Tubeless-Reifen waren für mich und mein Mountainbike jahrelang kein Thema. Ich fühlte mich einerseits mit meinem Ersatzschlauch in der Hinterhand immer ganz wohl. Andererseits habe ich den Aufwand, der mit dem Wechsel auf Tubless-Reifen einher geht, immer gescheut. Zu Unrecht. Denn seit ich vermehrt mir meinem Renner unterwegs bin, genieße ich den Komfort und war zudem überrascht, wie einfach ein Wechsel vonstatten geht. Was Du natürlich im Vorfeld sicherstellen musst ist, dass Deine Felge für die Montage von Tubeless Reifen geeignet ist.
Bevor wir mit der Schritt-für-Schritt-Anleitung und dem Umbau beginnen, möchte ich ein paar grundlegende Begriffe einordnen, und Dir Informationen zum benötigten Material und dem Werkzeug geben.
Transparenzhinweis: Dieses Tutotrial entstand in Kooperation mit CONTEC, die mir die Komponenten für die Umrüstung von Schlauch auf Tubeless zur Verfügung gestellt haben.
Was bedeutet TLR?
Die Aufschrift „TLR“ bedeutet „Tubeless Ready“ und zeigt Dir an, dass Dein Reifen für die Montage ohne Schlauch geeignet ist.
Das Sclaverand-Ventil
Das Sclaverand-Ventil wird auch als französisches Ventil bezeichnet. Es ist, neben dem Dunlop-Ventil und dem Autoventil, das schmalste der drei Ventilarten bei Fahrrädern. Es wird gefüllt, indem man zunächst die kleine Schraube an der Spitze des Ventils öffnet, bevor man die Pumpe ansetzt.
Während es früher primär an Rennrädern zum Einsatz kam, findet man es inzwischen auch bei Trekkingrädern und Mountainbikes.
Der große Vorteil des Ventils: der Luftdruck kann bis zu 15 bar betragen und daher ist daher für Rennräder besonders geeignet. Bei Tubless Reifen solltest Du aber mit weniger Druck fahren. Das ist auch einer der Vorteile von Tubless Reifen, da Du dadurch auch die Bodenhaftung verbesserst.
Natürlich solltest Du bei der Wahl Deines Ventils darauf achten, dass es vor der Größe her zu Deiner Felge passt. Bei meinem Partner CONTEC bekommst Du spezielle Ventile in verschiedenen Größen, je nachdem ob MTB oder Rennrad. Außerdem bieten Dir diese Ventile den Vorteil, dass Du keinen eigenen Kompressor benötigst, um den nötigen Druck zu erzeugen, damit Dein Reifen sich bündig mit der Felge verbindet. Dazu aber später mehr.
Der richtige Reifen
Reifenhersteller gibt es viele. Seit ein paar Jahren habe ich Pirelli schätzen und lieben gelernt. Daher habe ich mich für den Pirelli P ZERO Race entschieden.
Mit seinem speziellen Materialmix »SmartEVO« ist er leicht, leichtläufig und bietet eine hervorragende Bodenhaftung. Die Drei-Komponenten-Formel aus Polymeren mit »smartem Materialverhalten« gewährleistet beste Haftung sowohl auf trockenem als auch nassem Untergrund sowie einen besonders geringen Rollwiderstand.
Die Karkasse aus Nylon mit 120 TPI ist mit der Technologie »TechBELT Road« geschützt, die Perforationsbeständigkeit garantiert, ohne den Reifen zu beschweren.
- Ausführung: Faltreifen
- Compound: EVO
- Technologie / Pannenschutz: TechLINER
- Karkasse: 120 tpi, TLR
- Gewicht: 340g |370g |400g | 430g
Material & Werkzeug für die Montage von Tubeless Reifen
Neben dem Umrüstsatz, bestehend aus
- Tubeless-Reifen
- passende Ventile
- Tubeless-Felgenband (achte auf die richtige Breite)
- Dichtmilch
- und Bremsenreiniger bzw. Entfetter
benötigst Du natürlich das passende Werkzeug um Deine Laufräder aus der Gabel zu entnehmen (sofern Du keine Schnellspanner hast) und Reifenheber, um Deinen alten Mantel vom Laufrad zu nehmen.
Ein Montageständer ist dazu ein rückenschonender Helfer bei nahezu allen Arbeiten an Deinem Rad.
Und natürlich brauchst Du eine gute Pumpe, um später den richtigen Druck in Deinen Reifen zu bekommen.
Tipps zum richtigen Werkzeug habe ich Dir in einem eigenen Beitrag zusammengestellt.
Tubeless-Reifen montieren – Schritt-für-Schritt-Anleitung
Bei mir hat es noch etwas länger gedauert, aber ich bin zugegebenermaßen auch nicht der geborener Mechaniker.
Je nachdem welches Ventil Du verwendest, gibt es immer mal wieder Unterschiede in der Montage. Mal müssen die Ventile auseinander geschraubt und dann gegenläufig in die Felge eingeschraubt werden, mal gibt es nur eine Art Mutter, die das Ventil an der Felge befestigt. Lies Dir dazu am besten den entsprechenden „Beipackzettel“ durch.
Empfehlenswert ist auch genau das Ventil zu nehmen, das eventuell mit Deiner Felge ausgeliefert wurde. Andernfalls gibt es aber auch genügend Optionen zum Nachrüsten.
Schritt 1
Alten Schlauch & Mantel entfernen
Zunächst musst Du den alten Mantel und den Schlauch von Deiner Felge entfernen. Das bedeutet
- Luftblasen
- löse die Rändelmutter, die das Ventil an der Felge hält
- entferne mit den Reifenhebern zunächst den Mantel und dann den Schlauch
Schritt 2
Felgenband prüfen und gegebenenfalls erneuern
Das Felgenband muss die Löcher zu den Speichen Deiner Felge luftdicht verschließen. Ist das nicht der Fall, kann später Dichtmilch und somit auch Luft entwichen. In diesem Fall musst Du das alte Felgenband entfernen und gegen ein neues tauschen.
Achte darauf, dass Du zu Deiner Felge passende Größe des Felgenbands verwendest!
Damit das Band später gut hält, solltest Du die vorher mit einem speziellen Reiniger (z.B. mit einem Tuch und einem Entfetter bzw. Bremsenreiniger) säubern und fettfrei machen.
Dann kannst Du das Felgenbank einkleben. Gehe mit dem elastischen Band gerne auf Zug, so dass Du keine Lufteinschlüsse unter dem Felgenband hast, und das Band gut abdichtet.
Vor und hinter dem Ventilloch sollte das Band jeweils etwa 2 Zentimeter überlappen, damit Du später auf einer Länge von 4 Zentimetern ein doppelt verklebtes Band hast. Mittig darunter das Ventilloch.
Mit einem Cuttermesser oder einer Ahle machst Du nun einen Schnitt oder ein kleines Loch beim Ventilloch in das Band.
Schritt 3
Ventil einsetzen
In das Loch setzt Du nun das Ventil ein.
Wie bereist erwähnt gibt es, je nach Hersteller, verschiedene Möglichkeiten der Montage. Wichtig ist, dass das Ventil gut sitzt, ziehe die Rändelmuttern des Ventils aber erst nach der vollständigen Montage des Reifens an.
Erst dann ist er für Deine Reifenhöhe. Bei der 2. Generation entfällt dieser Schritt!
Schritt 4
TLR-Reifen aufziehen
Montiere nun den TLR-Reifen Deiner Wahl auf die Felge. Prüfe im Anschluss, ob sich das Ventil nach unten und oben bewegen lässt und Du es nicht versehentlich verklemmt hast. Gerade bei Ventilen mit Extraktionsschlauch kann das passieren.
Wenn alles passt, ziehe die Rändelmutter des Ventils fest, so dass es gut mit der Felge verbunden ist.
Achte beim Aufziehen des Reifens auf die korrekte Laufrichtung.
Die ist auf dem Rad des Reifens, zum Beispiel mit Pfeilen oder der Aufschrift „Rotation“, deutlich erkennbar.
Schritt 5
Aufpumpen ohne Dichtmilch
Nun pumpst Du Deinen neu montierten Reifen mit viel Druck auf. Eine gute Pumpe ist dabei entscheidend, da Du viel Luft einpumpen und somit Druck erzeugen musst, damit der Reifen in die Aussparungen der Felge gedruckt wird und sich wie Nut und Feder verbindet. Am besten verwendest Du einen Kompressor, der schnell viel Druck erzeugen kann.
Auch wenn der Druck aufgrund der noch fehlenden Dichtmilch nicht lange im Reifen bleiben wird, so solltest Du den Reifen dennoch voll aufpumpen. Das Einspringen des Reifens in die Felge kannst Du über einen Knall oder lauten Plopp deutlich hören.
Schritt 6
Dichtmilch einfüllen
Mit einer Flasche oder einer Spritze füllst Du nun die Dichtmilch in den neu montierten Reifen.
In der Regel musst Du dafür vorher den Ventilkern entfernen. Der lässt sich mit einem speziellen Schlüssel aus dem Ventil-Korpus herausschrauben. Der Schlüssel wird in der Regel mit dem Tubeless-Ventil mitgeliefert.
Beim Einfüllen sollte die Felge senkrecht und das Ventil an der tiefsten Stelle stehen. Schüttel vor dem Einfüllen die Dichtmilch!
Bei einer Felgenbreite von 28-40 Millimetern benötigst Du ca. 30-45 ml, bei 2.0-2.5 Zoll-Felgen 60-90 ml Dichtmilch.
Schritt 7
Reifen abdichten
Damit die Dichtmilch ihrer Arbeit nachkommen kann, muss sie im Reifen verteil werden. Dazu setzt Du zunächst den Ventilkern ein, schließt das Ventil und drehst das Rad.
Fertig. Dein Reifen ist nun einsatzbereit.
Die Vorteile von Tubeless-Reifen
Zu guter Letzt noch die Vorteile, die Du beim Einsatz von Tubeless-Reifen hast:
Zu allererst hast Du natürlich keinen Schlauch mehr, der kaputtgehen kann. Kleinere Löcher werden durch die Dichtmilch in Deinem Tubeless-Reifen abgedichtet. Das geschieht automatisch, indem sich der Reifen dreht und die Milch dadurch verteilt wird.
Tubeless-Reifen können wie bereits erwähnt mit weniger Druck gefahren werden. Das sorgt für eine bessere Anpassung des Reifens an den Untergrund bei dennoch geringerem Rollwiderstand.
In den ersten Tagen nach der Montage kann es sein, dass Du immer mal wieder Nachpumpen musst, bevor Du auf Tour gehst.
Bei mir hatte sich das nach wenigen Tagen erledigt.
Warum weniger Druck gut ist und welchen Druck Du benötigst, erfährst Du hier.
Reparatur im Notfall
Was tun, wenn doch einmal ein größeres Loch im Tubeless-Reifen entsteht?
Neben einem kleinen Reparatur-Set, mit dem ich im Fall der Fälle größere Löcher flicken kann, habe ich noch eine leichte CO2-Kartuschenpumpe in meiner Satteltasche. Und auch einen kleines Multi-Tool, um mal eine Schraube lösen oder festziehen zu können.
Bei Carbon-Rädern musst Du ohne Drehmomentschlüssel natürlich immer mit Bedacht vorgehen, wenn Du einmal eine Schraube anziehst.
Wie Du Reparaturen beim Tubeless-Reifen vornimmst, erfährst Du in diesem Tutorial.