Zuletzt aktualisiert am 27. Juli 2022
2300 Sonnenstunden im Jahr machen das Tessin zu einem besonders attraktiven Ort für einen Aktivurlaub. Hinzu kommen die zahlreichen Wanderwege und Bikerouten, die sich durch die Region im Süden der Schweiz ziehen.
Die 7 schönsten Herbstwanderungen im Tessin haben wir bereits vorgestellt. In dieser Sammlung geht es um Mountainbiketouren.
Und zwar um Biketouren die nicht nur die herrliche Landschaft, sondern auch die Tessiner Gastfreundschaft und den Genuss der Region im Fokus haben.
Diese 7 Mountainbiketouren findest Du in diesem Beitrag:
- Carì Bike
- Alpi Bedretto Bike
- Bovarina Bike
- Monte Bar Bike
- Monte Tamaro Bike
- Cardada Bike
- Gottardo Bike
Tipp 1: Einsteigertour mit Einkehrmöglichkeit
Carì Bike
Der kurze, aber technisch interessante neue MTB Trail Carì Bike im Leventina-Tal beginnt in der kleinen Tessiner Ortschaft Molare im nördlichen Teil des Sonnenkantons auf 1‘494 Metern. Die Ortschaft ist bequem mit dem Postauto erreichbar. Die elf Kilometer der leichten Tour (450 Höhenmeter) sind in zwei Stunden gut machbar. Gestartet wird auf einer ruhigen Kantonstrasse, die sanft bergauf bis zur Talstation der Skilifte von Carì führt. Von dort geht es auf Schotterwegen ca. 300 Höhenmeter zum höchsten Punkt. Immerwährend und besonders schön der Blick auf den Pizzo Campo Tencia, den mit 3‘072 Metern höchsten Berg auf Tessiner Boden. Zum Verweilen und Genuss der regionalen Küche lädt die gemütliche Capanna Prodör ein, die mit einem kleinen Schlenker von knapp zehn Minuten schnell zu erreichen ist. Die ganzjährig bewirtschaftete Hütte liegt auf 1‘740 Metern inmitten eines Harzwaldes mit Blick auf die verschneiten Gipfel rund um das Leventina-Tal. Der Rückweg folgt erst einem Singletrail, den man sich mit Wandernden teilt. Nach einer Spitzkehre geht es auf asphaltierter Strasse erst nach Carì, dann zum Ausgangspunkt in Molare zurück. Der Bike Trail ist insgesamt nicht besonders schwierig und für Einsteiger mit etwas Erfahrung geeignet. Das Naturerlebnis und die Landschaft sind definitiv ein Highlight im Tessin.
Tipp 2: Lasagne-Tour
Alpi Bedretto Bike
Die mittelschwere Tour Alpi Bedretto Bike führt auf einem aussichtsreichen Panoramaweg durch das gleichnamige Tal. Die knapp 24 Kilometer lange Runde mit Start und Zielpunkt in Airolo ist für Genussbiker genau das Richtige. Auf einem fahrtechnisch sehr gut zu bewältigendem Höhenweg geht es stets mit freiem Blick auf den beeindruckenden Gotthardpass und das sattgrüne Tal leicht bergauf. Die abwechslungsreichen Landschaftsstriche, die mit Heidelbeerpflanzen übersäten Alpweiden und alten Lärchenwälder lassen Biker-Herzen nicht nur der Anstrengung wegen höher schlagen. Wer noch Kraft in den Beinen hat und keine weiteren 400 Höhenmeter scheut, verlässt auf halber Strecke die vorgegeben Schweiz Mobil Route 390 und folgt an der Weggabelung der Beschilderung zur Capanna Corno Gries. Entlohnt wird der zusätzliche Kraftakt mit einer der eindrucksvollsten Hütten der Tessiner Berge. Die Capanna ist ein Unikat und ähnelt einem notgelandeten Raumschiff. Das auf 2‘338 Metern gelegene „Ufo“ mit 360-Grad-Panoramasicht auf das Bedrettotal entschädigt schon allein durch diesen Blick für die zusätzlichen Mühen. Für die ausgehungerten Biker bietet die Speisekarte eine breite Auswahl an regionalen Köstlichkeiten. Wer übernachten möchte, bettet sich in einer der 50 Schlafgelegenheiten und gönnt sich abends die Hausspezialität Lasagne. Von der Hütte aus geht es vor allem auf unbefestigtem Untergrund moderat bergab. Ab der Weggabelung folgt die Tour wieder der ursprünglichen Route 390. Über schmale Brücken und vorbei an rauschenden Bächen rollt man über Alpweiden und Lärchenwälder bis zum Dorf Ronco. Eine asphaltierte Strasse führt schliesslich zurück nach Airolo. Die insgesamt 24 Kilometer werden zu zwei Dritteln auf unbefestigten Wegen gefahren, wovon einer ein reiner Singletrail ist.
Tipp 3: Fichtenwälder und Bergseen
Bovarina Bike
Die rund 24 Kilometer lange Tour Bovarina Bike startet in Olivone im oberen Bleniotal. Von dort geht es auf historischen Schotterstrassen bis nach Campo Blenio und über eine Asphaltstrasse durch das Val di Campo mit seinen Fichtenwäldern und Bergseen. Ab hier wird kräftig in die Pedale getreten, denn es geht durch alte Lärchenwälder stramm bergauf bis auf 1‘742 Meter zur Alpe Predasca. Hier grasen im Sommer Hunderte von Kühen, die Milch für die eigene Produktion liefern. Wer Platz im Rucksack hat, kann auf der Alpe feine Käsesorten und Milchprodukte kaufen. Nach weiteren Kilometern über unbefestigten Boden erreichen Biker die Capanna Bovarina. Die ganzjährig geöffnete Hütte wurde 1997 vollständig renoviert. Der moderne, holzverschalte Zementbau mit Blechdach und weiten Panoramafenstern liegt auf 1‘870 Metern und bildet den fast höchsten Punkt der Rundtour. Wie auf allen Tessiner Capannas gibt es hier leckere Speisen und Getränke, die müde MTB-Cracks stärken. Ein weiteres Highlight ist der freie Blick auf den Lago Luzzone und alle Dreitausender, die über der Greinahochebene thronen. Von der Hütte aus geht es durch Weiden und Wälder über einen rasanten und kurvenreichen, speziell für Mountainbiker angelegten Trail, der mit einer Abfahrt der Extraklasse die Mühen des Aufstiegs vergessen lässt, zurück hinunter bis Orsàira. Der letzte Streckenabschnitt führt über Asphalt zurück nach Pianchera. Von dort aus gelangt man über einen leichtgängigen Pfad nach Campo Blenio und über die alte Schotterstrasse des Sosto schliesslich zurück nach Olivone. Ganze 1‘200 Höhenmeter auf insgesamt 24 Kilometern, vier davon auf Singletrails, fünf auf unbefestigtem Untergrund und 15 auf Asphalt, sind auf der als schwer klassifizierten Mountainbike-Tour zu bewältigen.
Tipp 4: Hoch über Lugano
Monte Bar Bike
Konditionell und fahrtechnisch liegt die MTB-Strecke Monte Bar Bike im mittleren Anforderungsprofil. Landschaftlich ist die Höhentour ab Bidogno hingegen ganz vorne dabei. Über 22 Kilometer (knapp 900 Höhenmeter) führt sie oberhalb von Lugano über die Berghänge zur gleichnamigen Capanna Monte Bar. Auf der grossen Panoramaterrasse der architektonisch ansprechenden Hütte reicht der 180-Grad-Blick vom Monte Gazzirola über die Denti della Vecchia, vom Golf von Lugano über die Hügel des Malcantone bis zu den Viertausendern der Walliser Alpen. Wer länger als für einen Pausenstopp bleiben möchte, übernachtet in einem der modernen Zimmer und erlebt einen geselligen Tessiner Hüttenabend. Der eigens für Biker konzipierte Stützpunkt bietet neben einem absperrbaren Fahrradkeller auch Ladestationen für E-Bikes und eine kleine Werkstatt. Der Rückweg führt über einen Singletrail von drei Kilometern Länge bergab bis zum asphaltierten Fahrweg, der unterhalb der Alpe Musgatina wieder zum Motto della Croce und nach Bidogno führt.
Tipp 5: Singletrails und Hütteneinkehr
Monte Tamaro Bike
Die sehr anspruchsvolle Tour Monte Tamaro Bike startet ganz entspannt mit einer Gondelfahrt zur Alpe Foppa. Doch so gemütlich geht es nicht weiter: Schon der erste Teil der Runde über insgesamt 31 Kilometer führt auf unbefestigten Trails steil nach oben. Der ruppige Aufstieg erfordert höchste Aufmerksamkeit und Konzentration. Mehr als 330 Höhenmeter weiter ist die Zwischenstufe bei der Antenne erreicht. Dort lädt die bewirtete Capanna Tamaro erschöpfte Biker zur Rast ein, während der Ausblick vom höchsten Punkt der Runde wie ein Pflaster wirkt. Die Terrasse erfreut mit einer herrlichen 360-Grad-Panoramasicht auf den Talboden, Richtung Tessiner Hauptstadt Bellinzona im Norden und Lugano mit dem See im Süden. Im Westen ist der Lago Maggiore zu sehen, der von Locarno und seinem Delta dominiert wird. Hier können die Batterien aufgeladen werden für die folgende lange und technisch anspruchsvolle Singletrail-Abfahrt. Auf der 32 Kilometer langen schweren Tour sind ganze zehn Kilometer allein auf Singletrails zu bewältigen, zwölf weitere Kilometer auf Naturbelag und die restlichen zehn auf Asphalt. ticino.ch/tamarobike
Tipp 6: Palmen, Panorama und Polenta
Cardada Bike
Nicht weniger herausfordernd die Cardada Bike mit dem höchsten Punkt der gleichnamigen Alpe und der Pausenstation Capanna Lo Stallone auf knapp 1.500 Metern. Beachtlich sind die bis dahin zu bewältigenden Höhenmeter, denn die Tour startet beim Bahnhof in Locarno-Muralto unweit des Lago Maggiore auf nur 205 Metern. Der erste Streckenteil führt auf asphaltierter Strasse zum Monte Brè. Von dort wird es steiler und fahrtechnisch knifflig, denn die Singletrails bis zur Alpe Cardada verlangen höchste Konzentration. Im Anschluss ist die Hälfte der insgesamt 30 Kilometer langen Rundtour geschafft und der Einkehrschwung garantiert. Die urige Steinhütte Lo Stallone inmitten saftig grüner Almwiesen heisst Mountainbiker sowie Wanderer unter anderen mit verschiedenen Polenta-Gerichten willkommen – eine Spezialität des Hauses sowie im ganzen Tessin. Erfrischt und voller Energie geht es weiter auf schmalen Serpentinen, Feldwegen und zuletzt über Asphalt zurück nach Locarno. Insgesamt weist die Strecke Passagen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden auf. Besonders hervorzuheben und deshalb auch mit „top“ zu bewerten: die vielen Panoramen mit Ausblick auf das Centovalli und den Lago Maggiore. Eine entschärfte Variante mit Nutzung der Standseilbahn von Orselina bis Cardada empfiehlt sich für all jene Biker, die den kräftezehrenden Anstieg zu Beginn vermeiden wollen. Die mittlere bis schwere Tour ist konditionell und fahrtechnisch sehr anspruchsvoll. Ganze 1.450 Höhemeter sind über 30 Kilometer zu überwinden, davon 7 Kilometer allein auf Singletrails.
Tipp 7: Geschichtsträchtige Durchquerung des Alpenhauptkamms
Gottardo Bike
Die klassische MTB-Tour Gottardo Bike führt ambitionierte Bergsportler zwischen Andermatt und Biasca auf einer Länge von 116 Kilometern insgesamt 3‘443 Höhenmeter bergauf. Gerade die Singletrails über zehn Kilometer erfordern eine sichere Fahrtechnik. Die längste der sieben Tessiner MTB-Strecken mit Hüttenanbindung, die je nach Kondition in einer, zwei oder drei Etappen gefahren werden kann, kombiniert hochalpine und eindrucksvolle Landschaften mit einer grossen Portion Schweizer Geschichte. Der Gotthardpass, seit jeher eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen, erlangte im Zweiten Weltkrieg zusätzliche Bedeutung. Heute wird auf den abwechslungsreichen, ursprünglich militärischen Strassen gewandert oder geradelt. Mountainbiker durchqueren eine von Gletschern geformte Landschaft zwischen schroffen Hochgebirgszügen mit knapp 50 Seen und Teichen, fast 60 Bächen, 15 kleinen Mooren und einigen idyllischen Alpweilern. Die Capanna Cadagno ist der ideale Rastplatz auf der langen Tour. Auf 1‘987 Metern in der Tessiner Alpenregion Val Piora direkt an der Gottardo Bike Strecke gelegen, bietet sie – je nach geplantem Pensum – eine Pause oder Übernachtungsmöglichkeit. Diese Entscheidung will weise getroffen werden, denn anschliessend wird noch einmal kräftig in die Pedale getreten. Die Strecke folgt der alten Lukmanierstrasse und gilt als einer der malerischsten Pässe der Schweiz. Die letzte Teilstrecke führt durch sattgrüne Ebenen, Lärchenhaine und dichte Tannenwälder. Zum Glück entschädigt die unberührte Natur für sämtliche brennenden Muskeln. Nicht umsonst gilt Gottardo Bike als eine der schönsten Touren des Nordtessins.