Zuletzt aktualisiert am 9. August 2023
Während ich in der Vergangenheit Frühjahreskitouren in erster Linie mit fest gebackenen Hängen und allenfalls mit sulzigem, schwer fahrbarem Schnee in Verbindung gebracht habe, sollten diese Tage in den Kitzbüheler Alpen ein komplett anderes Bild präsentieren.
Es ist eisig kalt, als wir zu unserem zweiten Tourentag aufbrechen. Vom Steinberghaus aus geht es in Richtung Gerstinger Joch. Der Aufstieg und die Überschreitung des schmalen Grats gilt als anspruchsvollste Etappe der KAT Skitour, die in diesen frühen Märztagen 2022 auf dem Plan stehen. Bereits gestern war es mehr als frisch, als wir unweit von Hopfgarten im Brixental zum Steinbergstein aufgestiegen sind.
Gesucht & gefunden
Allerdings hatten sowohl der gestrige, als auch die vorangegangen Tage, viel Sonne und warme Temperaturen zur Mittagszeit im Gepäck. Und so waren die Erwartungen auf feinpulvrige, unverspurte Hänge nicht sonderlich hoch. Schließlich hatte es seit über einer Woche nicht mehr geschneit. Und doch hatten wir gestern zumindest einen kleinen Vorgeschmack bekommen. Allerdings hatte eine unverschämte Hochnebeldecke die Sicht vom Gipfel und auch die Sicht auf die ersten Abfahrtsmeter in einen weißen Schleier gehüllt.
Heute war kein Hochnebel angesagt. Nur strahlend blauer Himmel der sich nach einer sternenklaren Nacht über unsere Unterkunft im Windautal schob. Direkt nach dem Frühstück ging es los. Direkt vom Steinberghaus südwärts ins Tal, um dann auf den breiten Forstwegen in Richtung unseres heutigen Gipfels aufzusteigen. Gut 1200 Höhenmeter lagen vor uns. Ein wenig mehr wie am gestrigen Tag. Und auch die Strecke sollte ein Stückchen weiter sein.
Und plötzlich wurde es einsam um uns…
Bereits nach den ersten Kehren breitete sich die Sonne auf den Kitzbüheler Grasbergen aus. Schritt für Schritt ging es nach oben. Teils auf den Forstwegen, dann wieder abkürzend über die weiten Hänge. Immer den zahlreichen Aufstiegs- und Abfahrtspuren folgend. Diese wurden mit zunehmender Höhe weniger. Und auch die vereinzelten Tourengeher, die uns auf den ersten Höhenmetern begleiteten, wurden weniger und hatten offenbar andere Gipfelziele im Blick.
Das ist der Vorteil, wenn man von Tal zu Tal geht. Die wenigsten Tagestourengeher folgen diesen Wegen. Viele scheuen den Rücktransport vom anderen Tal aus.
Und so erreichten wir nach gut vier Stunden das Gerstinger Joch mit seinem beeindruckenden Blick hinüber zum Großen Rettenstein. Den schmalen, messerscharfe Gratübergang zu den Abfahrtshängen hätten wir im ersten Moment gerne umfahren.
Aber unser Bergführer Wastl, der uns schon in der gestrigen Nebelsuppe auf den richtigen Pfad geführt hatte, überzeugte uns vom Gegenteil. Und tatsächlich verliert so ein Grat schnell seinen Schrecken, wenn der Schnee auf ihm und an seinen Flanken guten Halt bietet und wenn man einen verlässlichen Guide dabei hat.
Was folgte war ein für diese Jahreszeit unerwarteter Genuss! Lockerer, weicher Schnee auf teils unverspurten und sanften Hängen. Wären wir alleine losgezogen, hätten wir zwar die Tour, aber nicht diese Hänge gefunden, die uns bis spät am Abend ein Lächeln ins Gesicht gemalt haben.
Purer Tiefschneegenuss im März
Dass diese Abfahrt noch zu toppen sein sollte, wurde uns erst am darauffolgenden Tag klar.
Während wir den ersten Etappentag der KAT Skitour ausgelassen hatten, wäre für uns nach Etappe 2 und 3 ein Freeride-Tag in Fieberbrunn geplant gewesen. Wastl hatte mit uns allerdings etwas anderes im Sinn. Es sollte direkt zum vierten Etappen Tag dieser Mehrtages-Skitour gehen. Von Aurach bei Kitzbühel hinauf in das Tourenskigebiet oberhalb der Bichlalm.
Die südwestlich ausgelegten Hänge unter uns waren nahezu aper, als wir mit dem gemütlichen Doppelsessel zur Bergstation schwebten. Dort änderte sich allerdings die Szenerie. Gute 200 Höhenmeter brachte uns der Pistenbulli im Anschluss unterhalb des Stuckkogel.
Seit die Bergbahnen hier oben abgebaut wurden, bringt dieses Pistentaxi im Halbstundentakt Tourengeher nach oben. Aber natürlich kann man auch mit eigener Muskelkraft auf den 1888 Meter hohen Gipfel steigen.
Im Prinzip könnte man hier direkt in Richtung Pletzergraben abfahren. Dieser führt nach Fieberbrunn, dem Zielpunkt unserer mehrtägigen Unternehmung. Bei dem Panorama und den unter uns liegenden Hängen fiel es allerdings schwer überhaupt einen einzigen Gedanken an diese Diretissima zu verschwenden.
Vielmehr weckte der breite Rücken in Richtung Gebra unsere Neugierde. Natürlich wusste Wastl längst, was uns erwarten würde. Schließlich war er erst vor einigen Tagen hier oben unterwegs. Satte Tiefschneehänge. Für jeden genug um seine eigenen Spuren in den Schnee zu zaubern.
Immer wieder ging es über die steilen und auch flacheren Hänge nach unten. Auffellen. Aufsteigen. Ein Stück den Rücken entlang und wieder hinein ins Vergnügen.
Die Beine schwer, die Herzen leicht
Und so hangelten wir uns den gesamten Rücken entlang in Richtung Gebra Kapelle und den dort liegenden tief verschneiten Almen. Ein letzter Aufstieg und eine weitere, nicht enden wollende Abfahrt hinunter in den Pletzergraben. Von dort noch ein paar Kilometer auf dem Talweg hinaus zum Parkplatz, wo bereits unser Shuttle wartete.
Und wären die Beine aufgrund der vorangegangenen Tage nicht schon etwas müde gewesen, wir hätten die Saunalandschaft im Hotel gerne gegen die einsame Winterlandschaft eingetauscht, die nun leider hinter uns lag.
Weitere Infos zur Skitour durch die Kitzbüheler Alpen
Ich bin mit dem Zug über München nach Wörgl gefahren und von dort mit der Regionalbahn bis nach Hopfgarten-Berglift. Von dort ging es in etwa 3 Gehminuten ins Hotel.
Die Rückfahrt erfolgte vom Bahnhof Fieberbrunn in etwa einer Stunde nach Wörgl. Mit der Gästekarte, die man im Hotel auch für den Anreisetag digital anfordern kann, fährt man ab/bis Wörgl mit der Regionalbahn und den Bussen kostenfrei im Bereich der Kitzbüheler Alpen.
Den Taxi Transfer vom Startpunkt haben die Kitzbüheler Bergführer ebenso organisiert, wie alle weiteren Transfers (im Bereich Fieberbrunn mit dem hoteleigenen Shuttlebus der Alten Post).
- Sporthotel Hohe Salve am Anreisetag
- Gasthof Steinberghaus im Windautal
- Oberlandhütte bei Aschau (DAV-Hütte)
- Hotel Alte Post in Fieberbrunn
Hinweis: wir haben nur den zweiten, dritten und fünften Tourentag absolviert. Der erste Tag beinhaltet einen weiteren Skitourentag, während Tag 4 und 6 Freeride-Tage in Kitzbühel bzw. Fieberbrunn sind.
Wir sind jeden Tag mit unserem Tagesrucksack gestartet. Neben Wechselkleidung war dort auch standardmäßig Verpflegung und die LVS-Ausrüstung verstaut.
Das restliche Gepäck wurde von Unterkunft zu Unterkunft transportiert, so dass wir nur das Nötigste dabei hatten. Der Gepäcktransfer ist bei einer Buchung der KAT Skitour inklusive.
Neben dem Bergführer sind in der Pauschale von 1890€ pro Person* die Unterkünfte (Übernachtung im Doppelzimmer), Halbpension, Gepäcktransfer und Liftkarten inklusive.
*Stand März 2022
Verhaltensregeln, die für selbst durchgeführte Touren im Grunde selbstverständlich sind…
- respektiere die ausgewiesenen Schutzgebiete
- meide die Dämmerungsstunden
- vermeide Lärm
- nimm Deinen Ihren Müll wieder mit
- parke nur auf ausgewiesenen Plätzen
- nutze wenn möglich den öffentlichen Personennahverkehr
- informiere Dich vor der Tour über den aktuellen Lawinenlagebericht
- nimm eine komplette Sicherheitsausrüstung mit auf Tour und informiere Dich im Vorfeld über die Routenführung