Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2024
Manchmal ist es Zeit, sich von den vielen Bergtouren, Klettersteigen und Skitouren zu Erholen. Zur Ruhe kommen. Sich wieder erden. Neue Energie tanken. Marrakesch ist ein Ort für die Sinne. Kaum eine andere Stadt bietet auf so engem Raum diese Fülle an Farben und Gerüchen. So fremd und doch so vertraut.
Marrakesch, eine von Marokkos Königstädten, stand schon lange auf meiner Bucket-List. Aus vielen Gründen. Auch aufgrund der Gastfreundschaft die ich vor vielen Jahren in diesem nordafrikanische Land erfahren durfte. Zu allererst aber existierte in meinem Kopf ein buntes Bild an Farben, pulsierendem Leben und unzähligen Gerüchen, die mich hier erwarten würden.
Zwischen all den Skitouren und Wanderungen wollte ich mit dem Besuch einfach einmal runterkommen, den Kopf freikriegen, was mir normalerweise auf allen meinen Touren gelingt. Um neue Inspiration zu sammeln bedarf es manchmal aber auch neuer Impulse. Marrakesch ist dafür ideal. Ein Ort, nein – ein Fest für die Sinne. Um das zu teilen, reiht sich dieser Blogbeitrag in meinen sonst deutlich outdoor-lastigeren Beiträge unter der Rubrik Reisen ein.
Meine Tipps für Marrakesch im Winter
In Marrakesch ist es im Januar ein ganzes Stück wärmer als bei uns in Mitteleuropa. Tagsüber erreichte das Thermometer gut 17-18 Grad. Was aber nicht über den kühlen Wind hinwegtäuschen darf. Daher sind Jacke und auch lange Hose empfehlenswerte Begleiter. Abends und auch in der Nacht kühlt es in Sichtweite des mächtigen und schneebedeckten Atlas Gebirges zudem deutlich ab. So richtiges T-Shirt-Wetter stellte sich in meinem Fall nur gegen die Mittagszeit an sonnig-windstillen Plätzen ein.
Die Souks von Marrakesch
Ich hatte immer das Bild eines großen Marktes vor Augen, wie ich ihn beispielsweise aus Agadir kenne. Der alte mit der Stadtmauer eingerahmte Kern Marrakeschs, die alte Medina, besteht aber aus zahlreichen dieser Souks. Förmlich die gesamte Stadt ist ein einziger großer Markt, der sich aus mehreren ineinander übergehenden Märkten zusammensetzt.
Im Randbereich sind es oft kleine Marktstrassen, auf denen Dinge des alltäglichen Gebrauchs verkauft werden. Gemüse, Fleisch, Fisch, Gewürze. Oftmals auch deutlich günstiger als auf den eher von Touristen besuchten Souks der Kernstadt. Daneben gibt es Frisöre, Werkstätten, Zimmerer, kleine Gemischwarenläden, und, und, und.
Im Zentrum bietet sich hingegen ein anderes Bild. Hier trifft man weniger die Einheimischen als vielmehr die Touristen beim Einkaufen. Handeln ist Pflicht. Aber egal ob man etwas kauft oder nicht. Alleine das Schlendern durch die engen Gassen mit ihrem bunten Leben, den vielen Gerüchen, aber auch dem starken und halsbrecherischen Moped-Verkehr ist ein Erlebnis.
Übernachtung im Riad
Riad bedeutet frei übersetzt Garten. Im Falle der traditionellen Unterkünfte wird dabei auf den Innenhof angespielt, um den die Zimmer in der Regel gebaut sind. Oft, aber nicht immer, ist hier tatsächlich ein kleiner Garten vorhanden. In früheren Zeiten wurde dieser auch zum Anbau und somit zur Versorgung der Bewohner genutzt.
Heutzutage findet dort meist „das gesellschaftliche Leben“statt. Also wird dieser offene Raum oder auch Innenhof in der Mitte für Frühstück, Abendessen, oder auch zum Teegenuß untertags genutzt.
Fur einen Kurztripp nach Marrakesch empfiehlt sich in jedem Fall ein Riad als Unterkunft. Die kleinen Häuser, teilweise nur etwa 8 Zimmer, gibt es inmitten der alten Medina zu sehr erschwinglichen Preisen. Unser Unterkunft, das Riad Mounir, war beispielsweise einfach aber sehr sauber und gut gelegen. Nur wenige Gehminuten von den beschriebenen Souks, genauso wie von kleinen, meist von Einheimischen besuchten Märkten gelegen.
Bei der Buchung eines Souks muss man bedenken, dass es zu den Zimmern traditionell oft keine Türen, zumindest aber seltener abschließbare Zimmer gibt. Unser Haus hatte das. Für den Normal-Mitteleuropäer ist das sonst oftmals befremdlich.
So oder so. Auch wenn die Riads meist einfach gehalten sind, so sind sie in ihrer Lage den großen Hotels der Neustadt deutlich überlegen und kommen, zumindest gefühlt, dem echten Leben deutlich näher.
Das Umland von Marrakesch
Unweit von Marrakesch erheben sich die Ausläufer des Atlas. Sobald man die lauten Märkte der Medina hinter sich gelassen hat, gelangt man in den oft von Reichen bewohnten Speckgürtel. Zum Beispiel im Bereich des „Palmengartens“, einer großen und offenen Fläche mit eben Palmen, Kamelen und Touristenführern. Weiter hinaus aus der Stadt liegen die großen Hotel-Bunker. Auf der langen Fahrt hinaus aus der Stadt stellt man sich unweigerlich die Frage, ob die, die hier Urlaub machen, die Innenstadt je zu Gesicht bekommen.
Es geht weiter und weiter in Richtung Atlas. Immer wieder kommen kleine neue Siedlungen in Sicht. Satellitenstädte, die einem Umsiedelungsprogramm gleich in der Einöde außerhalb der Stadt entstehen, da die Kernstadt aus allen Nähten platzt. Schließlich erreicht man kleine Dörfer in denen der Handel auf den Märkten noch ganz andere Facetten bietet. Lebensmittel wie Gemüse oder Fleisch. Lebende Tiere. Werkzeug, Messerschleifer, Frisöre und alles was man so herstellen und verkaufen bzw. kaufen kann. Fremd und einfach, aber zweckmäßig.
Noch ein Stück weiter und die Straßen beginnen zu steigen. Mit zunehmender Entfernung zu Marrakesch werden sie schmäler und schlechter. Vereinzelt stehen Buden oder auch Kamele am Straßenrand. Tonkrüge, Teppiche und (sehr beliebt) Kristalle warten auf die Touristenbusse aus dem Norden. Die Landschaft ändert sich von der wüstenähnlichen Öde der Ebene in einen bunten Mix aus grünen Sträuchern, gelber Erde und rotem Sandstein. Über allem thronen die großen weißen Berge des Atlas. Skifahren kann man hier übrigens auch.
Wir haben die Tour mit einem Taxifahrer aus Marrakesch gemacht, der uns einen guten halben Tag die Landschaft und die Dörfer gezeigt hat. Erst gegen Spätnachmittag sind die Touristenbusse in der Region um den Fluss Ourika unterwegs, so dass sich der Vormittag deutlich besser eignet.
Marrakesch bei Nacht
Leuchtend hell und düster dunkel. So präsentieren sich die beiden Gesichter Marrakeschs bei Nacht.
Da sind zum einen die hell beleuchteten Sous oder auch der große Platz inmitten der Altstadt: der Djemaa el Fna. Aus dem Arabischen übersetzt bedeutet das soviel wie „Versammlung der Toten“. Hier wurden Hinrichtungen durchgeführt, weshalb der Ort auch „Platz der Gehängten“ oder „Platz der Toten“ genannt wird. Hier ist tagsüber schon einiges los. Schlangenbeschwörer, Obstverkäufer, Straßencafés und Restaurants. Alles was verkauft werden kann wird verkauft. In der Nacht tauchen viele bunten Lichtern den Platz in einen Ort der Fantasie. Fremde Stimmen, das Flötenspiel der Schlangenbeschwörer und das wilde Gewusel aus Touristen und Verkäufern, Zuschauern und Beobachtern. Sehr interessant!
Neben dem hell erleuchteten Djemaa el Fna leuchten auch die Souks in den schmalen Gassen hell. Überall glitzert es. Leuchtende, silberfarbene Teekannen und Teller, bunte Schals und allerlei Krimskrams.
Wo Licht ist, ist auch Schatten. In den späteren Abendstunden, wenn die Souks schließen, wird es ruhig in der alten Medina. Die Gassen werden gespenstisch leer. Kein lautes Rufen, kein helles Lachen, keine umtriebigen Händler. Es ist seltsam still. Ebenso wie in den äußeren Bereichen der Altstadt. Und auch wenn sich in den leeren Gassen Ab und An ein Gefühl der Einsamkeit breit macht, so fühlt man sich dennoch irgendwie sicher. Einzig der Irrgarten der vielen Wege die sich kreuzen, leichte Biegungen vornehmen und einen die Orientierung rauben, können manchmal beängstigend wirken. Vor allem wenn man drei mal an derselben Stelle vorbei kommt. Eine Navigationshilfe ist da sehr willkommen.
Essen und trinken
Last but no least zum Kulinarischen.
Denke ich an Marokko, so sind meine Gedanken unweigerlich mit Tee verbunden. Pfefferminz-Tee. Frisch gebührt mit frischen Blättern. Mehr oder weniger süß. Kleine Teekännchen und kleine Teegläser. Dazu eine Terrasse über den Souks oder ein kleiner Tisch mitten in den kleinen Gassen. Herrlich. Eine tolle Aussicht auf das bunte Treiben hat man zum Beispiel auf den Terrassen der Cafés rund um Djemaa el Fna. Aber auch rund um die kleinen Souks gibt es immer wieder Cafés mit Dachterrassen, die zum Verweilen einladen. Sehr schön der kleine Place des Epices! Und auch direkt an den Strassen macht es Spaß das bunte Treiben zu beobachten.
Das Essen ist geprägt von den traditionellen Tajine-Gerichten. Im Tontopf geschmorte Fleischgerichte mit Gemüse oder auch Fischgerichte. Herrlich. Es gibt zahlreiche kleine und große Restaurants. Je weiter man sich vom Zentrum entfernt, desto günstiger wird es. Sehr lecker war es zum Beispiel im La Terrasse Ben Youssef. Wunderschönes Ambiente und mit einem schönen Blick über die gesamte Stadt von der sehr hoch liegenden Dachterrasse. Aber auch in unserem Riad selbst haben wir gut zu Abend gegessen.
Fazit
Alles in allem war Marrakesch, wie ich es mir erwartet hatte, ein Genuss für alle Sinne und ein wunderbarer Ort um sich neue Energie und neue Inspiration zu holen. Ein Ort der Begegnung und des Handels. Ein Ort der Düfte und des Geschmacks. Und: ein Fest für die Augen.
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