, Mid- und „Sonstnochwas“-Layern. Über 950 Aussteller aus 40 Nationen waren bei der diesjährigen OutDoor am Start. Und dennoch. Bei all dem Angebot und den vielen Eindrücken stechen dann doch immer zwei, drei Messestände heraus, wo sich gute Gespräche entwickeln. Oft sind das gar nicht die spektakulären Innovationen. Vielmehr ist es manchmal die Neugierde die einen an den Stand führt und manchmal die Einfachheit einer Idee, die zu überzeugen weiß.

Beim Anblick von“Boot Bananas“ steigt allein schon aufgrund des außergewöhnlichen „Designs“ die Neugierde. Seit einigen Jahren sind die Engländer mit „Anti-Geruchs-Bananen“ unterwegs. Die Bananen in die Schuhe gesteckt und alle störenden Gerüche sollen verschwinden. Dabei sind die Dinger auch noch 6-12 Monate verwendbar. Jetzt haben die Jungs aus England einen Feuchtigkeitsabsorber im selben Design entwickelt. Diese Bananen trocken Schuhe in 4-6 Stunden und können wieder und wieder eingesetzt. Ursprünglich für den Wintersport entwickelt, helfen die Bananen auch beim Trocknen aller möglicher Ausrüstungsgegenstände.

Fußanalyse bei Joe Nimble
Fußanalyse bei Joe Nimble

Die Philosophie „Joe Nimble“ hat es mir ebenso auf den ersten Blick angetan. Die Schuhmanufaktur aus Baden-Württemberg entwickelt funktionale Schuhe, die auf dem Prinzip „Zehenfreiheit“ basieren. Ähnlich wie bei Barfußschuhen geht es um die natürliche Haltung des Fußes mit all seinen Zehen. Haltungsschäden und Schmerzen aller Art vermeiden. Bei einer Druckanalyse meiner Füße und einem anschließenden Probelauf mit einem der Trail-Schuhe konnte ich mich von der „neuen Freiheit“ überzeugen.

Das Prinzip der Snow Plak
Das Prinzip der Snow Plak

Ein ISPO Award Gewinner aus diesem Jahr  2018 war dann auch noch in den Reihen der „Hingucker“. Quasi auf dem letzten Rundgang, an meinem 3. Messetag, bin ich bei Monsieur Rocca-Serra hängen geblieben. Ein unscheinbar wirkender Stand inmitten der üppig gestalteten Messestände der „Großen“. Zuerst dachte ich, es handelt sich um einen Zulieferer, der Bauteile für Schneeschuhe produziert. Weit gefehlt. Die wie halbfertige Schneeschuhe aussehenden „Snow Plaks“ sind als sichere Alternative zu herkömmlichen Schneeschuhen konzipiert. In Verbindung mit Harscheisen erlauben sie einen sicheren, stabilen Aufstieg im alpinen/hochalpinen Bereich.

Und dann doch noch was Nachhaltiges

Dass das Thema Nachhaltigkeit „medial“ nicht mehr so stark auf der Messe präsent war, habe ich ja bereits erwähnt. Dennoch gibt es, nicht zuletzt Dank meinem Outdoor-Blogger-Netzwerk „OBN“,  immer noch Neues in Sachen Nachhaltigkeit zu entdecken. Wie die Caps und Mützen aus „Müll“. So zumindest hat es mir Josh von „Flipside Hats“ erzählt. Das kleine Unternehmen aus Oregon kauft Industrie-Abfälle, die bei der Produktion aller möglicher Textilien übrig bleiben, und stellt daraus, in Verbindung mit recyclebaren Materialen, Kopfbedeckungen her. Da ist ist dann das Schild der Basecap ursprünglich aus einer alten Plastikflasche, oder die Reste der Mütze stammen aus einer Jeans-Produktion.

Dieser Ansatz ist nur einer von Vielen, der in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz überzeugt. Auf der Messe entdeckt man natürlich einige Startups oder auch zahlreiche renommierte Firmen, die sich mit der Wiederverwertung und auch der Langlebigkeit von Produkten beschäftigen. Somit ist das Thema Nachhaltigkeit definitiv ein starker Antrieb innerhalb und für die Branche, wenngleich die Energie offenbar mehr in die Entwicklung, als in die Außendarstellung fließt.

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