Kletter(Steig)-Träume in der Bergsportregion Steinberge

Zuletzt aktualisiert am 9. August 2023
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Geradezu mystisch umhüllt der Hochnebel die Wände unterhalb des Marokka. Eine ganz besondere Stille umgibt die Berglandschaft. An diesem frühen Morgen sind noch wenige Wanderer unterwegs. Der Gewitterschauer der vergangenen Nacht hat die zuvor schwül-heißen Temperaturen deutlich sinken lassen. Sommerfrische.

Die Wassertropfen glitzern auf den bunten Blumenhängen während wir mit unserem Bergführer Wastl Fürstaller in Richtung Einstieg zum Marokka-Klettersteig aufsteigen. Seit 47 Jahren führt er Menschen sicher am Berg. Umso erstaunlicher ist sein zügiger, steter Schritt. Und man merkt ihm, wie so vielen Menschen in der Region, seine Liebe und Verbundenheit zur Heimat an. Immer wieder kommt das Gespräch auf die herrlichen Skitouren die abseits des großen Skigebiets von Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn warten. Und auf die Freeride World Tour, die Jahr für Jahr hier Station macht und wo sich die Ski-Cracks wagemutig in die steilen Flanken des Wildseeloder stürzen.

Ein Paradies für Bergsportfreunde

Vielleicht sind es die noch immer vorhandenen Schneereste des langen Winters, die Wastls Gedanken immer wieder auf das „Weiße Gold“ der Region bringen. Vielleicht ist es aber auch die Tatsache, dass ich mit seiner Nichte, ebenfalls Bergführerin, schon die Skidurchquerung der Nockberge machen durfte. Eine Tatsache die wir eher zufällig bemerkt haben, der aber aufgrund des Nachnamens durch irgendwie zu erwarten war. Dennoch zeigt das wieder einmal, wie klein die (Berg-)Welt ist.

Über der Hochnebeldecke
Über der Hochnebeldecke

Schließlich ist die steile Einstiegswand in den Klettersteig erreicht. Ausrüstung anlegen, Partnercheck und los gehts! Der wunderbar marmorierte, bräunlich schimmernde Fels ist kein Unbekannter. Und auch den Aufstieg über die Seilbrücke zum großen Band und dann weiter über den Pfeiler bis zum Gipfel des Marokka habe ich schon gemacht. Eine wunderschöne Kletterei, die heute mit dem Aufreißen der Hochnebeldecke ein ganz eigenes Panorama hinüber zu den Steinbergen bietet.

Bergpanorama hinüber zu den Steinbergen
Bergpanorama hinüber zu den Steinbergen

Ohnehin ist die gesamte Bergsportregion der Steinberge der eigentliche Ziel unserer Reise. Kletterer und Klettersteiggeher zieht es ebenso hierher wie Mountainbiker oder Wanderer. Die beiden Bergstöcke der Loferer und Leoganger Steinberge, auch als Salzburger Kalkhochalpen bezeichnet, grenzen an die Bundesländer Tirol und Salzburg und gehören geografisch wie auch geologisch zu den nördlichen Kalkalpen. Eingebettet zwischen Wilder Kaiser, Saalachtal und Steinernem Meer.

Mit der Gams auf Du und Du

Szenenwechsel. Mit dem Mountainbike sind wir von Fieberbrunn über die Steinplatte nach Lofer geradelt. Ein Stück weiter entlang der Saalach treffen wir uns mit Markus Hirnböck im Bergsteigerdorf Weißbach bei Lofer. Markus ist ebenfalls Bergführer, betreibt eine eigene Bergsportschule, und hat unter anderem die Gams-Klettersteige hier im Tal erbaut. Zahme Gams, Wilde Gams und Weiße Gams. Die Weiße Gams, ein Steig im Schwierigkeitsgrad bis D, werden wir an diesem Tag kennenlernen. Und zudem noch den „Nachwuchs“, den Markus erst kürzlich fertig gestellt hat: wir dürfen noch vor der offiziellen Eröffnung über Gams-Kitz gehen. Einen neuen Familien- und Übungsklettersteig gleich nebenan.

Auf Tuchfühlung mit der Weißen Gams
Auf Tuchfühlung mit der Weißen Gams

Die Weiße Gams liegt im Gegensatz zum Marokka in einem Waldgebiet und ist in wenigen Gehminuten vom Bergsteigerdorf aus erreichbar. Zur Mittagszeit können die Wände und Drahtseile sehr warm und heiß werden, wie uns Markus erzählt. Daher lohnt sich der Einstieg am frühen Morgen oder am späten Nachmittag.

Nicht so elegant wie die Gämsen, dafür gut gesichert, warten die 130 anregende Höhenmeter auf uns. Obwohl der Steig in der Regel gut frequentiert ist, haben sich an diesem Morgen nur sehr wenige Klettersteiggeher in den zahlreichen Sicherungen eingehängt. Angesichts der sonst hohen Frequenz bietet der Fels traumhaft griffige Bedingungen. Ein purer Genuss!

In der neuen Kitz-Gams, dem eindeutig  leichtesten Steig im Quartett der Gämsen, erzählt Markus von den 180 Arbeitsstunden die in den Bau dieses Klettersteigs eingeflossen sind. Die Routenwahl ist beim Errichten einer neuen Steiganlage entscheidend. Viele der nun strahlend weißen Felsen mussten zu Beginn mühsam von Erde und Schmutz befreit werden, bevor sich die letztlich finale Route ihren Weg durch den Bergwald nach oben fand. Ein wahrer Knochenjob. Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen, und wird Einsteigern wie auch Freunden des Klettersteig-Sports viel Freude bereiten.

Gewaltige Natur

Mit einer lässigen Abseil-Übung über eine 30 Meter hohe Wand endet der spannende Besuch bei den Gämsen. Aber ein Bergsteigerdorf wäre kein Bergsteigerdorf, wenn es nicht noch zahlreiche andere Naturerlebnisses gäbe. So zum Beispiel die wildromantische Seisenbergklamm, die mit Ihren Strudeln und Wasserfällen einen herrlichen Kontrast zu den Kletterstunden des Vormittags bietet.

Wer es etwas „rassiger“ mag kann die Klamm auch auf einer Canyoning-Tour erkunden. In der Seisenbergklamm oder auch die Fischbachklamm kann man die Urgewalt des Wassers hautnah erleben. Und auch die Saalach, die durch das Tal bis nach Unken und weiter in die Salzach fließt, ist ein wunderbarer Spielplatz für Kajak- oder Rafting-Fans.

Wir haben die Loferer und Leoganger Steinberge in den vergangenen Tagen mit dem Mountainbike umrundet und so die Klettergärten und Klettersteige erkundet. Zum krönenden Abschluss unserer Tour wartet der Rückweg zu Fuß. Über die Passauer Hütte geht es aus dem nordöstlich der Steinberge gelegenen Saalachtal zurück nach Leogang.

Die Saalach ist ein beliebtes Ziel für Kajakfahrer und Rafting-Fans
Die Saalach ist ein beliebtes Ziel für Kajakfahrer und Rafting-Fans

Alpine Kletterfreuden

Während wir die Loferer Steinberge über das Pillersetal und die Steinplatte im Norden umrundet haben, queren wir nun die Leoganger Steinberge in ihrem Zentrum. Bereits im Aufstieg über die weiten Flächen unterhalb der Passauer Hütte werden die Ausmaße dieses einstigen Riffs deutlich. Ausgewaschene und doch scharfkantige Felsen aus Muschelkalk bilden teils bizarre Formen die mich an das Gottesackerplataeu in den Allgäuer Alpen erinnern. Tiefe Spalten und Dolinen zwingen zum Verbleib auf den ausgewiesenen Wegen. Gerade bei Altschneebedingungen.

Aufstieg von Weißbach bei Lofer zur Passauer Hütte
Aufstieg von Weißbach bei Lofer zur Passauer Hütte

Auf 2051 Metern Höhe ist die Passauer Hütte schließlich erreicht. Ein exponierter Stützpunkt für Freunde des Klettersports. Einstiege zu zahlreichen kleineren Routen oder auch zu Mehrseillängen sind nur wenige Schritte von der Hütte entfernt. Und auch die beiden Klettersteige Leogang Nord und Süd laden zu einem Besuch ein.

Jausenkammerl, Himmelsleiter, Wendeltreppe oder Teufelsloch. So ideenreich die Namensgebung der einzelnen Abschnitte, so ideenreich führt der der Leogang Nord hinauf auf die Mitterspitz. Die herrlichen Tiefblicke machen den alpinen Klettersteig in den Schwierigkeitsgraden B/C, in manchen Klettersteigführern bis D, ebenso zu einem Hochgenuss, wie der Blick hinüber zu den Berchtesgadener Alpen. Den deutlich schwereren, südseitig angelegten Leoganger Klettersteig lassen wir für heute in Ruhe und freuen uns auf einen gemütlichen Hüttenabend und die letzten Sonnenstrahlen, die den Watzmann zum leuchten bringen.

Hüttenromantik
Hüttenromantik

Eine aus Fels geformte Kathedrale

Der Watzmann steht als Fotomotiv auch am nächsten Morgen hoch im Kurs. Zwischen Mittelspitze und Südspitze geht die Sonne auf. Aber er wird nicht das einzige Foto-Highlight dieses Tages bleiben. Im noch jungen Morgenlicht geht es knapp 200 Höhenmeter bergauf zum Hochzint. Dann weiter ins Melkerloch. Eine vergleichsweise leichte Tour über die zerfurchte Hochebene oberhalb der Alpenvereinshütte. Der Panoramablick nach Saalfelden und Leogang ist nicht minder beeindruckend wie der Blick auf den geschichteten Aufbau des markanten Birnhorn. Spätestens aber das Melkerloch lässt unsere Herzen schneller schlagen.

Sonnenaufgang hinter dem Watzmann
Sonnenaufgang hinter dem Watzmann, rechts die Passauer Hütte, dahinter Mitterspitz und Klettersteig Leogang Nord

Eine Mischung aus Höhle, Felsenfenster und eingebrochener Doline. Eine aus Fels geformte Kathedrale. Ein wahrer Ruhepol inmitten der massigen Steinberge in dem man nur ehrfürchtig über die Kraft der Natur staunen kann.

Das Melkerloch von Norden
Das Melkerloch von Norden

Mit dem Abstieg über den Höhenweg nach Leogang zeichnet sich das Ende unserer Steinberge-Tour an. Und spätestens im Verlauf des 1100 Höhenmeter langen Abstiegs wird uns klar, dass uns die Steinberge endgültig in ihren Bann gezogen haben und in unseren Erinnerungen nicht mehr los lassen werden.

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Klimaneutrale Anreise
Mit dem Zug aus Richtung München oder Innsbruck kommend nach Wörgl und von dort weiter mit der Regionalbahn nach Fieberbrunn bzw. Saalfelden-Leogang. Busverbindungen von Fieberbrunn nach Waidring bzw. von Saalfelden nach Lofer.

Transparenzhinweis: Zu der Tour durch die Bergsportregion der Steinberge wurde ich von den Tourismusdestinationen Saalfelden-Leogang, Pillerseetal – Kitzbüheler Alpen und dem Salzburger Saalachtal eingeladen. Diese Tatsache hatte keine Auswirkung auf meine redaktionelle Freiheit, zwingt mich aber dazu diesen Beitrag als „Werbung“ zu kennzeichnen.

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